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Martin Rütter: Über diese Vorschrift wundert sich der Hunde-Profi jeden Tag

Martin Rütter, FILM.TV
29.11.2019 10:16

In seinen erfolgreichen TV-Sendungen und Soloprogrammen analysiert Deutschlands Hundecoach Nummer 1, Martin Rütter, die besondere Beziehung zwischen Hund und Halter. Doch während sich der Hund durch Konsequenz und klare Regeln erst entfaltet, sorgt die alltägliche Regelflut bei uns Menschen nur noch für Kopfschütteln.

Martin Rütter reicht‘s jetzt. In seiner neuen Primetime-Show „Rütter reicht’s!“, die RTL ab dem 4. Dezember 2019 um 20.15 Uhr zeigt, nehmen er und sein prominentes Team in vorerst zwei Ausgaben den täglichen Bürokratenunsinn genauer unter die Lupe. Dabei knöpft sich der renommierte Tierpsychologe die Paragraphenreiter vor und beleuchtet Fälle, wo Recht auf gesunden Menschenverstand trifft und beide sich nicht einig werden.

Zum Start seiner neuen RTL-Show erzählt Martin Rütter welche Vorschriften ihn auf die Palme bringen, welche er umgehend abschaffen würde und warum er mit seiner neuen Show sein gewohntes Terrain verlässt und trotzdem den Hunden treu bleibt.

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Herr Rütter, haben Sie sich heute schon über eine Vorschrift geärgert?

Martin Rüter

Sagen wir es so, ich wundere mich so gut wie jeden zweiten Tag über eine Vorschrift, die es leider nicht gibt: Den Hundeführerschein. Ich bin schon seit Jahren dafür. Es gibt für alles einen Schein, selbst für das Angeln. Wenn ich Angeln gehe, gefährde ich aber niemanden. Wenn ich einen Hund falsch erziehe, kann das jedoch ziemlich gefährlich werden. Viele Politiker sagen: Ach, so ein Schein ist nicht standardisierbar. Doch! Und das sogar in kürzester Zeit! Wenn Menschen bereits vor der Anschaffung des Hundes die Grundlagen über die Bedürfnisse eines Hundes erlernen und später dann in einigen praktischen Einheiten erfahren, worauf sie im Alltag achten müssen bzw. wie sie dem Hund die wichtigsten Grundsignale wie „Bleib“, „Hier“ oder das entspannte Laufen an der Leine beibringen, wird sich der generelle Ausbildungsstand unserer Hunde bereits in wenigen Jahren deutlich verbessern.

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Was hat Sie gereizt, Ihr gewohntes Terrain zu verlassen und worum geht’s in Ihrer neuen Show?

Martin Rüter

Um den alltäglichen Bürokratie-Irrsinn in unserem Land. In der Sendung versuchen mein Team und ich Lösungen aufzuzeigen und in einzelnen Fällen, Brücken zu bauen. In erster Linie werden wir aber den Behördenwahnsinn unter die Lupe nehmen und aufdecken. Und was das Terrain angeht: Mein Hauptthema wird auch weiterhin der Hund und dessen Beziehung zum Menschen sein – und das ganz gleich, ob ich nun mit einem Live-Programm auf Tour bin, wie aktuell mit FREISPRUCH!, oder aber im Fernsehen zu sehen bin. Ganz grundsätzlich bin ich aber auch für andere Themen offen.

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Haben Sie auch bei Ihrer Arbeit als Hundecoach schon mal von dummen Vorschriften gehört?

Martin Rüter

Absolut, das sind ganz klar die Rasselisten. Ob ein Hund freundlich, ängstlich oder aggressiv ist, hängt vor allem davon ab, wie er aufgewachsen ist und welche Erfahrungen er in seinem Leben gemacht hat. Dabei spielt die Erziehung durch die Mutterhündin sowie die Aufzucht durch den Züchter eine genauso große Rolle wie das Leben bei den neuen Haltern. Natürlich gibt es genetische und rassetypische Phänomene, die darf man nicht außer Acht lassen. Aber diese pauschale Klassifizierung durch sogenannte Rasselisten ist absurd, sie zielt an der Kernproblematik vorbei. Wer meint, mit einer Tabelle ein fachlich fundiertes Urteil über die Charakteristika eines Hundes abgeben zu können, handelt fern jeglicher Realität. Vor der Anschaffung eines Hundes sollte man sich also immer genau über dessen Bedürfnisse und die notwendigen Anforderungen einer Haltung informieren, denn dies ist häufig der Grund dafür, dass es zu Problemen kommt. Lediglich die Zugehörigkeit zu einer Rasse ist jedenfalls kein Kriterium dafür, einen Hund als Problemhund einzustufen.

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Fließt das Thema Vorschriften auch in Ihr aktuelles Bühnenprogramm ein?

Martin Rüter

Definitiv. In FREISPRUCH! gibt es eine sehr witzige Passage zum absurden Regelwerk bei der Begleithundeprüfung. Mehr kann ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

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Sind Vorschriften eigentlich typisch deutsch?

Martin Rüter

Das denken wir oft. Dabei ist es in vielen europäischen Ländern ja auch so, dass die Missachtung von geltenden Vorschriften nochmal in einem ganz anderen Maß geahndet wird. Vorschriften sind notwendig. Deswegen sind sie eher typisch Mensch. Und das muss auch so sein. Sie müssen halt nur Sinn ergeben, die Vorschriften.

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Welche Vorschrift würden Sie sofort abschaffen?

Martin Rüter

Dass Kinder bereits um acht Uhr in die Schule müssen. JEDER Wissenschaftler wird Ihnen bestätigen, dass das gegen den gesunden Verstand ist, da die Kids so früh noch gar nicht voll leistungsfähig sind. Hundetrainer übrigens auch nicht (schmunzelt).