Flug 93 Filmtipp

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Lange, bevor Greengrass mit den Angehörigen Kontakt aufnahm, hatte der Autor und Regisseur sich ausgiebig mit dem Ereignis beschäftigt und die Möglichkeit einer Verfilmung überlegt. Nach dem Abschluss von „Die Bourne Verschwörung“ verzögerte sich sein nächstes Studio-Projekt, Greengrass erinnerte sich an seinen ursprünglichen Plan, „aber ich war nicht sicher, ob es die richtige Zeit dafür war“. Er diskutierte sein Vorhaben mit dem Produzenten Lloyd Levin: Der Flug United 93 sollte als Fokus dienen, als Prisma, das den Zuschauern einen außergewöhnlichen Blick auf 9/11 erlaubt.

Nach dieser Vorgabe schrieb Greengrass ein 21seitiges Treatment, im Sommer 2005 bekam er für sein Projekt grünes Licht.

Ganz bewusst spielt seine Story zwischen den Lotsen, den Passagieren und der Crew. Bereits im Treatment schrieb er: „Dies ist kein Film mit einer netten Figurenentwicklung. Er versammelt 44 Individuen, die zufällig gemeinsam in einem Flugzeug sitzen. Ihre 90minütige Reise wird in Echtzeit geschildert. Zwischendurch sieht man lediglich die Kontrollzentren, auf deren Bildschirmen der ganze Horror der 9/11-Operation zu sehen ist.“

Im August begann Kate Solomon ihre Arbeit als Verbindungsperson zu den Familien. Sie schrieb den Angehörigen der Opfer einen Brief, der die Absichten des Films erläuterte und um Mithilfe an dem Projekt bat. Nahezu alle Familien sagten ihre Unterstützung zu. Im September und Oktober wurden sieben Wochen lang mehr als 100 Interviews mit den Hinterbliebenen geführt.

„Die Familien wollten durch ihre Mitarbeit ihre Angehörigen ehren“, berichtet Solomon, „es ist noch immer eine schmerzliche Angelegenheit, aber viele verspürten ganz einfach das Bedürfnis, bei unserem Projekt mitzuwirken.“

Die Hinterbliebenen wurden während der gesamten Produktionszeit auf dem Laufenden gehalten. Sie wurden über die Besetzung informiert, bekamen Fotos von den Schauspielern, und einige Darsteller nahmen Kontakt mit den Familien auf. Solomon verschickte alle zwei Wochen einen Newsletter, der über den Fortgang der Dreharbeiten informierte. Mit Video-Botschaften, die Angehörige in einem eigenen Internet-Bereich abrufen konnten, unterrichtete der Regisseur über den Fortschritt des Projekts. Diese vielfältige Art der Kommunikation führte zu einem intensiven Informationsaustausch zwischen Angehörigen und Filmemachern, „einige Familien sprechen sogar von ‚unserem Film’“ ergänzt Salomon.

Für eine zweite Serie von Interviews mit Zeugen und Beteiligten der Geschehnisse wurde der Autor und ehemalige „60 Minutes II“-Produzent Michael Bronner engagiert, der viele Gespräche mit betroffenen Zivilisten und Militärs führte. Seine detailgenauen Erkenntnisse spielten eine zentrale Rolle für das Drehbuch von Greengrass. Als wichtige Schauplätze dienten der Kontrollturm des Newark International Airport (von wo Flug 93 startete und der eine Vogelperspektive auf Manhattan bietet); die Kontrollzentren von Boston (von wo die entführten Flüge AA11 und AA175 starteten) und von New York; die Kommandozentrale der Federal Aviation Administration in Herndon, Virginia (unter dem Kommando von Ben Sliney, der am 11.9. seinen ersten Arbeitstag in dieser Funktion hatte) sowie die militärische Kommandozentrale Northeast Air Defense Sector (NEADS) im nördlichen New York.

Bronner recherchierte zudem viele weitere Fakten, angefangen von Informationen über die Entführer bis über alle Flugzeuge, die an diesem Morgen in der Luft waren. Wertvolle Informationen fanden sich im Bericht der offiziellen 9/11-Kommission, Mitglieder dieser Kommission waren als Berater tätig und bei den Dreharbeiten anwesend.

Greengrass erklärt: „Wir versammelten für diesen Film ein außergewöhnlich großes Spektrum von Menschen, die ein starkes Interesse an einer möglichst authentischen Darstellung hatte: Crews von United Airlines; Piloten; Hinterbliebene der Opfer, die uns berichteten, wie sich ihre Angehörigen in bestimmten Situationen verhalten haben; Fluglotsen; Militärs und die 9/11-Kommission. Auf dieser Basis von Informationen konnten wir die Ereignisse von damals rekonstruieren.“

Über die Besetzung

Das Casting fand vor allem in New York City statt. Gesucht wurden nicht nur Darsteller, die den tatsächlichen Personen an Bord ähnlich sahen, sondern auch Schauspieler, deren Flugerfahrungen nützlich für die Rolle sein konnten. Schon bei der ersten Vorstellung lernten die Kandidaten den ungewöhnlichen Stil von Greengrass kennen. Es gab keinen Probetext und die Vorstellung fand nicht einzeln, sondern in der Gruppe statt. Die Bewerber bekamen lediglich die Information, dass der Film vom Flug United 93 handeln würde. Die Stühle wurden in Reihen aufgestellt wie im Flugzeug, dann sollte die Gruppe improvisierend auf verschiedene Situationen wie Einstieg oder Entführung reagieren.

Schauspieler David Rasch, der den Passagier Donald Freeman Greene spielt, erinnert sich: „Der Besetzungsprozess war sehr geheimnisvoll. Man sagte uns nur, dass es um einen Film über den Flug der United 93 ging. Es war interessant zu erleben, durch welche Stadien von Hysterie die Leute gingen.“ Über das Casting und die Dreharbeiten erzählt Rasch: „Paul hat mehr Mut, sich in völlig unbekannte Gebiete zu wagen als jeder andere Regisseur, mit dem ich gearbeitet habe. Das Schwierigste für mich war es, die unterschiedlichen Vorstellungen von Wirklichkeit unter einen Hut zu bekommen. Paul hatte seine Version von dem, was passierte. Ich hatte meine eigene Version davon. Was tatsächlich passierte, weiß natürlich niemand ganz genau. Das machte die Arbeit zu einer faszinierenden Herausforderung.“

Zum Greengrass-Konzept einer „glaubhaften Wahrheit“ gehörte, dass die professionellen Abläufe im Flugzeug bis in die Details authentisch dargestellt werden. Deswegen wurden echte Crew-Mitglieder als Darsteller engagiert. Für die Rolle des Captain Jason Dahl verpflichtete man den Berufspiloten J.J. Johnson, der seit vielen Jahren für United Airlines fliegt. Für seinen Kinoausflug nahm er fünf Wochen Urlaub, „meine Firma hat mich sehr unterstützt“, sagt der Captain.

Die Rolle des ersten Offiziers LeRoy Homer wird von Gary Commock gespielt, der seit über zehn Jahren als Berufspilot tätig ist. Im ganz normalen Dienst flogen die beiden Piloten eine 747-Passagiermaschine der United nach London – und gingen vom Flugplatz direkt ins Filmstudio. Auch die beiden Stewardessen Sandra Bradshaw und Lorraine G. Bay von United 93 werden im Film von den realen Flugbegleiterinnen Trish Gates und Nancy McDoniel dargestellt.

Andere Rollen werden gleichfalls von realen Profis darstellt, von denen einige am 11.September Dienst hatten. Zu ihnen gehören unter anderem der Fluglotse von Boston, Thomas „Tommy“ Roberts; der Militärexperte Colin Scoggins; der NEADS-Major James Fox und Sergeant Jeremy Powell, die vor der Kamera jene Aktionen wiederholten, die sie vor fünf Jahren in der Realität ausführten.

Ben Sliney von der Flugsicherungsbehörde FAA war ursprünglich als Berater für den Film vorgesehen. Seine fast 30jährige Erfahrung im Bereich der Luftsicherheit sowie seine Erlebnisse am 11. September als Verantwortlicher im Kontrollzentrum in Herndon machten ihn zu einem wertvollen Ratgeber für den Film. Für die Szene im Kontrollraum von New York stand er zunächst als Lotse vor der Kamera. Dann wurde er für eine zweite Rolle engagiert: Der echte Ben Sliney spielte den Ben Sliney im Film.

Das FAA-Center in Herndon ist eine einzigartige Einrichtung, die nicht direkt mit den Flugzeugen kommuniziert, sondern die Kontrolle über die mehr als 20 regionalen Flugaufsichtsbehörden der USA ausübt. Am Morgen des 11.September oblag es Sliney dafür zu sorgen, dass rund 4.500 Flugzeuge in kürzester Zeit ihren Flug abbrechen und schnellstmöglich landen mussten, denn man ging davon aus, dass bis zu elf weitere Flugzeuge entführt worden sein könnten. Die aufwändige Aktion verlief reibungslos – und das ausgerechnet am ersten Arbeitstag von Sliney.

Über seine Filmerfahrungen sagt Sliney: „Was ich Paul liefern sollte, war ein stimmiger Ablauf – der natürlich für den Film überhöht wurde. Die Entwicklung der Geschehnisse entspricht jedoch genau den Tatsachen, für die der Bericht der 9/11-Kommission als Basis diente. Für mich handelt die Story von ganz gewöhnlichen Menschen, die in eine außergewöhnliche Situation geraten, die sie nur durch einen Akt der Selbstopferung lösen können.“

Entscheidend für die Rekonstruktion der Geschehnisse war es, ein passendes Flugzeug zu finden. Die Ausstatter fanden eine 20 Jahre alte, ausgemusterte Boeing 757, die in die Londoner Pinewood Studios geschafft wurde. Mit Hilfe der 9600 Seiten starken Gebrauchsanweisung wurde die Maschine von den Ausstattern originalgetreu wiederhergestellt. Segmente wie Cockpit, First Class- und Economy-Kabinen wurden getrennt gebaut, je nach Bedarf konnten damit unterschiedliche Flugbewegungen simuliert werden. Die detailgenaue Ausstattung der Kabine stimmt von den Teppichen über die Monitore bis zu den Zeitschriften. So entstand jene fünf Jahre alte Boeing 757, die am 11.September in Newark startete und später in einem Waldstück in Somerset County, Pennyslvania, nahe der Stadt Shenksville, abstürzte.

Über die Recherche

Die Filmemacher entschieden sich ganz bewusst dafür, den Film in den britischen Pinewood-Studios zu drehen. Die Schauspieler sollten für dieses emotionsgeladene Projekt Abstand zu ihrer eigenen Kultur bekommen – ganz so wie eine Jury, die sich bei ihrer Entscheidung von der Außenwelt abschottet.

Zu Beginn der Dreharbeiten bekam jeder Darsteller ein Dossier über die Figur, die er spielt. Darin fanden sich Fotos, Informationen über die Familien sowie über ganz praktische Dinge, etwa wie jemand zum Flugplatz kam oder welche Kleidung er trug. Einige Schauspieler nahmen für die Vorbereitung Kontakt mit den Angehörigen auf, andere verließen sich allein auf diese Dossiers.

Schauspieler und Angehörige waren sich gleichermaßen im klaren darüber, wie schwierig es sein würde, eine Person darzustellen, die sich in einer ausweglosen Situation befindet und nicht mehr lange zu leben hat.

Lorna Dallas, die die Reisende Linda Gronlund spielt, führte mehrere Telefongespräche mit Lindas Schwester Elsa. Bei einem späteren Treffen wurde sie von der Mutter als „neue Tochter“ willkommen geheißen. Auch mit Elsa entwickelte sich ein persönliches Verhältnis. „Sie gab mir ein Gefühl der Nähe“, berichtet Dallas, „für mich war es, als würde ich mit einer wirklichen Schwester telefonieren. Wir lachten und weinten am Telefon. Sie wollte etwas von meinem Leben erfahren. Und sie erzählte mir sehr viel von Linda.“

Auch von ihrem letzten Gespräch mit Linda erzählte Elsa der Schauspielerin: „Es war sehr beeindruckend zu erfahren, mit welcher Stärke sie dieses letzte Gespräch führte. Sie sagte Elsa genau, was ihr letzter Wille war. Und sie verabschiedete sich mit den Worten ‚I love you’. An diese mutige Frau werde ich mich mein Leben lang erinnern.“

Peter Hermann, der den Passagier Jeremy Glick spielt, erzählt: „Es ist ein unglaublicher Vertrauensbeweis, wenn eine Familie, die den wichtigsten Menschen auf diesem Flug verloren hat, sagt: ‚Sie können meinen Ehemann spielen’. Es hat sehr geholfen, dass wir Schauspieler während der Dreharbeiten meist isoliert waren. Der Abstand zu Amerika war bei dieser Rolle ein großer Vorteil für mich.“

Für Cheyenne Jackson, der den Passagier Mark Bingham spielt, war die Rolle eine große Verantwortung und Herausforderung. Er erzählt: „Man gab uns sehr früh die Möglichkeit, mit den Familien Kontakt aufzunehmen. Ich habe lange gezögert und war mir unklar, ob ich das tun sollte. Schließlich habe ich der Mutter von Mark doch eine E-Mail geschickt, aus der sich ein wundervoller Kontakt entwickelte. Diese Idee, den Charakter eines fremden Menschen zu erkunden, war überaus faszinierend.“

Christian Clemenson, der den Passagier Thomas E. Burnett, Jr., spielt, sagt über seine Erfahrungen mit den Telefongesprächen: „Als ich die Abschriften der Telefonate und die Erinnerungsprotokolle gelesen habe, fiel mir die Ruhe der Beteiligten auf. Das hat mich sehr verwundert. Tolstoi sagte einmal, Kunst muss keine Antworten geben aber die Fragen klar stellen – genau das erfüllt dieser Film für mich.“

Die Dreharbeiten in den Pinewood-Studios begannen für die Passagiere und die Crew mit zweiwöchigen Proben. Die Darsteller sollten ein Gefühl für die Gruppe, für die Örtlichkeiten und die Zeitabläufe bekommen. Immer wieder wurde in das Flugzeug-Modell eingestiegen, wurden mit Improvisationen die Interaktionen zwischen Entführern, Passagieren und Crew nachgespielt. Um allen ein Gespür für die genauen Abläufe zu vermitteln, wurden regelmäßig die Uhrzeiten durchgesagt – nach zwei Wochen hatte sich das Greengrass-Konzept der „glaubhaften Wahrheit“ etabliert.

„Unsere Improvisationen basieren auf den bekannten Fakten“, erläutert der Regisseur, „ständig diskutierten wir darüber, wie plausibel bestimmte Dinge wären. Wie würde eine Gruppe junger Männer in solch einer Situation reagiert haben? Wie würden sich die älteren Passagiere verhalten? Was würden die Flugbegleiter tun? Diese Fragen beschäftigten uns ständig und wir suchten mit einem improvisierenden Stil nach plausiblen Antworten.“

Olivia Thirlby, die die Reisende Nicole Carol Miller spielt, erläutert: „Mit Improvisationen zu arbeiten war für dieses Projekt optimal. Keiner kann wissen, was sich tatsächlich an Bord abgespielt hat. Ein fertiges Drehbuch hätte nie realistisch gewirkt. Bei diesem heiklen Thema muss alles möglichst wahrhaftig wirken – sonst hätte das ganze Projekt keinen Sinn.“

Susan Blommaert, die die Reisende Jane Folger spielt, ergänzt: „Für mich ist Paul ein Anti-Sensationalist und ein Anti-Sentimentalist. Unsere Vorgabe war immer, ein möglichst wahrhaftiges Abbild von dem zu geben, was an Bord passierte. Diese Philosophie war für uns alle eine große Inspiration, nur auf diese Weise ist ein Film wie dieser gerechtfertigt.“

Marceline Hugot, die die Reisende Georgine Rose Corrigan spielt, erläutert: „Paul wollte vor allem, dass wir unseren Figuren mit tiefem Respekt begegneten. Es war eine Art Heirat zwischen Schauspieler und einem Menschen, der gelebt hat. Ich wollte die Figur zum einen für mich zum Leben erwecken – aber vor allem für die Angehörigen.“

Für Greengrass war wichtig, bei den Proben eine Atmosphäre von Wahrhaftigkeit zu schaffen. Weil der Konflikt an Bord eine tödliche „wir oder sie“-Entscheidung war, wurden die vier britischen Darsteller der Entführung von den anderen Schauspielern getrennt und so spät wie möglich in die Kulissen gebracht. Auch diese Darsteller wurden mit reichlich Fakten über ihre Figuren versorgt, darunter die schriftlichen Instruktionen des Anschlag-Planers Mohamed Atta. Zudem absolvierten die vier ein intensives Körpertraining bei einem Kampfsportler.

Während der gesamten Vorbereitung und den Proben entwickelte Greengrass ein „shooting script“ mit geplanten Szenen und Actionsequenzen. Auch die Gespräche zwischen Lotsen und Piloten waren darin enthalten. Bei den Dreharbeiten bekamen die Schauspieler lediglich die Schlüssel-Dialoge – alles andere sollte durch Improvisation entstehen.

Über die Dreharbeiten

Die Dreharbeiten von „Flug 93“ begannen Mitte November mit den Szenen des Einstiegs in das Flugzeug. Zwei Kameraleute, der Tonmann und der Regieassistent befanden sich im Inneren der Kabine und kommunizierten über Mikros und Kopfhörer mit dem Regisseur.

Als nächstes entstanden die Sequenzen in der Economy- und der First Class-Kabine. Für die turbulenten Szenen am Ende, bei denen es um die Kontrolle über das Flugzeug geht, wurde das Cockpit auf eine hydraulische Drehbühne gebaut, die von den Effektspezialisten gesteuert werden konnte.

Für die realistische Darstellung der Absturzsequenzen am Ende wurde die First Class-Kabine auf eine bewegliche Bühne gestellt, die um 180 Grad gedreht werden konnte. Um die Verletzungsgefahr zu vermeiden, wurden alle harten Gegenstände der Kabine durch weichen Kunststoff ersetzt. Ursprünglich sollten Stuntmen bei diesen Sequenzen zum Einsatz kommen, doch die Schauspieler wollten die Szenen selbst spielen – was dank zusätzlicher Polster in der Kleidung möglich wurde.

„Das letzte Bild verfolgt mich“, berichtet Greengrass, „es zeigt den Kampf um ein vollbetanktes Flugzeug zwischen einer Bande religiös fanatischer Selbstmordattentäter und einer Gruppe Unschuldiger, die zufällig in diese Lage geraten sind. Auf gewisse Weise ist dieses Bild symbolisch für den Kampf in unserer heutigen Welt.“

Kate Jennings Grant, die die Reisende Lauren Catuzzi Grandcolas spielt, sagt über den Kampf zwischen Entführern und Entführten: „Es hat mich überrascht, dass wir als Schauspieler, die den ganzen Ablauf natürlich kannten, uns dennoch teilweise wie die Passagiere fühlten. Es gab dieses starke, menschliche Bedürfnis nach Hoffnung. Man kämpft, weil das Leben etwas ganz besonderes und wertvolles ist. Es gab Momente, in denen ich körperlich erschöpft im Gang stand. Dann dachte ich an Lauren, wie sie wohl an ihre Familie und Freunde dachte – das hat mir neue Energie gegeben.“

Die Dreharbeiten in den Kontrollzentren und im Tower fanden nach dem gleichen Prinzip wie im Flugzeug statt. Auf Basis der bekannten Fakten wurde improvisiert, dabei war ständig der genaue Zeitablauf im Blick. Wenn die Kamera auf einen Bildschirm oder einen einzelnen Schauspieler gerichtet war, agierten alle Darsteller ganz normal weiter, auch wenn sie gar nicht mehr im Bild waren.

Bisweilen vermischte sich die Welt des Films mit der Wirklichkeit, was zu überwältigenden Eindrücken bei den Betroffenen führte. Der Dienstplan der echten United-Flugbegleiterin Trish Gates wurde zwei Tage vor dem 11. September geändert. Ursprünglich sollte sie auf der Strecke Newark/Los Angeles arbeiten, doch dann war sie in Portland fünf Tage am Boden. Sie erinnerte sich an ein Poster, das die getöteten Crew-Mitglieder des 11. September zeigt, insbesondere an das Gesicht von Sandra Bradshaw, deren Figur sie spielt. „In den ersten zwei Wochen der Proben war ich damit beschäftigt, dass alles realistisch wirkt und die anderen Schauspieler die richtigen Dinge tun“, berichtet Gates, „erst am ersten Drehtag spürte ich diese Verantwortung, dass ich eine reale Person spielen würde. Vor jeder Szene schaute ich mir Sandras Familienfoto an und dachte an ihre Kinder – dass das jüngste gar keine Erinnerung an sie hat, brach mir das Herz.“

Diese Verschmelzung von Wirklichkeiten faszinierte Paul Greengrass an diesem Projekt. Abschließend sagt der Regisseur: „Ich hoffe, die Zuschauer spüren, dass dieser Film auf ernsthafte Weise von ernsthaften Leuten gemacht wurde, die die schwierige Aufgabe unternahmen, ein sehr schmerzhaftes Ereignis darzustellen. Wir wollten die Dinge auf würdevolle Weise zeigen und mit einer glaubhaften Wahrheit präsentieren. Wenn uns das gelungen ist, haben wir unser höchstes Ziel erreicht. Ganz unabhängig von der politischen Überzeugung wird jeder zustimmen, dass dieser 11.September die Welt verändert hat. Wir wurden gezwungen, uns über den Lauf der Welt Gedanken zu machen und Entscheidungen zu treffen. Es ist die Aufgabe eines Filmes, beim Verständnis von Dingen behilflich zu sein. Aber zugleich soll das Kino uns auch zum Herzen menschlicher Geschichten führen.“

http://www.movies.uip.de/flug93/

Über das National Memorial

Am 24. September 2002 verabschiedete der US-Kongress den ‚Flight 93 National Memorial Act’. Damit wurde ein Nationalpark beschlossen, der „an die Passagiere und die Crew von Flug 93 erinnern soll, die am 11. September 2001 mutig ihr Leben opferten und damit einen geplanten Anschlag auf die Hauptstadt verhinderten.“ Die Gedenkstätte befindet sich in Shanksville, Pennsylvania, wo Flug United 93 am 11. September 2001 abstürzte.

Auf dem über 900 Hektar großen Gelände wird mit verschiedenen Exponaten an die Ereignisse erinnert. Für die Gestaltung fand ein internationaler Wettbewerb statt, bei dem über 1.000 Vorschläge von Fachleuten und Laien eingereicht wurden. Betreut wird der Park vom National Park Service.

Für das eigentliche Flight 93 National Memorial bekam die Firma Paul Murdoch Architects aus Los Angeles den Zuschlag. Eine Jury aus Familienmitgliedern, Einheimischen und Fachleuten entschied sich für dieses Konzept, weil es den Intentionen der Gedenkstätte am nächsten kommt. Diese Intentionen entwickelten sich durch öffentliche Befragungen sowie lange Diskussionen zwischen Angehörigen, Bewohnern und Fachleuten des National Park Service.

Die selbstgestellte Aufgabe des Flight 93 National Memorial lautet: „Gestern ein gewöhnliches Waldstück. Heute ein Feld der Ehre für alle Zeiten. Mögen sich alle Besucher daran erinnern, mit welch gemeinschaftlichem Mut und welch großer Opferbereitschaft sich Passagiere und Crew verhalten haben. Möge dieser Ort zur letzten Ruhestätte unserer Helden werden und daran erinnern, welche Macht ein Einzelner hat, der etwas verändern möchte.“

Weitere Informationen und Spendenmöglichkeiten unter:

www.honorflight93.org

Die Passagiere und Crew von Flug United 93

Christian Adams lebte mit seiner Frau Silke und seinen zwei Kindern im deutschen Biebelsheim. 1989 kam er zum Deutschen Wein Institut und wurde dort 1995 Marketing Chef für den Export. In dieser Funktion reiste Adams für zwei Weinproben in die Vereinigten Staaten.

Lorraine G. Bay, Flugbegleiterin, wurde am 20. Juli 1943 in Philadelphia geboren. Ihre Angehörigen sagen: „Wie schwer die Dinge auch stehen mochten, sie war immer ein leuchtender Stern, die Familie und Freunden stets etwas Positives und Schönes vermittelte.“ Nach ihrem Abschluss an der Neshaminy High School 1961 trat sie der Senior Drum und dem Bugle Corps als Teil der „Color Guard“ bei, wo sie zwei Jahre lang den Geist von Kameradschaft und Zusammengehörigkeit erlebte. Lorraine arbeitete bei Reedman Car Dealership in Langhorne, Pennsylvania, bis sie 1964 von United Airlines ein verlockendes Angebot bekam. Lorraine wurde am O’Hare Flughafen in Chicago ausgebildet und begann anschließend ihre lange Karriere als Flugbegleiterin. Lorraine war eine humorvolle Person, die auch über sich selbst lachen konnte. Bei ihrem ersten Kurzstreckenflug kam Lorraine nicht einmal dazu, rechtzeitig das Mittagessen zu servieren: In ihrer zuvorkommenden, aber unerfahrenen Art nahm sie sich die Zeit jedes, Sandwich einzeln auszupacken, anstatt es einfach den Passagieren zu übergeben. Sie lernte schnell, ihre Aufgaben effizient in der vorgegebenen Zeit auszuführen, bewahrte jedoch in jeder Lage ihren Humor. Ihr Onkel und ihre Tante sagten über sie: „Es war immer amüsant, mit Lorraine über Flüge und ihre unzähligen Begegnungen mit Passagieren zu sprechen. Selbst wenn ein Flug einmal nicht gut gelaufen war, endeten ihre Geschichten immer mit einem Lächeln.” 1973 heirateten Lorraine und Erich Bay und lebten in East Windsor, New Jersey. Das kinderlose Paar hatte sehr engen Kontakt mit ihrem Neffen Marc. Erich erinnert sich an Lorraine als an eine besorgte, liebende und planende Person: Sie schickte Geburtstagskarten immer im Voraus und bescherte alle mit Geschenken. Für die befreundeten Kollegen Mary und Terry war Lorraine ein „Engel auf Erden”.

Todd Beamer wuchs in den Vorstädten Chicagos auf. Er war Kundenbetreuer bei Oracle und lebte mit seiner Frau Lisa und den zwei Kindern, David und Drew, in Cranbury, New Jersey. Seine Eltern, Peggy und David, erinnern sich an Todd als einen freundlichen und beliebten Jungen. In der Grundschule bat die Klassenlehrerin die Kinder auf einen Zettel den Namen der Person zu schreiben, neben der sie am liebsten sitzen wollten. Als sie die Briefe einsammelte sah sie, dass auf allen der Name „Todd” zu lesen war. Todd war bereits in jungen Jahren ein sehr gewissenhaftes Kind. Er machte Listen mit Dingen, die er am nächsten Tag in die Schule mitnehmen musste. Ebenso hatte er einen großartigen Sinn für Humor. Häufig neckte er seine kleine Schwester Michele, die sein Schützling war, und bereitete sie spielerisch auf das Erwachsensein vor. Todd graduierte als Betriebswirt und traf 1991 seine Frau Lisa, die er 1994 heiratete. Am 11. September 2001 erwarteten sie ihr drittes Kind, Morgan. Todd liebte das Leben und seine Familie, er war entspannt und bescheiden, konnte aber sehr wohl zupacken. David meint, Todds unverfälschter Charakter machte ihn zu einem geborenen Verkäufer: Seine Kunden vertrauten ihm und er zeigte ihnen gegenüber Respekt. Als eifriger Sportler hatte er ein Faible für Basketball und Baseball. Seine Teams waren die Cubs, Bulls und die Bears. Michele, seine Schwester, sagte über Todd: „Er war jemand, der einen ermutigen konnte, der Beziehungen herstellte; man sah ihm an, dass er zuhörte und er vermittelte einem das Gefühl die wichtigste Person auf der Welt zu sein.” Als überzeugter Christ unterrichtete er in der Sonntagsschule der örtlichen Kirche und spielte mit den Kindern Softball im Kirchenteam.

Alan Anthony Beaven starb am Tag nach seinem Hochzeitstag auf dem Weg zurück nach Kalifornien. Er wollte dort einen Fall von Wasserverschmutzung aufklären und danach ein Forschungsjahr in Indien antreten, wo er ehrenamtlich als Umweltjurist arbeiten wollte. Viele Jahre lehrte und praktizierte Alan Öffentliches Recht in Neuseeland, London, New York und San Francisco. Er wurde zu einem der führenden Umweltjuristen, der erfolgreich Fälle vertrat, die andere Anwälte abgelehnt hatten. Auf einem Zettel über seinem Schreibtisch stand „Angst, wen interessiert das?” Wer Alan kannte, der wusste, dass er diesem Prinzip sowohl im Gerichtssaal als auch im Leben treu blieb, sei es bei einem Tennismatch oder dem Spielen mit seinen Kindern. Oft ermutigte er Sonali und ihre kleinen Freunde, hohe Bäume, steile Klippen und Berge zu erklettern. So sagte er zu der Vierjährigen in freundlichem aber bestimmtem Ton: „Halte deinen Kopf oben und lasse deine Augen Tapferkeit ausstrahlen. Vergiss nicht, der Fels ist dein Freund.” 1990 traf Alan seine Frau Kimi erstmals im Ausland. Im folgenden Jahr begegneten sie sich in New York City und verliebten sich sofort in einander. Sie heirateten 1993. Alan war ein liebender Ehemann und Vater. Seine Kinder John, Chris und Sonali wussten dies zu schätzen. Als John für sein Schul-Baseball-Team spielte, war Alan sein größter Unterstützer. Er liebte es, mit Chris Tauchen zu gehen. Er konnte Stunden damit zubringen mit seinen Kindern zu lesen, zu toben, zu spielen, Baumhäuser zu bauen und Puppen anzuziehen. All seine Kinder himmelten Alan an. Die Mischung seines sportlich-verspielten Auftretens, seines scharfen Intellekts und seiner Unerschrockenheit machte ihn jeder Gelegenheit gewachsen. Er stand niemals nur einfach daneben, er liebte das Leben und umarmte es. Alan war gelebte Liebe. Alans Anwesenheit bewegte das Leben der Menschen, die ihn kannten, vor allem das seiner Kinder. Er war so stolz auf sie. Bis auf den heutigen Tag lebt Sonali die gleiche Tapferkeit, die ihr einst von Alan beigebracht wurde – sie klettert auf Berge und ermutigt ihre Freunde. Sie hat einen unbeugsamen Willen und strebt danach, stets zum Besten für ihre Umwelt zu handeln, ganz wie ihr Vater. Chris spiegelt Alans Arbeitsmoral und Zuvorkommen wider. John verkörpert Alans Stärke – ein Vorbild für seine Freunde und Kollegen für das wichtigste im Leben: Sich nicht von der Angst diktieren zu lassen.

Mark Bingham war Rugbyspieler, ein Draufgänger, der das Leben liebte. Mark wuchs in West Palm Beach und Miami, Florida, Monterey und Silicon Valley auf. 1988 beendete er als Captain seines Rugbyteams die Los Gatos High School. Er verhalf dem Cal Bears Rugbyteam gleich zweimal in Folge zum jährlichen National Rugby Championships. Seine Gabe, auf Menschen zuzugehen und seine internationalen Kontakte verhalfen ihm in den 90er Jahren zu Jobs in Werbeagenturen in San Francisco und der South San Francisco Bay, bis er schließlich seine eigene PR-Agentur, die Bingham Group, gründete. Als hätte er die Zukunft geahnt, genoss Mark den Sommer 2001 als wäre es sein letzter. Er und eine Handvoll der Freunde, die sich erst wenige Monate zuvor mit Mark von den Klippen Hawaiis gestürzt haben, pilgerten nach Europa, um in Pamplona am Stierauftrieb teilzunehmen. Am Morgen des 11. Septembers 2001 war er gerade unterwegs zwischen seinen zwei Niederlassungen in San Francisco und New York, später wollte er zur Hochzeit eines muslimischen Freundes. Wenige Tage nach dem 11. September 2001 sprach Senator John McCain im Rahmen einer Gedenkfeier am Cal Berkeley Campus. Mark wurde posthum zur „The Advocate’s Person“ des Jahres 2001 gewählt. Senator Barbara Boxer ehrte ihn bei einer Gedenkfeier für die Opfer aus der San Francisco Bay Area und überreichte Marks ehemaligen Partnern eine amerikanische Flagge. Die Sängerin Melissa Etheridge widmete ihm den Song „Tuesday Morning”. Zu Marks Ehren wurde die zweijährliche Rugbymeisterschaft der International Gay Rugby Association zum „Bingham Cup“ benannt, der 2002 von Marks Team, den San Francisco Fog, ausgerichtet wurde. 2004 war London Schauplatz des Bingham Cup. 2006 wird die Meisterschaft in New York City abgehalten.

Deora Frances Bodley wuchs in San Diego, Kalifornien, auf. In ihrer Highschoolzeit diskutierte sie an Schulen mit Gleichaltrigen über HIV und AIDS. Sie arbeitete als Freiwillige für die Special Olympics und eine lokale Tierschutzorganisation. Chris Schuck, ihr Englischlehrer an der La Jolla Country Day School erinnert sich: „Deora hatte kein Problem damit, schwere Themen anzugehen.” Zuletzt studierte Bodley Psychologie an der Santa Clara Universität. Sie stellte Freiwillige für ein Literaturprojekt für Grundschüler zusammen. Kathy Almazol, Rektorin der St. Clare Catholic Grundschule, erinnert sich an Bodley als „überaus begabt in der Arbeit mit Menschen. Unsere 68 Kinder hatten direkt etwas mit Deora zu tun”. Ihre Mutter Deborah Borza sagt: „Deora ging es immer um den Frieden.“ Im Alter von 11 Jahren schrieb Deora in ihr Tagebuch: „Die Menschen fragen immer wer, wann, was, warum und wie. Ich frage nach dem Frieden.“ Eine herzliche und angenehme Person war Deora, eine talentierte Schülerin und eine gute Freundin. Derrill Bodley, ihr Vater, sah den roten Faden ihres Lebens darin, ein Stückchen Frieden dort zu schaffen, wo sie gerade war. Murial, ihre kleine Schwester, erinnert sich daran, wie viel sie von Deora gelernt hat und sagt: „Vor allem hat sie mir beigebracht, gut zu anderen Menschen und Tieren zu sein. Ich pflege die Erinnerung an meine Schwester und möchte in der Schule und im Leben hart arbeiten, damit sie stolz auf mich sein kann.”

Die Flugbegleiterin Sandra Bradshaw, 38, wuchs auf der Farm ihrer Eltern in North Carolina auf. 1989 begann sie, nachdem sie einige Jahre als Sekretärin gearbeitet hatte, für US Airways zu fliegen. Bedingt durch Kürzungen musste sie fünf Monate später den Dienst wieder quittieren. Sandy heiratete ihren Mann Phil, einen US Airways-Piloten, im Oktober 1990. Zwei Monate später begann sie für United Airlines zu fliegen. Phil und Sandy lebten in Greensboro, North Carolina, in einem selbstentworfenen Haus, nur 30 Minuten von dem Ort entfernt, an dem sie aufgewachsen war. Sie war eine redselige, aufgeschlossene Person, die Reisen liebte, dennoch verbanden sie tiefe Wurzeln mit ihrer Heimat. Vier ihrer besten Freunde kamen aus ihrem Heimatdorf. Alle gingen zur selben Schule und waren bekannt als die fünf Musketiere. Sandy und Phil bereisten gemeinsam die Welt, bis schließlich 1998 ihre Tochter Alex zur Welt kam. Zwei Jahre später kam Nathan. Die frischgebackene Mutter reduzierte ihre Flugstunden auf vier Tage im Monat (zwei Flüge zur Westküste und zurück). Sie brauchte diese Flüge für ihre Selbstständigkeit. Sie liebte das Fliegen und die Zwischenstops boten ausreichend Zeit zum Entspannen. Als drittes Kind brachte Phil noch die Tochter Shenan mit in die Ehe. Sandy hatte ein bezauberndes Lächeln und eine schnelle Auffassungsgabe. Sie war immer auf Spaß aus. Phil Bradshaw sagte über sie: „Wir hatten eine großartige Beziehung. Ich werde sie ewig schätzen.“

Marion R. Britton war eine übersprudelnde Persönlichkeit, die sich gerne ins Leben stürzte. Sie konnte wunderbar Geschichten erzählen und ihr Bruder sagt „sie hatte die gesamte Familienchronik im Kopf“. Sie wusste alle Geschichten, die ihr widerfahren waren oder die ihr bei Familientreffen erzählt wurden. Sie brachte Menschen gerne zum Lachen, konnte sie aber auch zu Tränen rühren. Marion war eine außerordentlich großzügige Person. Sie brachte nicht selten eine Tüte Bagels zum Meeting, um sie mit ihren Kollegen zu teilen. Diese Anlage hatte sie wohl von der Mutter, mutmaßt ihr Bruder Paul. Sie wuchsen in einem Haus auf, dessen Tür stets offen stand und an dessen Tisch immer ein Gedeck extra zu finden war. Marion konnte sehr selbstsicher sein und ihre Meinung gut vertreten. Wenn sie wusste, dass sie im Recht war, war sie nicht unter zu kriegen. Beim statistischen Bundesamt, bei dem sie es bis zum stellvertretenden Direktor geschafft hatte, musste sie mit Menschen aller Schichten umgehen. Marion machte Umfragen in den härtesten Gefängnissen New Yorks oder ging bei Einzelbefragungen von Tür zu Tür. Sie glaubte an die Theorie der sozialen Gerechtigkeit. Sie meinte, die Menschen sollten bekommen was sie brauchten und ein Recht haben auf die Lust am Leben. Ihre zweite Leidenschaft war das Essen. Sie spürte die besten Restaurants der Stadt auf und organisierte eine Frühstücksrunde, die sich vor der Arbeit traf. Sie reiste gerne und entdeckte Plätze, an die sie später Freunde und Familie führte. Arbeitskollegen erinnern sich, wie sehr sie sich für ihren Job engagierte, dass sie stets vor Arbeitsbeginn und auch am Wochenende ins Büro kam. Am 11. September 2001 war sie mit Kollegin Waleska Martinez auf dem Weg zu einer Konferenz in San Francisco.

Thomas E. Burnett, Jr. (29. Mai 1963 – 11. September 2001). Wer ihn kannte, respektierte und bewunderte ihn, er war intelligent und leidenschaftlich. Er liebte den Wettbewerb und war ein Gewinnertyp, der den Unterlegenen stets ein würdiges Gefühl gab. Er war immer zur Stelle, um die Runde mit seinem Witz und Humor zu erhellen. Seine Ziele waren hochgesteckt und er erwartete von sich und seiner Umwelt Höchstleistungen. Er hatte ein starkes Empfinden für Gerechtigkeit und einen unerschütterlichen Glauben an seine Prinzipien. Tom hatte die angeborene Fähigkeit, blitzschnell jede Situation zu erfassen und Probleme direkt anzupacken. Er stellte immer sicher, dass er auf der Gewinnerseite stand, wenn es sein musste, scheute er sich nicht, um Hilfe zu bitten. Er war ein richtiger Mann – kein tätowierter Macho, aber ein starker Charakter, ein mutiger Verfechter seiner Ideale, voller Liebe zu seiner Familie, völlig auf den Moment fixiert, jederzeit bereit, die Führung zu übernehmen und unerschütterlich in seinem Glauben. Tom wäre beschämt von diesen Lobreden, er würde sie Übertreibungen nennen. Er war stets auf die Angemessenheit der Sprache bedacht, außergewöhnliche Worte setzte er nur sehr gezielt und überlegt ein. Das ist genau, was ich hier getan habe. Ich bin mir sicher, dass ich nicht nur für mich spreche, sondern für die ganze Familie, seine Freunde und Kollegen, ja für die ganze Nation, wenn ich sage: Tom, wir lieben und vermissen dich und möchten dir danken. Geboren und aufgewachsen ist Tom in Bloomington, Minnesota. Er besuchte die Ridgeview Grundschule und die Olson Middle School und schloss später mit einer Ehrung die Thomas Jefferson High School ab. Mit der Trikotnummer 11 spielte Tom als Quarterback für die Jefferson Jaguars. Er bekam viele Angebote von Uni-Teams und entschied sich schließlich für die Saint John’s Universität in Collegeville, Minnesota. Er diskutierte gerne mit den dort ansässigen Benediktinermönchen und betonte häufig, dass sein Glaube an Gott dort maßgeblich beeinflusst und vertieft wurde. Nach zwei Jahren unterbrach eine Verletzung seine Footballkarriere und er wechselte zur Carlson School of Management an der Universität von Minnesota. Er wurde zum Vorstand der Alpha Kappa Psi Bruderschaft ernannt und beendete die Schule mit einem Abschluss in Wirtschaft. Schnell stieg er bei Thoratec auf, einer Firma für medizinische Geräte. An der Pepperdine University machte er seinen Magister und überlegte sich zu promovieren. Er liebte das Jagen, Fischen und Golf, hatte aber auch Interesse an gutem Wein, Zigarren und Reisen. Er konnte einen in eine Diskussion über griechische Philosophen verwickeln oder in politischen Debatten brillieren. Gleichzeitig genoss er es, seinen Vater auf dessen Jagdhütte bei Siren, Wisconsin zu besuchen. Tom war ein begeisterter Leser. Oft nahm er sich ein Thema vor, zu dem er so viel wie möglich las. Unter den Themen des letzten Jahres waren sowohl die Kriege Amerikas als auch die Präsidenten der Vereinigten Staaten, hier mit dem Schwerpunkt auf Winston Churchill. Er hatte Büsten von Teddy Roosevelt, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Winston Churchill in seinem Büro. Auf die Frage, warum er sie aufstelle, antwortete er: „Die Leben, die sie lebten und die Entscheidungen, die sie trafen, waren ungewöhnlich. Ihr Anblick erinnert mich daran, wie wichtig es ist, in der Not das Richtige zu tun.“ Tom wollte mit 40 seinen bisherigen Beruf aufgeben. Seine neuen Pläne reichten von Lehrer bis Politiker. Er wäre sicher erfolgreich gewesen, doch er war der geborene Firmenchef und es kamen ständig verlockende Angebote, die sich vor seine Träume schoben. Tom war sehr familiär und stand seinen Eltern und Schwestern nahe. Er liebte seine Frau und seine drei Töchter. (Deena Burnett)

Mein Ehemann William Joseph “Billy” Cashman war einer dieser tapferen und heroischen Männer, die ihr Leben dafür gaben, dass die Maschine ihr Ziel verfehlte. Billy war ein aufopfernder und liebender Ehemann für 31 wundervolle Jahre. Ein besorgter und großzügiger Mensch. Auch wenn er keine eigenen Kinder hatte, so war er doch das Vorbild unserer vielen Neffen und Nichten, die ihn nun in blühender Erinnerung halten und deren Leben er noch immer begleitet. Billy war ein besonderer Kerl, manche sagten ihm eine Ähnlichkeit mit Clint Eastwood nach. Es gab Ähnlichkeiten, aber wahrscheinlich bezog sich der Vergleich mehr auf das Image von Eastwood. Billy war prinzipientreu, stark und moralisch. Wir wuchsen beide in Manhattan auf und zogen nach unserer Hochzeit nach New Jersey. Billy diente in der 101sten Airborne Division der US Army. Er hatte den roten Gürtel in Karate und ging gerne wandern. An seinem Todestag war er auf dem Weg zum Yosemite Park mit seinen Freunden. Er war Stahlarbeiter und Schweißer in New York City. Außerdem gab er Lehrlingen Unterricht im Schweißen. Ironischerweise half Billy beim Bau des World Trade Center in den 60ern und wenn er nicht im Flugzeug gewesen wäre, dann wäre er vor Ort gewesen, um den Feuerwehrmännern zu helfen. Bei diesem Flug hatte Billy sein Handy nicht dabei, aber tief in meinem Herzen weiß ich, dass er nicht einfach nur auf seinem Sitz abgewartet hat, was passiert. Es gab viele Andachten für meinen Mann und jeder sprach nur gut von ihm. Ich bin und werde ewig stolz sein, seine Frau gewesen zu sein. Ich, seine Familie und seine Freunde vermissen ihn sehr. (Maggie Cashman)

Georgine Rose Corrigan wurde am 24. April 1946 geboren. Ihr Sternzeichen war Stier und wie ihre Tochter Laura wurde sie nach dem chinesischen Kalender, im Jahr des Hundes geboren. Georgine wuchs in einem kleinen Ort namens Woodville in Ohio auf. Sie war das älteste von drei Kindern. Sie machte einen Abschluss in Kunst. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie im Bankwesen in Toledo. 1976 zog sie mit ihrer Tochter Laura nach Honolulu, um einen neuen Job anzunehmen. Auch wenn sie den Job nicht bekam, musste sie über die Runden kommen. Sie suchte sich ein Hotel in Waikiki und fand eine Stelle in einer Bank. Später zogen sie in ein Ein-Zimmer-Apartment und begannen ihr Leben auf der Insel. Im Laufe der Zeit wurde Georgine Antiquitätenhändlerin. Sie liebte es, neue Ware zu suchen und suchte den Kontakt zu ihren Kunden. Genau wie in ihrem Beruf war sie auch im Leben stets auf der Suche nach Neuem. Sie war künstlerisch begabt und fertigte Glasmalereien und Juwelenschmuck an. Trotz ihrer zwei Jobs fand die alleinerziehende Mutter immer genug Zeit für Laura. Später zog sie zu ihrer Tochter, von der sie als beste Freundin und treusorgende Oma beschrieben wurde. Besonders gut verstand sie sich mit Lauras Sohn Dylan. Georgine war immer optimistisch und die Leute verfielen ihr einfach. Ihre Tochter sagte über sie: „Wer sie kannte, liebte sie. Die Menschen hielten sie bei der Umarmung lange fest, denn es fühlte sich gut an, in ihrer Nähe zu sein.“

Patricia Cushing sah man ihre 69 Jahre nicht an. Sie wuchs in Baltimore, Maryland, auf. Ihre Tochter Pegeen beschreibt sie als elegant, höflich und stets korrekt gekleidet. Mit ihrem Ehemann Thomas zog sie fünf Kinder in Bayonne, New Jersey, auf. Sie hatten drei Jungs (Thomas, John und David) und zwei Mädchen (Alicia und Pegeen). Patricia lachte gerne. Sie war eine liebe Person, die selten ihre Stimme erhob. Sie war eine sanfte Persönlichkeit und erfolgreiche Handelsvertreterin für New Jersey Bell. Patricias Geduld brachte ihr eine Beförderung als Krisenmanager in ihrer Firma ein. Sie konnte mit Kunden umgehen und blieb auch bei Problemfällen immer ruhig und freundlich. Seit dem Tod ihres Mannes führte Patricia eine enge Freundschaft mit ihrer Schwägerin Jane Folger, die sie auf ihrem Flug am 11. September 2001 begleitete. Sie waren auf dem Weg zu ihrem Urlaub in Kalifornien. In New York hatten sich die beiden Shows und Ausstellungen angesehen und waren einkaufen. Seit 1999 war Patricia im Ruhestand und genoss ihre Freizeit mit Jane. Nach New York wollten die beiden Kalifornien entdecken. Für beide war es die erste Reise zur Westküste.

Captain Jason M. Dahl (2. November 1957, San Jose, CA – 11. September 2001, Pennsylvania, PA) war der jüngste Sohn von Duane und Mildred Dahl. Er war der Bruder von Lowell Dahl, Ken Dahl (gefallen am 10. January 1971 in Vietnam), Carol Dahl Heiderich and Joan Dahl Raymundo. Jason wuchs in Haga Drive, San Jose, auf, wo seine Mutter noch heute wohnt. Jason wurde in der First Methodist Church in Campbell, Kalifornien, getauft. Er war aktives Mitglied der Faith Lutheran Church. Jason besuchte die Hillsdale Grundschule von 1962 bis 1968, die Sylvandale Junior High von 1968 bis 1971 und die Andrew Hill High School von 1971 bis 1975. Er besuchte die San Jose State Universität von 1975 bis 1980. Im Juni 1980 verließ er die Universität mit einem Abschluss in Luft- und Raumfahrttechnik. Jason war fasziniert von ferngesteuerten Flugzeugen. Kurz nach seinem 16ten Geburtstag hatte er seinen ersten Alleinflug, danach wurde ein Foto von ihm und seinem Vater vor einer Cessna gemacht. Jason beschriftete das Bild mit den Worten: „vielleicht wird das eines Tages meine 747 sein” und schenkte es seinem Vater. Während seiner Zeit in der High School entdeckte Jason eine Liebe für die Fotografie und arbeitete am Jahrbuch mit. Jason arbeitete im Betrieb seines Vaters, Dahl’s Dairy Delivery, und fuhr Eis und Milch aus. Oft freundete er sich mit Lehrern an. Während des College arbeitete er mit seinen Freunden am Reid Hillview Flughafen, um die Miete für ein Flugzeug und das Kerosin zu bezahlen. Jason arbeitete später als Werbeflieger, Luftfotograf und Fluglehrer. Nach dem College wurde Jason von Ron Nelson Construction als Firmenpilot eingestellt. Er bewarb sich später bei kommerziellen Fluggesellschaften und bekam 1985 eine Stelle bei United Airlines. 1981 heiratete er Gayle Hartshorn. Im März 1986 wurde Matthew Dahl, Jr. geboren. Jason zog 1989 nach Denver. Als er bei United aufstieg, wurde ihm eine Stelle als Fluglehrer im Trainingscenter angeboten. Obwohl er das Fliegen liebte, entschied er sich für das Trainingscenter, um so mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu können. Am 14. September 1996 heiratete er Sandy Guy. (Das war ein halbes Jahr, nachdem sein Vater starb, in diesem Jahr hätten seine Eltern den 50sten Hochzeitstag gefeiert). Die Familie war Jason enorm wichtig und er nahm alle Mühen auf sich, sie zusammenzubringen. Vor seinem Tod plante er eine aufwändige Feier anlässlich seines fünften Hochzeitstages mit Sandy. Jason war handwerklich begabt und half gerne seinen Nachbarn. Man musste ihn nur nach einer Leiter fragen und schon hatte man Jason im Haus, der einem bis zuletzt half. Am 11. September 2001 verlor Jason M. Dahl, treu ergebener Sohn, Bruder, Vater, Ehemann und Captain des Fluges United Airlines 93 durch einen Terrorangriff sein Leben und das seiner Crew und Passagiere.

Mein Bruder, Joseph DeLuca, war ein wundervoller Mensch. Er hatte viele Freunde, die ihn liebten. Er sah die Menschen gerne glücklich und liebte das Leben. Mein Bruder arbeitete für Pfizer und war bei seinen Kollegen beliebt. Er hatte ein gutes Verhältnis mit seinen Stiefenkeln. Er war Mitglied beim Sports Car Club of America und fuhr seinen eigenen Sportwagen. Er sammelte Steine, liebte Reisen und seine Haustiere. Er sammelte Münzen und besaß einen gelben Morgan Roadster. Am deutlichsten in Erinnerung ist mir sein großartiger Sinn für Humor und das Mitgefühl, das er seinen Mitmenschen entgegenbrachte. Er war ein intelligenter Mensch. Vor seinem Tod pflegte er meine kranke Mutter. Er tat so viel für meinen Vater. Ich war stolz auf ihn. Ich bin sehr glücklich, dass sein Leben ein so gutes war. (Seine Schwester Carol Hughes)

Patrick Joseph “Joe” Driscoll war nach Aussage seiner Tochter Pam immer ein charmanter Mann gewesen. Während des Koreakrieges diente er in der Navy. Anschließend schloss er die New York University School of Engineering als Klassenbester ab und bekam von der Rutgers Universität einen Master in Informatik. Er liebte Irland und ging jedes Jahr dorthin, um sich auf die Spuren seiner Vorfahren zu begeben. Seine Enkel, wie auch der Rest der Familie, waren ihm sehr ans Herz gewachsen. Bei seiner letzten Reise nach Irland begleiteten ihn seine Tochter Pam, ihr Ehemann und deren Kinder. Mit seiner Ehefrau Maureen lebte er in Manalapan, New Jersey. Sie hatten vier Kinder. Er und seine Frau waren sehr verschieden. Während er gerne wanderte, wollte sie sich meist entspannen, dennoch fanden sie stets einen Kompromiss und waren nach 40 Jahren Ehe noch immer ein glückliches Paar. Joe war ein traditionsbewusster Mensch, dessen Werte harte Arbeit, Familie und Kirche waren. Er war ehrenamtlicher Trainer in Manalapan und ein bekanntes Gesicht in der Stadt. Er ging beinahe jeden Tag wandern und machte zwei große Wandertouren im Jahr. Am 11. September 2001 war er mit seinem Freund Billy Cashman auf dem Weg zum Yosemite National Park in Kalifornien.

Edward P. Felt (9. November 1959 – 11. September 2001) war Absolvent der Colgate Universität und der Cornell Universität. Er hielt bereits einige Patente und war einer der führenden Informatiker auf dem Gebiet der Kryptologie. Edward besaß die Gabe, sowohl mit seinen Kollegen fachsimpeln als auch mit Studenten kommunizieren zu können und die Welt der Informatik mit neuen Augen zu sehen. Edward wusste, dass die wichtigste Rolle seines Lebens die des Ehemanns und Vaters sein würde.

Jane Claire Cushing Folger wurde am 12. Juni 1928 in Bayonne, New Jersey, als viertes von fünf Kindern geboren. Janes jüngster Bruder Charles („Chuckle”) starb wie ihr Vater früh an Diabetes. Nach dessen Tod übernahm die Mutter den Familienbetrieb, den sie später ihrem Sohn Thomas übergab. Zusammen mit ihren drei Schwestern nahm sie Tanz-, Klavier- und Gesangsunterricht. Sie war die ruhigste der drei Schwestern. Sie hatte pechschwarzes Haar und bekam in der Bayonne High School einen begehrten Platz bei den Cheerleadern. Sie lernte ihren Mann Jack Folger in der High School kennen. Kurz darauf ging Jack zu den Marines und kämpfte im Zweiten Weltkrieg im Pazifik. Nach seiner Heimkehr heirateten sie. 1949 kam John Vincent Folger, Jr zur Welt. Fünf weitere Kinder folgten. Es war schwer, sechs Kinder zu ernähren. Jane blieb zu Hause, während ihr Ehemann verschiedene Jobs annahm, zeitweise als Kellner in Bayonne. Jack trank viel und über die Jahre wurde es schlimmer. Der Kinder zu Liebe entschied sich Jane bei ihm zu bleiben und das Beste aus der Situation zu machen. Sie konnte gut haushalten und hielt das wenige Geld zusammen. Diese Eigenschaft kam ihr später zu gute, als sie eine Stelle in einer Bank annahm. Janes ältester Sohn Jackie wurde 1969 von der Armee eingezogen. Er starb im Vietnamkrieg im Mai 1970. Dieser Verlust zerstörte Jane, dennoch versuchte sie der Kinder zu Liebe stark zu bleiben. Zu dieser Zeit legte sie sich eine innere Schutzschicht zu. Bislang war sie als tapfere Frau bekannt, die die Dinge mit sich selbst und in Stille ausmachte, doch nun stand sie auf, sagte was sie dachte und nahm Entscheidungen selbst in die Hand. Als Janes jüngstes Kind Terence ins Schulalter kam, nahm sie einen Job bei der Trust Company of New Jersey an. Ihr jüngster und wildester Sohn Terence war in einem kritischen Alter, als Janes Ehe ins Wanken geriet. Der Mangel an Unterstützung und die selbstsüchtige Haltung des Ehemanns waren zuviel für Jane. Sie nahm ihre Kinder und ließ sich scheiden. Terence nahm die Scheidung am meisten mit. Er lebte mit seiner Mutter in einem kleinen Apartment und wurde zu einem launischen Teenager. Er versuchte einige Male von zu Hause wegzulaufen und hatte bereits einen fehlgeschlagenen Selbstmordversuch hinter sich. Er hatte versucht, vom Dach eines Hotels in New York City zu springen. Er hatte zahlreiche Verletzungen, die aber nicht unheilbar waren. Allerdings wurde er im Krankenhaus mit HIV infiziert. Terence beschloss, den Kontakt mit der Familie abzubrechen. Jane kämpfte erbittert um den Kontakt mit ihrem Sohn, der sich aber weigerte. Eines Tages brach das Virus aus, seine Gesundheit wurde immer schlechter. Hier zeigte sich Jane von ihrer besten Seite. Da Terence es ablehnte, nach New Jersey zurückzukehren, pendelte Jane jeden Tag mit dem Zug nach Manhattan, um so gut es ging nach ihrem Sohn zu sehen. Endlich entspannte sich das Verhältnis ein wenig. Als Terence starb, zerbrach etwas in Jane. Es schien, als verlöre sie den Glauben an ihre katholische Erziehung. Die Herzenswärme, die Jane immer ausgemacht hatte, wurde durch eine Kälte ersetzt, die sie von all denen trennte, die sie liebten. Ihre Kinder und Enkelkinder holten sie aus dieser Depression heraus. Als ihre Enkelkinder alt genug waren, nahm sie sie mit dem Bus mit nach Manhattan. Sie besuchten das Rockefeller Center, Greenwich Village, Central Park, das World Trade Center und viele andere interessante Plätze. Die Zeit mit den Enkeln war Jane außerordentlich wichtig. In den letzten Jahren ihres Lebens entwickelte sich eine enge Freundschaft mit ihrer Schwägerin Pat Cushing. Pats Ehemann und Janes Bruder, Thomas, starb an Diabetes, wie schon ihr Vater und Bruder zuvor. Sie besuchten gerne klassische Konzerte, Theatervorstellungen, unternahmen Wanderungen oder einfach nur Schaufensterbummel. Jane musste nicht lange überlegen als ihre Kinder vorschlugen, einen Ausflug nach San Francisco zu machen. Jane lud Pat ein, die sofort zustimmte. Sie planten ihr großes Abenteuer zusammen. Jane informierte sich, wann die Erdbebensaison war. Ihr Abreisedatum war der 11. September 2001. Flug 93. Janes und Pats Familien werden sich ewig fragen, welche Rollen die beiden im entscheidenden Moment gespielt haben. Ihr vorgerücktes Alter hatte sie wahrscheinlich eingeschränkt. Beide Frauen hatten große Familien mit wenig Geld über die Runden gebracht, haben schwere Zeiten erlebt und sich nicht unterkriegen lassen. Als die Familie in das Weiße Haus eingeladen wurde, spielte ein Soldat in der Empfangshalle Klavier. Einer von Janes Enkeln bat ihn, Omas Lieblingssong zu spielen. „Claire de Lune” klang niemals so wundervoll, wie an diesem Tag.

Colleen Fraser trug immer wunderschöne Ohrringe und war wohlfrisiert. Sie war eine starke Frau voller Feuer. Colleen und ihre Schwester Christine hatten beide von Geburt an Rachitis und wurden von ihrem Vater und dessen Mutter erzogen. Christine meinte „wir hatten eine wunderbare Kindheit mit einem sehr aufmerksamen Vater, der uns stets ermutigte, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.” Colleen Fraser war ein bekanntes Gesicht in den Pflegekreisen New Jerseys. Es machte für sie keinen Unterschied, ob jemand behindert war oder nicht. Wer zu Hause leben wollte und dazu in der Lage war, sollte die Möglichkeit dazu bekommen. Sie glaubte nicht an Institutionen. Sie lebte mit ihrer Schwester in einem Apartment, das berüchtigt für seine Partys war. Colleen ermutigte andere Behinderte auszugehen und die Dinge in die Hand zu nehmen. Sie war eine erfolgreiche Lobbyistin. Sie zeigte den Leuten, wie sie selbstsicher auftreten und ihre Interessen vertreten konnten. Colleen stand zu dem, was sie sagte und ließ sich von niemandem einschüchtern. „Manche hassten sie für ihr aufmüpfiges Verhalten und ließen ihr die Luft aus den Reifen“, sagte ihre Schwester, „sie bedrohten sie, doch sie blieb hart. Sie sagte einfach, ‚na und? Ich habe ein Ersatzrad!’” Christine sagte nach dem Tod ihrer Schwester: „Wenn es den Himmel vorher nicht gab, dann gibt es ihn jetzt.”

Obwohl Andrew Garcia in San Jose aufwuchs, lagen seine Wurzeln in Spanien. An der Universität betätigte er sich als Ringer und übte jeden Tag. Im Alter von 29 Jahren traf er Dorothy, sie arbeitete für United, er war Fluglotse. Sie sahen sich öfter und heirateten später. Dorothy und Andy haben drei Kinder: Kelly, Audrey und Andrew. Sie konnten jede Minute ihrer Freizeit miteinander verbringen, ohne gelangweilt zu sein. Später gründeten sie ihren eigenen Betrieb in Portola Valley. Dorothy beschrieb Andy als ruhigen Menschen. Er erhob selten die Stimme, sie hatte ihn in den 32 Jahren ihres gemeinsamen Lebens nur zweimal wütend gesehen. Er liebte Musik, sein Training, Wandern, Fischen und gutes Essen. Für Andy war gutes Benehmen sehr wichtig. Er hatte aber auch Humor, immer wieder versuchte er, mit verstellter Stimme Dorothy im Geschäft anzurufen und ihr Märchen aufzutischen. Sie sagte, dass sie jedes Mal darauf rein gefallen sei, obwohl er es schon seit Jahren machte. Andy war fasziniert vom Fliegen. Als Kind baute er ein riesiges Modellflugzeug. Er kannte sich gut aus mit dem Innenleben eines Flugzeugs und ging des Öfteren mit seiner Tochter Kelly zum Flugfeld. Er wollte immer Pilot werden. Dorothy sagte: „Es gibt nicht viele amerikanische Helden, die Kinder himmeln heute Sportler an. Die Menschen in diesem Flugzeug waren normale Bürger, Menschen, mit Moral, die für ihre Werte einstanden.”

Jeremy Glick war das dritte von sechs Kindern und wuchs in New Jersey auf. Er ging zur Saddle River Day School und später zur Universität von Rochester in New York. Jeremys Eltern, Joan und Lloyd, schickten all ihre Kinder zum Judounterricht. Das machte Jeremy zu einem körperlich und psychisch starken Menschen. Doch er nutzte diesen Vorteil nicht aus, in der Schule erwähnte er seine Kenntnisse nicht einmal. In späteren Jahren musste sein Kampfanzug maßgeschneidert werden, weil er so breite Schultern hatte. Im Alter von 13 Jahren traf er Lyz Makely, mit der er bald anfing auszugehen. 1996 heirateten sie im Alter von 25 Jahren. Sie waren einander nie überdrüssig und verbrachten jede freie Minute zusammen. Jeremy schrieb gerne Gedichte und Geschichten und las viel, vor allem Ralph Waldo Emerson, daher auch der Name ihrer Tochter: Emerson (oder kurz Emmy). Emmy kam zu früh zur Welt, drei Monate vor dem 11. September. Er fütterte sie und brachte sie ins Bett und konnte nicht aufhören, von ihr zu erzählen. Jeremys Eltern waren sehr bedacht darauf, ihm frühzeitig ihre Werte zu vermitteln: Mitgefühl, Mut und Charakterstärke.

Kristin White Gould wurde 1936 geboren als Olga Kristin Osterholm. Sie war ein Nachfahre von William Brewster, Passagier der Mayflower von 1620. Kristin schrieb im zarten Alter von fünf Jahren ihr erstes Gedicht:

Sing you song to me, down by the sea

Where the sand is singing

And all the birds are free.

Can’t you hear the ocean roaring?

When it rains it’s always pouring.

We shall dance till morning

Down by the sea.

Ihr ganzes Leben hatte sie mit Literatur zu tun. Mit 10 hatte sie bereits sechs Stücke und 50 Gedichte geschrieben. Ein Journalist aus dieser Zeit berichtete, wie sie zu strahlen begann, wenn sie über ihre Arbeit sprach. Das traf auch noch 55 Jahre später zu. Kristin studierte Latein und Altgriechisch an der Cornell Universität. Sie graduierte 1957 und heiratete ein Jahr später ihren ersten Ehemann. Sie hatte eine Tochter namens Allison und ließ sich 1962 scheiden. Als alleinerziehende Mutter wurde sie freiberufliche Schriftstellerin. Sie hatte viele Bücher. Sie sprach einige Sprachen fließend und liebte die Kunst. Sie war in New York City als scharfsinnige Schriftstellerin bekannt, ihr Fachgebiet war die Medizin, außerdem schrieb sie Gedichte.

Lauren Catuzzi Grandcolas kam am 31. August 1963 in Bloomington, Indiana, zur Welt. Sie war die Tochter von Lawrence und Barbara Catuzzi aus Houston, Texas und Lake Toxaway, NC; die geliebte Ehefrau von Jack Grandcolas aus San Rafael, CA; die geschätzte Schwester von Dara Ann Near aus Short Hills, NJ und Vaughn Catuzzi Lohec aus Chatham, NJ. Lauren war Absolventin der Stratford High School in Houston und der University of Texas in Austin, wo sie der Alpha Delta Pi Verbindung angehörte. Lauren und Jack waren Mitglieder des Marine Country Club in Novato, CA. Sie arbeitete in der Anwaltskanzlei von Thelin, Marlin, Johnson und Bridges als Marketingchefin, später bei Price Waterhouse und schließlich bei der Zeitschrift Good Housekeeping. Sie arbeitete zudem an einem Buch, welches das Selbstvertrauen der Frauen stärken sollte. Ihre Familie beendete das Projekt, das unter dem Titel „You Can Do It! The Merit Badge Handbook for Grown-Up Girls” erschien. Lauren ging in ihrer Freizeit gerne Wandern, Joggen, Rollerbladen und Kajak fahren. Sie war eine gute und verlässliche Freundin für alle, die sie kannten. Wir vermissen sie alle. Lauren ging aus unserem Leben, wie wir sie kannten: stark, entschieden, mutig und als Heldin.

Flugbegleiterin Wanda Anita Green wurde am 22. August 1952 in Oceanside, Kalifornien, als Tochter von Francis und Aserene Smith geboren. Die Familie zog kurz nach der Geburt nach Oakland. Wanda besuchte die Durant Elementary School, die Hoover Junior High School und absolvierte 1970 die Oakland Technical High School. Daraufhin ging sie an das Warner Pacific College in Portland, Oregon, das Merritt College in Oakland und das Alameda College in Alameda. Ihren Abschluss machte sie am Rockland Community College in New York. Am 2. August 1973 bekam sie vom Training Center von United Airlines in Chicago, Illinois, ihre Flügel verliehen. Wanda heiratete Joe Benjamin Green am 27 Mai 1978 und bekam eine Tochter namens Jennifer Renada Green und einen Sohn namens Joe Benjamin Green II. Wanda kümmerte sich sehr um ihre Kinder und half gerne als Freiwillige bei der Organisation von Ausflügen. Eine ihrer ehrenamtlichen Tätigkeiten war als Vorstand bei PTA in New York. Wanda war aktives Mitglied der Linden Presbyterian Church und arbeitete dort als Diakonisse. 1996 arbeitete sie als Immobilienmaklerin für NorthStar Realty. Wanda erfüllte sich den Traum vom Fliegen und bestach durch ihre liebenswürdige Persönlichkeit. Alle, die Wanda gekannt haben, erinnern sich gerne an die Liebe, die sie uns gegeben hat. Die Erinnerung an sie wird die Familie und ihre Freunde ewig begleiten. Ihre Familie liebte Wanda und vermisst sie sehr: Tochter Jennifer R. Green aus Linden, NJ; Sohn Joe B. Green II aus Linden, NJ; Vater und Mutter Francis und Aserene Smith aus Oakland, CA; Großmutter Carrie Smith aus Alameda, CA; Schwester und Schwager Sandra und Aristeed Jamerson aus Antioch, CA; Bruder und Schwägerin Tommy und Tammy Smith aus Fairfield, CA; Neffe Frank Jamerson aus Antioch, CA; ehemaliger Ehemann Joe B. Green aus Stamford, CT; Schwiegervater Joe B. Green, Sr. aus Queens, NY; Schwägerin Adriena Rainey aus Hillside, NY; Stieftochter Crystal Green aus Bronx, NY; Stiefsohn Damian Green aus Denver, CO; die Familien Green und Rainey aus New York und New Jersey; und eine Menge Tanten, Onkel, Cousinen, Nichten, Neffen und Freunden aus New Jersey, New York und Kalifornien. Am 11. September 2001 gaben Wanda Anita Green, die Crew und die Passagiere des Fluges United Airlines Flight 93 ihr Leben, um viel andere zu retten.

Donald Freeman Greene war Vize-Vorstandsvorsitzender und Leiter des Finanzwesens bei Safe Flight Instrument Corp., einer New Yorker Firma, die Sicherheitsinstrumente für Flugzeuge entwirft. Safe Flight rief das Corporate Angel Network ins Leben, ein Programm, das Krebspatienten schnell eine Behandlung ermöglicht. Donald Greene kam in White Plains, New York, zur Welt. Während seiner Zeit in der High School war er mit seinem Bruder im Ringerteam. Außerdem spielte er Tennis, Golf und Rugby. Er graduierte als Ingenieur an der Brown Universität und bekam von der Pace Universität den M.B.A.-Titel. Neugierig wie er war, wollte er alles lernen. Er lernte Opern schätzen, segelte, fuhr gut Ski, flog mit 14 Jahren und wurde leidenschaftlicher Taucher. 1987 traf er seine Frau Claudette. 1990 heirateten sie und zogen nach Greenwich, Connecticut, wo sie zwei wundervolle Kinder aufzogen, Charlie und Jody. Die Familie Greene lebte ein aktives Leben, in den Ferien fuhren sie Ski oder reisten. Er aß jeden Abend mit seiner Familie in ihrem Haus, kümmerte sich an Wochenenden meistens selbst um das Frühstück und trainierte das Fußballteam seiner Kinder. Außerdem nahm er seine Kinder, so oft es ging, mit zum Fliegen. Don war sehr beliebt. Seine sozialen Fähigkeiten öffneten ihm sowohl bei der Arbeit als auch im Privaten alle Wege. Ein Freund sagte über ihn: „Er war so eine Art Mensch, den man sich als Tischnachbarn auf einer Dinnerparty wünscht.“ Bei genau einem solchen Anlass trafen sich er und Claudette das erste Mal – bei einer Spendenaktion für das Westchester Arts Council. Sie war beeindruckt von Don, seiner bodenständigen, positiven Art, seinem Charme und seinem Humor. Er war ein besorgter und sehr stolzer Vater. Als er starb war sein Sohn Charlie gerade 10 Jahre.

Linda Gronlund studierte Jura in Long Island und der American University in Washington. Wie ihr Vater hatte sie eine Schwäche für Autos. Bald ging sie zu Volvo North America in New Jersey. 1980 wurde sie Mitglied des Sports Car Club of America, wo sie ihren Partner Joe DeLuca traf. Obwohl sie sich seit 15 Jahren kannten, hatten sie erst neun Monate vor dem 11. September begonnen miteinander auszugehen. Ihre Schwester Elsa sagte, dass sie Linda nie so glücklich gesehen hat. 1990 nahm sie einen Job bei BMW an. In ihrer Freizeit ging Linda vielen Interessen nach: Segeln, Tauchen, Gärtnern und Fotografieren. Zudem war sie ausgebildete Rettungssanitäterin. Sie war eine starke Frau, die es gewöhnt war in einer Männerwelt zu arbeiten. Sie stand immer für das ein, was sie sagte und dachte. Konsequent plante sie den Bau ihres Hauses in Green Lake, New York, nach streng ökologischen Aspekten. Auch im Beruf lag ihr die Umwelt am Herzen. Sie war beteiligt an der Entwicklung der Wasserstoffmotoren von BMW und fasziniert vom raschen Fortschritt dieses Projekts. Elsa beschreibt sie als „eine wirkliche Umweltaktivistin. Sie liebte Autos, sah aber keine Rechtfertigung darin, die Natur zu zerstören.“ Sie konnte Workaholic und Perfektionistin sein, aber sie war stets ein wunderbarer Mensch. Am 11. September war Linda mit ihrem Freund Joe auf dem Weg zu einem Kurzurlaub in die Weinregion. Sie hatten vor, dort am 13.9. ihren Geburtstag zu feiern.

Richard Guadagno hatte schon als kleiner Junge ein großes Gespür für Gerechtigkeit. Er war immer aufrichtig und auf die Gefühle seiner Mitmenschen bedacht. Er bemühte sich stets, gegen Unrecht vorzugehen. Zum Zeitpunkt des Anschlags war Richard Projektleiter des Humboldt Bay National Wildlife Parks in Nordkalifornien. Er war seit über 17 Jahren im Staatsdienst und hatte zudem die Funktion eines Vollzugsbeamten. Seine große Leidenschaft galt der Natur, und er tat alles für ihren Schutz. Als er bei einer Wanderung mit seiner Schwester einmal beobachtete, wie ein Hundbesitzer sein Tier wildern ließ, stellte er ihm sofort eine Vorladung aus. Obwohl es seiner Schwester peinlich war, bekam er Zuspruch von anderen Wanderern. Wenige Tage vor Richs Rückkehr nach New Jersey anlässlich des 100sten Geburtstags seiner Großmutter wurde eine neue Einrichtung unter seiner Oberaufsicht fertiggestellt. Zu Ehren seiner 17jährigen Dienstzeit bei der Bundesregierung wurde ihm eine eigene Einrichtung gewidmet, das „Richard J. Guadagno Headquarter and Visitors Center”. Rich war Perfektionist und hatte viele Interessen, darunter Musik, Astronomie, Holz- und Glasarbeiten und Fotografie. Er ging gerne Surfen, Klettern, Joggen und Fahrradfahren. Er war ein begeisterter Gärtner und studierte gerne Sterne mit seinem Teleskop. Sein Wissensdurst war unerschöpflich. Trotz seines Eifers hatte er einen großartigen Humor und ein mitreißendes Lachen. Er liebte seinen schwarzen Schäferhund Raven. Richards Eltern, Bea und Jerry sowie seine Schwester Lori werden sein Lebenswerk weiterführen. Er war Idealist und Visionär zugleich.

Der erste Offizier LeRoy Homer wusste schon immer, dass er Pilot werden wollte. Mit 15 Jahren nahm er Flugstunden in einer Cessna 152. Mit Jobs nach der Schule bezahlte er seinen Unterricht, den ersten Alleinflug unternahm er mit 16 und erhielt 1983 seinen Flugschein. Im Herbst 1983 ging LeRoy zur Air Force Academy und graduierte 1987 im 31sten Geschwader. Anschließend wurde er von McGuire AFB in New Jersey unter Vertrag genommen und flog einen C-141B Starlifter. Kurz vor der ehrenhaften Entlassung 1995 wurde LeRoy Captain. Er führte seine Militärkarriere als Reservist und Fluglehrer des 356sten Airlift Geschwader,Wright Patterson AFB, Ohio, fort. Und warb als Academy Liaison Officer neue Kandidaten für die Air Force Academy und die Air Force Reserve Officer Training Corps. Zu dieser Zeit wurde er Major. LeRoy ging im Mai 1995 zu United Airlines. Er begann als zweiter Offizier mit einer B727 und wurde 1996 zum ersten Offizier einer B757/767 befördert. Martin Luther King, Jr. sagte: „Das Ausschlaggebende eines Menschen ist nicht, wie er in Zeiten von Wohlstand und Frieden handelt, sondern wo er steht, wenn die Dinge nicht gut stehen.” Es ist eindeutig, wo LeRoy am 11. September gestanden hat.

Toshiya Kuge studierte an der Waseda University in Tokio. Er war ein begeisterter Sportler, spielte Fußball und war ein großartiger Läufer. Sein Lieblingsteam waren die Osaka Tigers. Er war sehr an der englischen Sprache und Amerika interessiert und lernte oft nach Songs oder Filmen, deren Texte er rezitierte. Toshiya war ein ehrlicher und freundlicher Mensch und hatte ein sehr enges Verhältnis zu seinem älteren Bruder. Im August 2001 bereits Toshiya Amerika und Kanada und sah sich nach Universitäten um. Am 11. September war er auf dem Weg nach San Francisco, um von dort nach Japan zurück zu fliegen.

Die Flugbegleiterin CeeCee Lyles wuchs in Florida mit ihrer Mutter, Carrie Ros, auf. Sie arbeitete sechs Jahre bei der Fort Pierce Police und wurde zum Detective befördert. Sie war unter den besten drei in ihrer Klasse. In Fort Pierce half sie im christlichen Frauenhaus. CeeCee war eine aufgeschlossene, familiäre und liebenswerte Person, die sich rührend um ihre Mitmenschen kümmerte. Sie war klug und schlagfertig – eine starke Frau. Im Mai 2000 heiratete sie Lorne Lyles, einen Sergeant bei der Polizei von Fort Myers. Jeder brachte zwei Söhne in die Ehe mit. Im Oktober 2000 wurde sie Flugbegleiterin bei United Airlines. CeeCee liebte das Fliegen, ihre Kollegen erinnern sich an einen Menschen mit einem bezaubernden Lächeln und einem ausgeprägten Sinn für Humor. Sie strebte stets nach Höherem im Leben. In der Zeit vor dem 11. September war sie glücklich wie nie zuvor. CeeCee und Lorne gingen gerne ins Kino, ihre Lieblingsfilme waren Komödien und Actionthriller.

Hilda Marcin wurde als Hildegard Zill im deutschen Schwedelbach geboren. Mit acht Jahren kam sie mit ihren Eltern von Köln nach New Jersey. Schnell wurde aus Hildegard Hilda. Sie arbeitete Zeit ihres Lebens sehr hart. Bis zum Juni 2001 war sie Aushilfslehrerin in einer Schule in Mount Olive, NJ. In 14 Jahren hatte sie sich nicht einen Tag krankschreiben lassen. Sie arbeitete mit körperlich behinderten Kindern und Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten. Sie liebte ihre Arbeit. Mit 79 ging Hilda in Rente. Sie empfand den Winter an der Ostküste als immer unangenehmer und zog an die Westküste, um bei ihrer jüngsten Tochter Carole zu wohnen. An diesem Morgen hatte ihre ältere Schwester Betty sie zum Flughafen gefahren. Hildas Tochter Carole beschreibt ihre Mutter als eine sehr starke und unabhängige Frau. Sie war eine freundliche und liebenswürdige Persönlichkeit, die von ihrer Familie, ihren Freunden und ihren Kollegen geschätzt wurde. Obwohl sie nur die Sommer in Kalifornien verbrachte, kannte sie alle Leute aus der Nachbarschaft und fing mit jedem ein Gespräch an. Der schlimmste Tag in Hildas Leben war der Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941. Hilda nahm damals nur einmal frei, um im Februar 1943 den Polizisten Edward Marcin zu heiraten, Zeit für Flitterwochen gab es nicht. Ihr Ehemann starb 1979. Carole und Betty hatten eine Überraschungsfeier für den 80sten Geburtstag ihrer Mutter im Dezember 2001 geplant.

Waleska Martinez kam in Puerto Rico zur Welt. Sie studierte Informatik und Wirtschaft an der Universität von Puerto Rico und zog 1987 nach New York. Im folgenden Jahr bekam sie im U.S. Census Bureau eine Stelle in der Buchhaltung. Schnell erkannte man ihr Talent und sie machte Karriere. Ihr Vorgesetzter Tony Farthing beschreibt sie als perfekte Mitarbeiterin. „Es machte Spaß, mit ihr zu arbeiten, sie war eine gute Kollegin. Sie hatte für jedes Problem gleich eine Lösung parat. Sie wollte, dass die Dinge funktionieren.” Tony schlug Waleska für das Management vor, doch sie machte lieber weiter ihre alte Arbeit. Sie war ein geduldiger Mensch und sehr erfolgreich mit den Lehrlingen. Sie spielte Tennis und Baseball. Sie liebte Musik, ging gerne in Konzerte, vor allem zu Madonna. Ihre Partnerin Angela erzählte von ihrer beruhigenden Ausstrahlung und den Spaß, den man mit ihr haben konnte – es schien, als lächle sie immerzu.

Nicole Carol Miller wurde am 4. März 1980 in San Jose, Kalifornien, geboren. Sie besuchte die Allen Elementary School, die Bret Harte Middle School und die Pioneer High School, an der sie 1998 graduierte. Sie war eine gute Studentin und schwamm für das Schulteam. Während der vier Jahre an der High School spielte sie Softball und bekam dafür ihr Stipendium. Nach der Schule blieb Nicole sportlich. Sie wollte 2002 an die California State University, Chico oder die California State University, San Jose wechseln, um ihren Abschluss zu machen. Nicole war eine angenehme Persönlichkeit. Ihr bezauberndes Lächeln erhellte den Raum, ihre liebenswürdige Art gab selbst Fremden ein vertrautes Gefühl. Es war für sie eine Selbstverständlichkeit, ihr Leben für andere zu geben und das hat sie am 11. September 2001 getan. Nicole wird nicht vergessen: Vater David J. Miller; Stiefmutter Catherine M. Miller; Mutter Cathy M. Stefani; Stiefvater Wayne S. Stefani, Sr.; und ihre Geschwister Tiffney M. Miller, David S. Miller, Danielle L. Miller, Wayne S. Stefani, Jr., Joshua R. D. Tenorio und Anthony D. Tenorio.

Louis J. Nacke, II kam am 9. September 1959 in Richmond, Virginia, zur Welt. Schon in jungen Jahren hatte er davon geträumt, außergewöhnlich zu sein. Einmal verkleidete er sich als Superman und sprang durch eine Glastür, wobei er beinahe den Arm verlor und mit 104 Stichen genäht werden musste. Lou wuchs mit zwei Brüdern und einer Schwester auf. Seine Familie zog mehrmals um, was Lou zu einem aufgeschlossenen Jungen machte. In seinen Jugendjahren gab es für ihn nur seine Freunde, seine Familie und Sport. Mit 17 beschloss Joey (wie seine Familie ihn nannte) arbeiten zu gehen und nebenbei das College zu besuchen. Er arbeitete sich nach oben, während er eine kleine Familie gründete und nachts für das College lernte. Mit 40 war er General Manager bei K.B. Toys in New Jersey. Er war stolz auf seinen Erfolg und die Leute, die für ihn arbeiteten. Lou war Vater von zwei Jungen: Louis Paul (18) und Joseph (22). Er las gerne und trieb viel Sport. Er kochte gern, sammelte Weine und verbrachte viel Zeit mit seiner Familie. Wer mit Lou redete, hatte das Gefühl ungeteilter Aufmerksamkeit, er gab einem das Gefühl dazuzugehören. Lou hatte immer einen Spruch auf Lager. Sein Leben definiert sich nicht über die Geschehnisse des 11. Septembers, sondern über sein Wirken.

Donald und Jean Peterson heirateten 1984. Don hatte drei Söhne, David, Hamilton und Royster, Jean hatte drei Töchter, Jennifer, Grace und Catherine. Jean wuchs in Lancaster, Pennsylvania, auf. Vor dem College verbrachte sie ein Jahr in einem Austauschprogramm in Deutschland und überlegte, ob sie Sprachlehrerin oder Krankenschwester werden sollte. Trotz schöner Erfahrungen in Deutschland, entschied sie sich für eine Ausbildung zur Krankenschwester. Sie ging an die University of Rochester und im Anschluss nach Colombia. Später fuhr sie als Freiwillige einen Krankenwagen und arbeitete mit Schwangeren. Don studierte Ingenieurwesen am MIT und in Harvard. Bis zum Verkauf leitete er das Familienunternehmen Continental Electric. Anschließend arbeitete er bei der Howard Bank. Als Rentner half er Menschen mit Lebenskrisen. Er war ein schlauer, geduldiger Mann. Don und Jean widmeten sich nach ihren Scheidungen intensiv der Religion. Im Herbst 1983 trafen sie sich durch einen gemeinsamen Freund in einer Kirche, ein halbes Jahr später hielt er um ihre Hand an. Zu ihrem 50sten Geburtstag wurde Jean von ihrer Tochter nach ihren Wünschen gefragt, diese entgegnete: „Dich zu sehen und ein Foto von euch allen, mehr wünsche ich mir nicht.” Sie heuerten einen Fotografen an und posierten am Strand. Jean bekam ein riesiges Poster. Mittelpunkt ihres Lebens war die Kirche und damit verbundene Wohltätigkeitsgruppen. Sie lebten in Spring Lake, New Jersey. Don liebte das Wetter – er konnte Stunden vor dem Wetterkanal verbringen und stand bei Sturm nachts auf, um die Brandung zu beobachten. Jean war sehr gesundheitsbewusst, beide machten ausgedehnte Spaziergänge. An Thanksgiving luden sie all ihre Bekannten ein, die keine Familie hatten und bewirteten sie. Die beiden fuhren jedes Jahr nach Yosemite, um Jeans Familie zu besuchen. Am 11. September waren sie auf dem Weg zum jährlichen Familientreffen.

Mark “Mickey” Rothenberg wuchs in Brooklyn auf und graduierte 1970 am Franklin and Marshall College. Im folgenden Jahr heiratete er seine Frau Meredith und begann im Betrieb seines Vaters, der Culver Glassware Company. 2001 gründete er die Importfirma MDR Global Resources. Meredith beschreibt ihn als absoluten Workaholic, der morgens mit der Ostküste telefonierte und abends Asien anrief. Er hatte sehr viel Energie und liebte seine Familie. Er hatte zwei Töchter, Rachel und Sara. Jeden Tag rief er seine Mutter an. Sein Neffe Andrew erinnerte sich an die Spiele, die sie gemeinsam besucht haben und an seinen großartigen Humor. Mickey liebte das Reisen. Im Flugzeug konnte er sich erholen, erhielt endlich keine Anrufe mehr auf dem Handy. Er war so häufig in der Luft, dass er die Flugbegleiterinnen persönlich kannte. Mickey liebte Golf und verfolgte alle lokalen Spiele im Fernsehen. Er war ein freundlicher und umgänglicher Mensch. Er war immer interessiert an fremden Menschen und Kulturen. Sein hoher IQ und sein Verhandlungsgeschick machten ihn zu einem hervorragenden Geschäftsmann, mit dem man gerne Zeit verbrachte.

Christine Snyder lebte in Hawaii und liebte die Natur. Sie hatte sich im Sommer 2001 mit Ian verlobt. Christine und Ian kannten sich seit der High School. Nach dem College arbeitete Christine als Baumpflegerin. Sie hatte Spaß an der Arbeit und liebte die Natur. Am 11. September kehrte sie von einem Forstkongress in Washington zurück. Auf dieser Reise besuchte sie mit ihrer Freundin und Kollegin Mary Steiner New York, auch das World Trade Center gehörte zum Programm. Christine verstand sich mit jedem, hatte eine aufgeschlossene und herzliche Art und sah mit ihren langen, blonden Haaren bezaubernd aus. Ian erzählt, wie fürsorglich sie war. Ihre Familie betont, wie wohl und geborgen man sich in ihrer Gegenwart fühlte. Jeder liebte sie, erinnert sich ihr Vater Neil, sie beklagte sich fast nie und gewann allem etwas Positives ab. Ihr Spitzname war Snow White.

John Talignani kam in Palma, Italien zur Welt. Seine Eltern kamen aus New York und besuchten die Familie. Seine Mutter war hochschwanger und konnte den Rückflug nicht antreten, so bekam sie John in Italien. Die Heimreise traten sie per Schiff an, John wuchs in Brooklyn auf. Er hatte zwei Brüder und eine Schwester. Mit 18 ging er zur Armee, arbeitete später als Barmann und Taxifahrer. John war ein aufgeschlossener Mensch mit einer Vorliebe für Big Bands und Bobby Darin. Eine andere Leidenschaft galt dem Onlineshopping, es faszinierte ihn, Dinge über das Internet zu bestellen. Talignani war großer Baseballfan, der oft mit seinem Stiefsohn zu den Spielen ging. Er behandelte den Jungen wie seinen eigenen und war unglaublich geduldig im Umgang mit ihm. John war sehr familiär, kam nie zu spät nach Hause und kochte leidenschaftlich gerne. Mit seiner Frau Selma wollte er sich in Florida zur Ruhe, doch sie kamen bald nach New York zurück, um näher bei ihrer Familie zu sein. John war auf dem Weg nach Kalifornien, um an einer Gedenkfeier für seinen Stiefsohn teilzunehmen.

Honor Elizabeth Wainio (8. Oktober 1973 – 11. September 2001) lebte in Catonsville, Maryland. Elizabeth ging als Filialleiterin der Discovery Channel Stores von New York nach San Francisco. In den letzten Minuten an Bord war die 27jährige stark genug ihre Familie anzurufen und sich zu verabschieden. Esther Heymann, Elizabeths Stiefmutter, nahm an diesem Morgen das Gespräch entgegen. „Sie machte sich Sorgen um alle Betroffenen“, sagte Heymann, „in der für sie typischen Art dachte sie nur an die Familien der Mitreisenden und wie diese damit umgehen könnten. Sie beklagte sich mit keinem Wort. Sie fand Ruhe inmitten eines Sturms.“ Wer sie gekannt hatte, wird über diese Reaktion nicht überrascht sein. Am 8. Oktober kamen Hunderte Freunde, Kollegen und Familienangehörige zu einem Gedenkgottesdienst nach Catonsville. Die Zeremonie fand an ihrem 28. Geburtstag statt. Ihre Kollegen beschreiben sie als Karrierefrau, 1999 übernahm sie den Harborplace Store in Baltimore, bereits ein Jahr später war sie für den Überseeverkauf verantwortlich. In dieser Position rückte sie auf Platz eins der Erfolgsliste des Konzerns. Mitarbeiter beschreiben sie als überlegt, intelligent und enthusiastisch. Sie hatte einen angenehmen Humor und ehrlichen Respekt vor ihren Mitmenschen. Sie war stets eine treibende Kraft, ihr Schreibtisch war übersät mit Texten ihrer Lieblingsautoren Ralph Waldo Emerson, Henry Miller und William Penn. Schon in ihrer Kindheit war Elizabeth lernfreudig und aufgeweckt, machte Ballett und spielte Geige. Bereits in der Grundschule spielte sie die Gräfin in The Sound of Music. Sie war Captain der Cheerleader, schrieb in der Schülerzeitung und war Mitglied des Hockeyteams. Sie wollte Journalistin werden, kurz vor ihrem Abschluss 1995 wurde ihr ein Job als Filialleiterin für Maryland und Virginia angeboten. Im April 2000 zog sie nach New Jersey. Ihre Karriere hielt sie nicht davon ab, ihre Eltern, ihren Bruder Tom (30) und Schwester Sarah (14) zu besuchen. Sie besuchte ihre Mutter und ihren Stiefvater Jay in Atlanta, Georgia. Elizabeth liebte Filmklassiker wie „Sound of Music“, „It’s a Wonderful Life“ und „Breakfast at Tiffany’s“. Einmal schrieb sie ihrer Mutter ihr Lieblingszitat: „Verlierst du deine Träume, dann verlierst du deinen Verstand”. Am 29. August 2001 hatte Elizabeth endlich die Möglichkeit, sich einen Traum zu erfüllen und nach Italien zur Hochzeit einer alten Freundin zu fliegen. Anschließend besuchte sie eine Freundin in Paris und erfüllte sich damit einen weiteren Traum. Als sie auf die Seine blickte, sagte sie: „Wir müssen diese Lebendigkeit bei uns zu Hause auch suchen. Wir müssen diese Momente der absoluten Schönheit erkennen und schätzen.“ Ihr Tod hat sie uns aus der Mitte gerissen, wir danken für die Zeit, die wir mit ihr hatten. Der Weg, den sie mit uns gegangen ist, war der alles Entscheidende.

Ihr Mann Patrick sagte über die Flugbegleiterin Deborah Welsh: „Debbie liebte das Leben und die Menschen. Ihre Mitmenschen waren ihr stets wichtiger als ihr eigenes Leben, es gibt kein größeres Opfer. Sie inspirierte uns täglich. Am 20. Juli 1972, an Debbies 20sten Geburtstag, beendete sie ihre Ausbildung bei der Eastern Airlines und begann ihre Karriere. Sie lernte gerne neue Länder kennen: Neuseeland, Tahiti, Griechenland, Deutschland, Italien. Sie saugte fremde Kulturen geradezu auf. Es gibt so viele wundervolle Dinge über Debbie zu sagen, über ihr unglaubliches Talent und ihre bezaubernde Stimme. Sie war eine gute Köchin mit Vorliebe für exotische Rezepte. Debbie liebte Tiere über alles, hatte einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und half, wo sie nur konnte. Durch diese Qualität wird sie ewig in unseren Herzen weiterleben. Ich bin stolz, eine so wundervolle Frau an meiner Seite gehabt zu haben. Ich liebe dich und freue mich, dich eines Tages wiederzusehen.“ (Patrick Welsh)

Der Stab

Paul Greengrass (Autor / Regisseur / Produzent)

Er verfügt über umfangreiche Erfahrung im britischen Film, Fernsehen und Theater. Greengrass war Autor und Regisseur des hochgelobten Doku-Dramas „Bloody Sunday“, das von einer Bürgerrechtsdemonstration in Nordirland handelt, die 13 Todesopfer forderte. Der Film wurde 2002 mit dem Goldenen Bären der Berlinale ausgezeichnet, mit dem Publikumspreis von Sundance und dem Regiepreis der British Independent Film Awards.

Zuletzt drehte Greengrass den internationalen Blockbuster „Die Bourne Verschwörung“, der am Eröffnungswochenende über 50 Millionen Dollar einspielte und in den US-Kinos mehr als 175 Millionen Dollar einbrachte.

Zu seinen weiteren Filmen gehören „Omagh“ (Best Single Drama, BAFTA 2005), „The Murder of Stephen Lawrence“ (Best Single Film, BAFTA 2000; Special Jury Prize, BANFF TV Festival 2000), „The Fix“, „Vom Fliegen und anderen Träumen“ (Bester Ausländischer Film, Brüssel Film Festival 1999) und „Resurrected“ (Interfilm und OCIC-Jurypreis, Berlinale 1989).

Greengrass schrieb und inszenierte zahlreiche Dokumentationen, darunter die offizielle Live Aid-Doku „Food, Trucks and Rock and Roll“. Er begann seine Karriere mit „World in Action“, wofür er einen BAFTA bekam. Gemeinsam mit Peter Wright schrieb er den kontroversen Bestseller „Spycatcher“.

Lloyd Levin (Produzent)

Er produzierte zuletzt gemeinsam mit seinem langjährigen Produktionspartner Lawrence Gordon „Hellboy“. Seine Karriere begann er als associate producer bei „Stirb langsam“, der auf dem Roman „Nothing Lasts Forever“ basiert. Levin schlug Gordon das Buch zur Verfilmung vor und überwachte später die Stoffentwicklung. Als associate producer arbeitete er für den Oscar©-nominierten „Feld der Träume“ (1989) von Phil Alden Robinson mit Kevin Costner und für „Mein Partner mit der kalten Schnauze“ (1989) mit James Belushi. 1990 war er ausführender Produzent bei „Stirb Langsam 2 – Die Harder“ und „Predator 2“. 1991 war er Produzent von „Rocketeer“ von Joe Johnston mit Billy Campbell und Jennifer Connelly.

Levin folgte Gordon zu Largo Entertainment, wo er als President of Production verantwortlich war für Erfolge wie „Gefährliche Brandung“ von Kathryn Bigelow mit Keanu Reeves und Patrick Swayze, „Fatale Begierde“ mit Kurt Russell und Ray Liotta sowie „Timecop“ mit Jean-Claude Van Damme. Für Largo Entertainment war er ausführender Produzent von „Die Herbstzeitlosen“ mit Shirley MacLaine, Kathy Bates und Marcello Mastroianni.

Nach seinem Abschied von Largo setzte Levin seine Partnerschaft mit Gordon fort. 1997 war er ausführender Produzent von „Vertrauter Feind“ mit Harrison Ford und Brad Pitt. Im gleichen Jahr produzierte er „Event Horizon – Am Rande des Universums“ mit Laurence Fishburne und Sam Neill. 1998 produzierte er Paul Thomas Andersons bahnbrechende „Boogie Nights“, der für drei Oscars© nominiert und mit Mark Wahlberg, Julianne Moore, William H. Macy, Heather Graham und Burt Reynolds besetzt war.

1999 produzierte Levin „Mystery Men“ mit Ben Stiller, William H. Macy und Geoffrey Rush und anschließend „Lara Croft: Tomb Raider“ mit Angelina Jolie. Der Film nach einer Videospiel-Vorlage spielte weltweit über 280 Millionen Dollar ein und wurde zum erfolgreichsten Actionfilm mit einer weiblichen Hauptrolle. Zu seinen weiteren Produktionen gehören „K-Pax – Alles ist möglich“ von Iain Softley mit Kevin Spacey und Jeff Bridges und „Lara Croft Tomb Raider: Die Wiege des Lebens“. Seine kommenden Projekte sind der Thriller „Meg“ von Jan de Bont sowie die Fortsetzung von „Hellboy“.

Tim Bevan & Eric Fellner (Produzenten)

Seit 1992 haben Tim Bevan und Eric Fellner ihre gemeinsame Filmfirma Working Title zu einer der führenden Produktionsgesellschaften Europas aufgebaut. Mit über 80 Filmen erzielten sie bisher einen weltweiten Gesamtumsatz von mehr als 3,5 Milliarden Dollar. Ihre Filme gewannen vier Oscars© (für „Dead Man Walking – Sein letzter Gang“ von Tim Robbins; „Fargo – Blutiger Schnee“ von Joel und Ethan Coen; „Elizabeth“ von Shekhar Kapur), 22 BAFTA Awards sowie etliche Auszeichnungen auf den Festivals von Cannes und Berlin. Bevan und Fellner bekamen zwei der höchsten Ehrungen der britischen Filmindustrie: den Michael Balcon Award for Outstanding British Contribution to Cinema at the Orange British Academy Film Awards (2004) und den Alexander Walker Film Award at the Evening Standard British Film Awards. Vor kurzem wurde beiden der Titel CBE (Commander of the British Empire) verliehen.

Zu den weiteren weltweiten Erfolgen von Working Titel gehören „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ von Mike Newell, „Tatsächlich...Liebe“ von Richard Curtis, „Notting Hill“ von Roger Michell, „Bean – der ultimative Katastrophenfilm“ von Mel Smith, „Die Dolmetscherin“ von Sydney Pollack, „Johnny English“ von Peter Howitt, „O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee“ von Joel und Ethan Coen, „About a Boy oder: Der Tag der toten Ente“ von Chris und Paul Weitz sowie die beiden Bridget Jones-Filme (inszeniert von Sharon Maguire beziehungsweise Beeban Kidron). Die Firma unterhält lange und erfolgreiche Beziehungen zum Autor und Regisseur Richard Curtis, zu den Schauspielern Rowan Atkinson, Colin Firth und Hugh Grant sowie zu den Coen-Brüdern, um nur einige zu nennen.

Zu den aktuellen internationalen Boxoffice-Erfolgen gehören „Stolz & Vorurteil“ von Joe Wright mit Keira Knightley, Matthew Macfadyen, Brenda Blethyn und Donald Sutherland sowie „Eine zauberhafte Nanny“ mit Emma Thompson (zugleich Drehbuch), Colin Firth, Angela Lansbury und Kelly Macdonald.

In Post-Produktion befinden sich derzeit „Hotstuff“ von Phillip Noyce mit Tim Robbins und Derek Luke; „Smokin’ Aces“ von Joe Carnahan mit Jeremy Piven, Andy Garcia, Ray Liotta und Alicia Keys; „Middle of Nowhere“ von Ringan Ledwidge mit Amelia Warner, Shaun Evans und Scott Mechlowicz sowie „Sixty Six“ von Paul Weiland mit Eddie Marsan und Helena Bonham Carter.

In Vorbereitung befinden sich „The Golden Age“, die lange erwartete Fortsetzung des erfolgreichen Films „Elizabeth“ von Shekhar Kapur mit Cate Blanchett, Geoffrey Rush und Clive Owen; „Hott Fuzz“ von Edgar Wright mit Simon Pegg; „Bean II“ (Arbeitstitel) mit Rowan Atkinson sowie „Atonement“ von Joe Wright nach Vorlage von Ian McEwan.

1999 wurde „WT²“ unter der Leitung von Natascha Wharton mit dem Ziel gegründet, kleinere Filme zu finanzieren. Bereits der erste Film „Billy Elliot – I Will Dance“ von Stephen Daldry wurde ein internationaler Erfolg und mit viel Kritikerlob bedacht. Der Film spielte weltweit über 100 Millionen Dollar ein, erhielt drei Oscars©- sowie zwei Golden Globe-Nominierungen und wurde bei den British Independent Film Awards als Best Feature ausgezeichnet. Regisseur Stephen Daldry und Drehbuchautor Lee Hall arbeiteten auch für die Musical-Version zusammen, für die Sir Elton John neue Songs komponierte. Der Musical-Hit (eine Koproduktion mit Old Vic Prods.) war das Theaterdebüt für Working Titel und wird im ausverkauften Victoria Theatre in London gespielt.

Zu den weiteren Produktionen von „WT²“ gehören „Ali G Indahouse“ von Mark Mylod mit Sacha Baron Cohen, der in England zum Hit wurde; der hochgelobte Thriller „Unsichtbare Augen“ von Marc Evans; „Mickybo & Me“ von Terry Loane; „Inside I’m Dancing“ von Damien O’Donnell, der 2004 den Publikumspreis beim Edinburgh International Film Festival bekam sowie der „rom zom com“ (romantic zombie comedy) Hit „Shaun of the Dead - Ein Zombie kommt selten allein“ von Edgar Wright.

Debra Hayward (Ausführende Produzentin)

Sie begann 1989 bei Working Title als Produktionsassistentin für Filme wie „Die Narren des Schicksals“ und „Dakota Road“ und arbeitete anschließend in der Entwicklungsabteilung an Produktionen wie „London Kills Me“ (1991) und „Flucht aus dem Eis“ (1993).

Als ausführende Produzentin betreute sie zuletzt „Eine zauberhafte Nanny“, „Stolz & Vorurteil“ und „Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns“. Als Koproduzentin fungierte sie bei „Die Dolmetscherin“ sowie bei „Gesetzlos – Die Geschichte des Ned Kelly“, „Tatsächlich...Liebe“, „Johnny English“ und „About a Boy oder: Der Tag der toten Ente“. Zuletzt war sie ausführende Produzentin bei „Der Sex-Guru“ und

„40 Tage und 40 Nächte“.

Als Koproduzentin betreute sie zudem „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“, „Corellis Mandoline“, „Elizabeth“, „Heirat nicht ausgeschlossen“ und „Ein Fall für die Borger“. Hayward spielte eine wichtige Rolle in der Projektentwicklung von Filmen wie „Notting Hill“, „Plunkett & Macleane“, „French Kiss“, „Moonlight & Valentino“, „Panther“, „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ sowie „Posse“.

Liza Chasin (Ausführende Produzentin)

Sie ist seit 1996 President of U.S. Production von Working Title Films. Zuletzt produzierte sie „Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns“ mit Renée Zellweger; „Wimbledon“ von Richard Loncraine mit Kirsten Dunst und Paul Bettany; „Stolz & Vorurteil“ von Joe Wright mit Keira Knightley und „Eine zauberhafte Nanny“ mit Emma Thompson, Colin Firth und Angela Lansbury. Chasin war ausführende Produzentin des hochgelobten Dramas „Thirteen”, koproduzierte den weltweiten Hit „Tatsächlich...Liebe“ von Richard Curtis und war ausführende Produzentin des Familienabenteuers „Thunderbirds“.

In den letzten Jahren war sie an der Entwicklung und Produktion so hochgelobter Filme beteiligt wie „Dead Man Walking“, „Fargo – Blutiger Schnee“, „Notting Hill“ und „O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee“. Chasin war Koproduzentin von „About a Boy oder: Der Tag der toten Ente“, „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“, „High Fidelity“ sowie von „Elizabeth“ mit Cate Blanchett.

Die Absolventin der NYU Film School kam 1991 als Chefin der Entwicklungsabteilung zu Working Title. Als Vice President of Production and Development leitete sie später das Büro in Los Angeles. Vor ihrer Arbeit für Working Title war sie in unterschiedlichen Produktionsbereichen für verschiedene New Yorker Produktionsfirmen tätig.

Barry Akroyd (Kamera)

Das Mitglied der British Society of Cinematographers hat bei über 40 Kino- und Fernsehfilmen die Kamera geführt. Seine Karriere begann Mitte der 80er Jahre mit dem Dokumentarfilm „The Eleventh Hour: The View from the Woodpile“ von Ken Loach. Mit dem Regisseur drehte er elf weitere Filme, darunter „Raining Stones“, „Ladybird, Ladybird“, „Land and Freedom“, „Carla’s Song“, „Mein Name ist Joe“, „Brot und Rosen“, „The Navigators“, „Sweet Sixteen“, „Just A Kiss“ sowie „The Wind That Shakes the Barley“.

Zu seinen weiteren Arbeiten gehören „Gideon’s Daughter“, „Love + Hate“, „Eroica“, „The Lost Prince“ (BAFTA nominiert), „Out of Control“, „Dust“, „Very Annie Mary“, „Beautiful People“, „Der Zorn des Jägers“, „Amazing Grace“, „Anne Frank Remembered“, „Tracking Down Maggie: The Unofficial Biography of Margret Thatcher” und „Aileen Wuornos: The Selling of a Serial Killer”. Akroyd führte zudem Regie beim Kurzfilm „The Butterfly Man”, der für den BAFTA nominiert wurde.

Clare Douglas (Schnitt)

Sie arbeitet seit mehr als drei Jahrzehnten als Cutterin für Film und Fernsehen. Sie bekam drei BAFTA-Nominierungen für „The Lost Prince“ (2003), für „Bloody Sunday“ (2002) sowie für „Agent in eigener Sache“ (1982). Für Paul Greengrass machte sie bereits den Schnitt von „Bloody Sunday“ und „The Murder of Stephen Lawrence“.

Zu den weiteren Arbeiten gehören „Friends and Crocodiles“, „A Way of Life“ (mit Brenda Blethyn), „Liebe und andere Abenteuer“ (mit Parker Posey und Jeremy Northam), „Midnight Movie“, „For the Greater Good“, „Secret Friends“ und „Christabel“. Zu den TV-Serien gehören „Family Money“, „Cold Lazarus“, „Lippenstift am Kragen“, „Needle“, „König, Dame, As, Spion“, „Dial M for Murder“ und „Emma“.

Christopher Rouse (Schnitt)

Sein Story-Gespür, verbunden mit dem Talent für einzigartige Actionsequenzen, macht ihn zu einem der gefragtesten Cutter.

Zuletzt besorgte er den Schnitt des Hits „Eight Below“ und des internationalen Blockbusters „Die Bourne Verschwörung“ (gemeinsam mit Richard Pearson). Zuvor arbeitete er an „Die Bourne Identität“ und an „Paycheck – Die Abrechnung“ von John Woo mit Ben Affleck. Er war Ko-Cutter von „The Italian Job“ und zusätzlicher Cutter von „Manito“ (Spezial Jury Preis beim Sundance Film Festival 2002) und des IMAX-Films „Olympic Glory“.

Er bekam eine Emmy-Nominierung für die Arbeit an der Mini-Serie „Anne Frank: The Whole Story“ mit Ben Kingsley. Er schnitt zudem für Tom Hanks und Ron Howard etliche Episoden ihrer preisgekrönten Mini-Serie „From the Earth to the Moon“.

Richard Pearson (Schnitt)

Zuletzt machte er den Schnitt bei der Verfilmung des bahnbrechenden Broadway-Musicals „Rent“, bei der schwarzen Komödie „A Little Trip to Heaven“ sowie beim internationalen Blockbuster „Die Bourne Verschwörung“ (gemeinsam mit Christopher Rouse). Zu seinen weiteren Arbeiten gehören das Action-Abenteuer „Welcome to the Jungle“ mit The Rock und Seann William Scott, der Fortsetzungs-Hit „Men in Black II“ (gemeinsam mit Steven Weisberg), „The Score“, „Der Fall Mona“, „Bowfingers große Nummer“ und „Muppets aus dem All“.

Er bekam 1998 eine Emmy-Nominierung für die Arbeit an der Mini-Serie „From the Earth to the Moon“, für die er auch das Titeldesign entwarf.

Dominic Watkins (Produktionsdesign)

Nach seinen Erfolgen als Designer für Nachtclubs begann er mit der Ausstattung für Musikvideos. Er arbeitete für Stars wie Christina Aguilera, LL Cool J, Madonna, Janet Jackson, David Bowie, Aerosmith, Red Hot Chili Peppers und Kylie Minogue. Zudem sorgte er für das Design bei Werbespots renommierter Firmen wie Coca-Cola, XM Radio, Visa, Mercedes Benz, MCI, Nike oder Honda.

Sein Filmdebüt gab er mit dem Produktionsdesign für den Thriller „Bad Girl – Mord ist keine Lösung“ mit Julia Stiles und Billy Moses. Es folgten „Bad Boys II“ von Michael Bay mit Will Smith, der internationale Blockbuster „Die Bourne Verschwörung“ von Paul Greengrass sowie „Alpha Dog“ von Nick Cassavetes.

Dinah Collin (Kostüme)

Sie blickt auf eine lange Karriere im britischen Film und Fernsehen zurück, die mit Kostümen für die Kultserie „Dr. Who“ begann. Zu der langjährigen Zusammenarbeit mit Paul Greengrass gehören die Filme „Die Bourne Verschwörung“, „Bloody Sunday“, „Vom Fliegen und anderen Träumen“ sowie die TV-Produktionen „The Murder of Stephen Lawrence“ und „The Fix“. Zuletzt waren ihre Kostüme in „Shooting Dogs“ von Michael Caton-Jones zu sehen.

Für die Kostüme in der Mini-Serie „Stolz und Vorurteil“ (mit Colin Firth und Jennifer Ehle) erhielt sie 1995 einen Emmy und eine BAFTA-Nominierung. Zu den weiteren TV-Arbeiten gehören „The Sins“ (mit Pete Postlethwaite) und „Portrait of a Marriage“, wofür sie einen BAFTA bekam.

Zu ihren Kinofilmen gehört unter anderem der Beitrag „Gladiatress“ aus dem Episodenfilm „Ten Minutes Older: The Cello“.

John Powell (Musik)

Er begann 1988 bei der Londoner Air-Edel Music als Komponist für Werbung und Fernsehen. Später assistierte er Patrick Doyle beim Soundtrack von „Das weiße Zauberpferd“ und arbeitet für Hans Zimmer an der Musik von „Wolfsblut“.

Bevor er nach Los Angeles zog, spielte Powell 15 Jahre lang in der Londoner Soul Band „Fabulisitics“.

Mit seinem spektakulären Soundtrack zu „Im Körper des Feindes“ mit Nicolas Cage und John Travolta begann seine Hollywood-Karriere. Mit romantischen Melodien unterlegte er die Komödie „Auf die stürmische Art“ mit Ben Affleck und Sandra Bullock. Eine Mischung aus Jazz, Latin und Klassik findet sich beim Soundtrack zu „Antz“. Es folgte „Endurance“, entwickelt und koproduziert von Terrence Malick, ein fast dialogfreies Drama, bei dem die Musik die Worte ersetzte.

Zu den weiteren Filmen gehören „Chicken Run – Hennen rennen“ für DreamWorks; die Actionfilme „Mr. & Mrs Smith“, „Die Bourne Verschwörung“, „Paycheck – Die Abrechnung“, „The Italian Job“ und „Die Bourne Identität“. Er schrieb die Musik zu den Komödien „Be cool“, „Mr. 3000“, „Alfie“ und „Ein Chef zum Verlieben“, zum Animationsfilm „Robots“ sowie zum Publikumsliebling „Drumline“. Mit seinem einfallsreichen Soundtrack zu „Shrek“ begeisterte Powell Kritiker und Publikum gleichermaßen. Erneut gewann er die Herzen des Publikums mit seiner Musik zu „Ich bin Sam“.

Zu seinen jüngsten Arbeiten gehören die Kompositionen zu „Ice Age 2 - Jetzt taut’s“, „X-Men 3“: Der letzte Widerstand“ von Brett Ratner und „Happy Feet“ von George Miller.

Mit seinem breiten Spektrum von Action bis Thriller, von Komödie bis Drama gehört Powell zu den talentiertesten und originellsten neuen Komponisten in der Filmmusik.


110 Min

Am 11. September 2001 wurde die Welt in ihren Grundfesten erschüttert. An diesem Tag wurden in Amerika von Terroristen fast zeitgleich vier Flugzeuge entführt. Zwei davon schlugen in das World Trade Center in New York ein. Eines stürzte auf das Pentagon. Das vierte Flugzeug sollte in Washington sein Ziel erreichen. Der Widerstand der Passagiere verhinderte diesen Plan der Attentäter. Die Maschine stürzte in ein Waldstück in Pennsylvania. Niemand überlebte das Unglück.

Genau um 8:42 startet Flug United 93 von New York in Richtung San Francisco. In Echtzeit schildert das Doku-Drama die dramatischen Ereignisse an Bord und am Boden. Der britische Regisseur Paul Greengrass („Die Bourne Verschwörung“) rekonstruiert nach umfangreichen Recherchen die letzten Stunden von United Airlines Flug 93. Ein Film, der die Nerven bis auf das Äußerste anspannen wird.

Produktionsnotizen

Man kann sich auf vielfältige Weise den Geschehnissen von 9/11 nähern. Das Fernsehen kann Ereignisse dokumentieren, noch während sie passieren. Reporter können eine erste Rohfassung der Geschichte schreiben. Historiker können den Zeitrahmen erweitern und Zusammenhänge herstellen. Auch Regisseure übernehmen dabei ihre ganz eigene Rolle. Wenn man ein einzelnes Ereignis intensiv und sorgfältig betrachtet, kann es passieren, dass man eine Struktur entdeckt, die größer ist als die Sache selbst – die DNA unserer Zeit. Darum haben wir diesen Film über Flug 93 gemacht.“

Paul Greengrass

Über das Filmprojekt sagt Allison Vadham, die Tochter von Passagier Kristin White Gould: „Für uns Angehörige wird das alles nie zu Ende sein. Für das Land und alle, die diese Ereignisse im Fernsehen miterlebt haben, wird diese Sache nie vergessen sein, sondern immer bewegend bleiben. Ein Teil von uns möchte diese Dinge nicht nochmals sehen. Aber ich finde, je mehr Filme es darüber gibt, desto besser. Wir dürfen nicht vergessen. Wir müssen uns erinnern, was da passierte und weshalb es geschah. Wir dürfen uns nicht vormachen, dass so etwas nie wieder geschieht, wenn wir es nur einfach vergessen.“

Sandy Felt, die ihren Ehemann Edward verloren hat, erklärt: „Es gibt viele Dinge im Leben, die schwierig sind. Aber man tut sie, weil sie einfach getan werden müssen. Für mich ist mein Engagement für diesen Film so eine Situation. Ich wusste, dass ich dabei sein sollte, ganz egal, was sich dadurch für mich verändern wird. Ich habe mit meiner Story zu dem Film beigetragen und kann auf diese Weise meinen Mann in Erinnerung behalten.“

Kenny Nacke, Bruder der Reisenden Louise J. Nacke, II, ergänzt: „Ich bin glücklich, dass es diesen Film zum fünften Jahrestag gibt. Ich fände es furchtbar, wenn diese 40 Menschen vergessen würden. Ich habe mir oft überlegt, was Louise in meiner Lage getan hätte. Sie hätte ganz sicher gesagt: ‚Diese Menschen haben verdient, dass man sie ehrt und in Erinnerung behält.’ Ich bin froh, dass ich meinen Beitrag zu diesem Gedenken leisten konnte. Man muss diesen Menschen dafür danken, was sie an diesem Tag getan haben.“

Zur Entstehung des Films