Jim Morris Exklusiv-Interview zu John Carter

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Marcus Fliegel: Die ersten Versuche, “John Carter” zu verfilmen gab es es bereits um 1930 und auch danach gab es mehrere vergebliche Anläufe. Haben sie irgendwann mal gedacht, das ist ein schlechtes Omen für ihren Film, es soll einfach nicht sein ?

Jim Morris: Es gab im Laufe der Jahre viele Versuche, aber ich sah das nie als böses Omen. Es gibt viele Gründe, warum es so lange gedauert hat. Viele filmische Mittel, die erst heute zur Verfügung stehen, erlauben uns eine Glaubwürdigkeit, die früher nicht möglich war.

Marcus Fliegel: Der Regisseur von “John Carter”, Andrew Stanton, ist berühmt für seine Trickfilme („Findet Nemo“, „Wall-E”). Wie hat er sie überzeugen können, dass er mit echten Schauspielern und Kulissen umgehen kann ?

Jim Morris: Wenn man einen Trickfilm dreht, arbeitet man in gewisser Weise auch mit Schauspielern, den Sprechern, und mit den Zeichnern, die deine Schauspieler werden. Irgendwen kommandiert man immer herum. Andrew hat in dem Bereich eine natürliche Begabung , aber ich habe ihn zusätzlich mit einem großartigen Kameramann, einem tollen Produktionsdesigner , einer tollen Kostümdesignerin umgeben. Dadurch hatte er tolle Unterstützung als er sich an einen Real-Film wagte.

Marcus Fliegel: Taylor Kitsch ist der Star des Films und in fast jeder Szene zu sehen. Wie haben sie sichergestellt, dass er der Richtige ist, um so einen großen Film zu schultern ?

Jim Morris: Wir haben viel Zeit auf das Casting für “John Carter” verwendet, wir haben wirklich hunderte Leute vorsprechen lassen, immer wieder und wieder. Am Ende lief es auf einen altmodischen Screentest hinaus. Wir brachten Taylor mit verschiedenen Schauspielerinnen zusammen, die für die weiblche Hauptrolle in Frage kamen. Als wir den Film sahen, erkannten wir, dass er der Richtige ist. Er hatte dieses Funkeln, die Kamera liebte ihn, er hatte einen trockenen Humor aber auch eine Art von Düsternis und Verletzlichkeit, durch die die Figur sich zusammenfügte.

Marcus Fliegel: Die Geschichte von Edgar Rice Burroughs gehört zu den ersten Science-Fiction-Geschichten, gemischt mit Fantasy, man kann sie aber auch als Groschenroman bezeichnen. Wieviel mussten sie an den Figuren und der Geschichte modernisieren ?

Jim Morris: Die Original-Geschichte von Burroughs ist sehr episodisch und die Figuren sind etwas standardisiert und stereotypisch, sie haben nicht viel Tiefe. Darum war es eine der größten Herausforderungen, die Charaktere anders als im Roman anzulegen. Wir behielten ihre Identität bei, gaben ihnen aber mehr Tiefgang und Entwicklungsmöglichkeiten. Außerdem haben wir Teile aus den anderen Büchern übernommen, um einen ordentlichen Gegenspieler zu bekommen und noch ein paar andere Dinge. Wir mussten ziemlich viel unter der Motorhaube rumschrauben, um ein ordentliches Drehbuch zu bekommen.

Marcus Fliegel: Wie wichtig ist der metaphorische Aspekt der Geschichte ? Im Film scheint der Mars ein Spiegelbild der Erde zu sein, mit einer bedrohten Umwelt und verfeindeten Lagern, die sich bekämpfen ?

Jim Morris: Dass der Mars im Film ein sterbender Planet ist, war nie als sichtbare Botschaft gedacht. Aber so etwas sickert bei Andrew Stantons Arbeit als Filmemacher immer durch. Wenn man sich „Wall-E“oder selbst „Findet Nemo“ ansieht, gibt es diese Aspekte auch dort . Er macht das nicht bewußt, aber es ist Teil seiner Persönlichkeit und das findet sich immer in seinen Geschichten wieder.

Marcus Fliegel: Sie haben lange für ILM (Industrial Light & Magic) gearbeitet.Haben sie sich daher bei “John Carter” auch vor allem um die Spezialeffekte gekümmert ?

Jim Morris: Ich war daran beteiligt, aber interessanterweise hat meine Produktionspartnerin Lindsey Collins dort die Leitung übernommen. Sie hat darin nicht so viel Erfahrung, aber wir haben sie auf den neuesten Stand gebracht. Ich habe mich mehr um Bereiche wie Casting, Studioangelegenheiten, Musik, Bildmischung usw. gekümmert. Teilen und herrschen war unserMotto wo es ging, aber es gab auch immer Bereiche, die sich überschnitten.

Marcus Fliegel: Wodurch wurde die Optik des Films geprägt ? Einige Ideen beim Filmdesign und den Kreaturen erinnern an den Comiczeichner Frank Frazetta.

Jim Morris: Frazetta´s Arbeit wird oft mit “John Carter in Verbindung gebracht. Wir wollten aber einen realistischeren Eindruck erzeugen. Darum suchten wir Vorlagen in unserer Welt. Die Tharks sind zum Beispiel an die Massai-Krieger angelehnt, die auch groß, dünn und sehnig sind. Das sind Menschen, die unter extremen Umständen leben. Wir dachten, das ware ein gutes Vorbild für die Tharks. Wir haben viel uns sehr von der Anthropologie der Erde inspirieren lassen.


Film-Produzenten gelten gerne mal als Pfenningfuchser mit wenig Fantasie. Jim Morris hat John Carter produziert und wirkt wie ein netter Chef, der mit viel Liebe zum Film arbeitet. Seine Hintergrundgeschichten sind spannend!

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Mit Material vonDisney

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