Bandidas Filmtipp

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Maria (PENÉLOPE CRUZ) ist ein einfaches, aber stolzes Bauernmädchen, das wenig mehr kennt als die Farm ihres Vaters und deren engster „Freund“ ihr Pferd ist. Als sie erfährt, dass die Bank die Hypothek, die auf ihrem Grundstück lastet, an einen amerikanischen Investor verkauft hat, bricht ihr Gerechtigkeitssinn durch. Wütend eilt sie zu der stattlichen Hacienda von Bankdirektor Don Diego, um sich zu beschweren. Zwar wird sie am Eingang abgewiesen, doch Maria lässt sich nicht so schnell klein kriegen. Sie klettert über die Mauer – und hat einen Zusammenstoß mit dessen arroganter Tochter Sara (SALMA HAYEK), die gerade erst von ihrer Ausbildung in Europa zurückgekehrt ist.

Maria stürmt in Don Diegos Zimmer und platzt mitten in eine Besprechung mit Mr. Jackson (DWIGHT YOAKAM) von der bedeutenden „New Yorker Capital Bank and Trust“, die mit der kleinen mexikanischen Bank fusionieren will. Sie beschimpft Don Diego und beschuldigt ihn, ihr Land zu stehlen und die Angelegenheiten seines Volkes zu verraten. Trotz eines atemberaubenden Fluchtversuchs, der die Angestellten von Don Diego in arge Schwierigkeiten bringt, wird Maria schließlich abgeführt und verbringt eine Nacht im Gefängnis.

Als sie am nächsten Morgen – ihr treues Pferd hat auf seine Herrin gewartet – nach Hause reitet, sieht sie schon von weitem, dass ihr bescheidenes Heim in Flammen steht: Jackson und seine Gefolgsleute haben ihren Vater angeschossen. Sein Hof liegt genau auf dem Land, auf dem die Bank and Trust eine Eisenbahntrasse errichten will.

Mit letzter Kraft schafft Maria ihren schwer verletzten Vater in die Kirche und in die Obhut des Priesters.

Auch in Saras großbürgerlich-elegantem Haus ereignen sich schreckliche Dinge: Die junge Dame findet ihren Vater tot auf dem Fußboden seines Arbeitszimmers. Jackson, der bei ihm ist, behauptet, er habe einen Herzanfall erlitten. Sara, auf die der Fiesling ein Auge geworfen hat, solle sich keine Sorgen machen – er werde sich um sie kümmern. Aber Sara weiß nur zu gut, was das bedeutet, und flieht.

Auf sich allein gestellt verbringt sie die Nacht in der wilden Natur und stolpert, von Schluckauf geplagt und mit ungeladenem Revolver, am nächsten Morgen in die Bank, um sie zu überfallen und sich ihr Geld zurück zu holen. Doch jemand ist ihr zuvor gekommen: Maria steht bereits mit gezückter Pistole im Kassenraum. Nach anfänglichen Zänkereien vollenden sie gemeinsam das Werk und entgehen nur knapp Jackson und seiner Gang.

In der Kirche wird das Geld gezählt und gefeiert. Sara will sich ihren Anteil schnappen und damit nach Europa zurückkehren. Maria dagegen will, dass es denen zurückgeben wird, die von Jackson und der „New Yorker Capital Bank and Trust“ hinterrücks enteignet wurden. Es kommt zum erbitterten Streit, den die beiden Ladies mit allem, was ihnen zur Verfügung steht, austragen.

Um Eintracht zu stiften, führt der Priester Maria und Sara zu einem Ort in den Bergen, wo sich alle versammelt haben, die Jackson und seinen Männern zum Opfer gefallen sind. Wer sich weigerte sein Land für einen symbolischen Dollar zu verkaufen, wurde angegriffen und verjagt. Als Sara das Leid der Bevölkerung sieht, beschließt sie, zu bleiben und für Gerechtigkeit zu sorgen. Sie schlägt vor, noch mehr Banken zu überfallen und das Land der Bauern zurückzukaufen.

Selbst der Priester ist begeistert über diese Entwicklung, doch besteht er darauf, dass die beiden jungen Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sich wirklich ständig über alles mögliche in die Haare kriegen, vorher bei einem Profi in die Lehre gehen. Er schickt sie zu Bill Buck (SAM SHEPARD), einem berühmten Bankräuber, der einsam in der Prärie lebt. Bill Buck weigert sich zunächst, die beiden Streithennen auszubilden, willigt dann aber doch ein. Nach hartem Training – Maria erweist sich als der geborene Pistolero, während Sara perfekt mit dem Messer werfen kann – haben die beiden das Wichtigste gelernt: Lass niemals deinen Partner im Stich.

Jetzt kann es losgehen – die Banküberfalle laufen wie am Schnürchen, was die Ladies anpacken, gelingt. Bald werden die Bandidas im ganzen Land per Steckbrief gesucht. Um dem Treiben Einhalt zu gebieten, schickt die amerikanische Mutterbank den besten Mann der New Yorker Polizei, den jungen Inspektor Quentin (STEVE ZAHN), der mit seiner wissenschaftlichen Methode bei der Verbrechensbekämpfung bereits Lorbeeren einheimsen konnte. Er lässt seine reizende blonde Verlobte, die Tochter des „Bank and Trust“-Direktors Mr. Ash, zurück, und reist in den Wilden Westen.

Dort untersucht er nicht nur die Spuren der Banküberfälle, sondern findet in Don Diegos Haus auch Hinweise, die auf Tod durch Vergiften deuten.

Die Bandidas wollen wissen, wer ihnen auf den Fersen ist und überrumpeln, als Stripteasetänzerinnen verkleidet, den ahnungslosen Quentin. Ans Bett gefesselt muss der „arme Mann“ eine ganz besondere Lektion über sich ergehen lassen: Sara bringt der unerfahrenen Maria das Küssen bei, und Quentin erweist sich dabei als überaus hilfreich.

Schnell haben die beiden Revolverladies sein Herz gewonnen. Als er erkennt, dass sich Jackson beim Bau der Eisenbahn nur bereichern will, arme Bauern um ihr Land bringt und dabei vor nichts zurückschreckt, schließt er sich den Bandidas an. Diese nehmen Quentin zum Schein als Geisel und entkommen so der Verfolgung durch Jacksons Mannen, die jetzt Jagd auf sie machen.

Die Banken des Landes hingegen rüsten sich gegen die Überfälle der Bandidas und planen eine Verstärkung ihrer Sicherheitsvorrichtungen. Bis dahin wird das gesamte Bargeld im Tresor nur eines Bankgebäudes aufbewahrt. Als das Trio davon erfährt, beschließt es seinen größten Coup, für den sie aufs Ganze gehen. Während Maria mit ihrem treuen und klugen Pferd Schmiere steht, versuchen Sara und Quentin, den Schatz zu heben – was ihnen auch fast gelingt ...

Aber eben nur fast. Sie werden geschnappt, und Jackson lässt schon mal die Stricke am Galgen anbringen. Er hat jedoch nicht mit dem Widerstand des Volkes gerechnet. Unter Anführung des Priesters überfällt ein Trupp Mexikaner die Postkutsche und befreit die Gefangenen.

Jackson überredet daraufhin den mexikanischen Gouverneur, die Goldreserven des Landes – und damit das gesamte Staatsvermögen – mit einem Eisenbahntransport nach Texas in Sicherheit zu schaffen. In Wirklichkeit plant er jedoch, sich mit dem gesamten Vermögen abzusetzen. Im Zug sind auch Mr. Ash und seine Tochter, die hofft, ihren Verlobten bald wiederzusehen. Zunächst verläuft alles nach Jacksons Plan. Doch der hat seine Rechnung ohne die Bandidas und den wackeren Inspektor gemacht. Die sind längst an Bord, überfallen den Zug auf ihre Weise und liefern sich im Eisenbahnwagen einen grandiosen Showdown mit dem Ganoven.

Zum Schluss findet Jackson sein verdientes Ende, Quentin kehrt endlich wieder in die Arme seiner reizenden Verlobten zurück und die Bandidas reiten in den Sonnenuntergang, neuen Abenteuern entgegen. Vielleicht in Europa, wo die Banken größer sind?

FRAUEN UND GESETZLOSE:

Wie die Knarren in die Unterröcke kamen!

Die Geschichte kennt viele legendäre Gesetzlose: Jesse James, Billy the Kid, Al Capone ... sie stehen für das amerikanische Banditentum, ehe sie Western und Film Noir inspiriert haben. Frauen traten dabei auf den Plan, sobald es um Fragen der persönlichen Gerechtigkeit ging – oder um die Sinnlichkeit eines Revolver-Abzugs. Sara und Maria, die beiden BANDIDAS, halten diese Tradition aufrecht!

+ Belle Starr (1848 – 1889), der „weibliche Jesse James“

Mehrere Male verhaftet und wegen Überfällen auf Postkutschen und Pferdediebstahl angeklagt, wurde Belle Starr vor allem berühmt, weil sie sich einigen der gefährlichsten Gesetzlosen des Wilden Westens anschloss: Jesse James, Cole Younger, Jim Reed und Sam Starr, den sie heiratete.

Sie wurde mehrfach gesucht und schließlich gemäß den harten Gesetzen des Wilden Westens zur Strecke gebracht – vermutlich von ihrem eigenen Sohn ...

Ihr Schicksal war Stoff für einen Film mit Gene Tierney („Belle Starr“, 1941) und ein Manga von Akihiro Itou: „Belle Starr Bandits“.

+ Ma Barker, die „Mutter des Verbrechens“ (1871 – 1935)

Warum „Mutter des Verbrechens“? Weil ihre vier Söhne eine der gefürchtetsten Gangs der 20er Jahre bildeten und das neu gegründete FBI sie für den „Kopf“ der Bande hielt. Ihr zugeschrieben werden Banküberfälle, Entführung von Millionären und die Ermordung ihres alten Herrn. Auch wenn Zweifel an ihrer realen Täterschaft bestanden, starb „Ma“ Kate im Kugelhagel eines Gefechts, das sich ihre Familie vier Stunden lang mit der Polizei lieferte.

Ihre Züge trägt Ma Dalton in Lucky Luke. Boney M. hat ihr einen Song gewidmet (Ma Baker), und Roger Corman hat einen Film über ihre Geschichte gedreht: „Bloody Mama“ (1970), mit Shelly Winters und dem jungen Robert De Niro.

+ Bonnie Parker, die Mystische (1910 – 1934)

Bonnie Parker, die unvergessliche Gefährtin von Clyde Barrow, beschäftigte sich vor allem mit der Logistik der Diebstähle ihres Liebhabers. Spezialisiert auf bewaffnete Banküberfälle, faszinierte das Paar die Presse der damaligen Zeit. Sie durchkreuzten die Vereinigten Staaten, ehe sie in einen mörderischen Hinterhalt gerieten. Außer dem Kultfilm von Arthur Penn mit Warren Beatty und Faye Dunaway in den Hauptrollen, hat die Geschichte von Bonnie und Clyde ein Dutzend weitere Filme inspiriert, nicht zu vergessen das herrliche Chanson von Serge Gainsbourg.

SALMA HAYEK – Sara

Nach ersten Rollen im mexikanischen Fernsehen ist Salma Hayek seit Beginn der 90er Jahre auch in den USA überaus erfolgreich. Die Bekanntschaft mit Robert Rodriguez führte zu ihrer ersten wichtigen Rolle in „Desperado“ (1995) und „Eine Nacht in der Hölle“ – von dem vor allem eine schwefelhaltige Szene unvergesslich blieb.

Ihre erste Oscar-Nominierung erhielt Hayek für die Rolle der Frida Kahlo in „Frida“ (2002) von Julie Taymor. Die Biografie der mexikanischen Malerin markiert auch ihr Debüt als Produzentin. Hayek spielte außerdem u. a. in „Traffic – Die Macht des Kartells“ (2000) von Steven Soderbergh, „Time Code“ (2000) von Mike Figgis oder „After the Sunset“ (2004) von Brett Ratner. 2005 war sie Jurymitglied beim Filmfestival in Cannes unter Vorsitz von Emir Kusturica. Demnächst wird Hayek neben Colin Farrell in Robert Townes „Ask the Dust“ und neben John Travolta in „Lonely Hearts“ unter der Regie von Todd Robinson zu sehen sein.

Penélope interviewt Salma ...

Welche Erinnerung hast du an unser erstes Zusammentreffen?

Ich war beeindruckt, weil du dich von deinem ersten Film „Jamón Jamón“ gelöst hast – es geht etwas sehr Reines, Engelhaftes von dir aus. Und immer wenn ein Journalist mich fragte, mit wem ich gerne drehen würde, antwortete ich: Penélope Cruz. Selbst dein Vater hat das gelesen! Treffen zwischen uns sind ein paar Mal nicht zustande gekommen – obwohl wir sogar einige gemeinsame Freunde haben, haben wir uns immer wieder verpasst. Bis du nach Los Angeles gekommen bist, meine Telefonnummer gefunden hast, wir zusammen einen Kaffee getrunken haben – und uns sofort gut verstanden haben! Ich erinnere mich an diese unglaubliche Chemie zwischen uns und an die acht Jahre Freundschaft, die folgten. Und ich erinnere mich, dass wir bereits zusammen arbeiten wollten, bevor wir uns überhaupt persönlich kannten. Und dass wir, dank dir, diesen Western mit Luc Besson machen konnten, ebenfalls ein gemeinsamer Freund!

Was hast du gedacht, als du das Drehbuch zum ersten Mal gelesen hast?

Der Humor hat mir sehr gefallen. Luc Besson war sehr großzügig mit uns und hat mich wirklich beeindruckt: Wenn in Hollywood jemand ein Projekt vorschlägt, können Jahre mit Vorgesprächen vergehen und meist kommt nichts Konkretes dabei heraus. Bei Luc hatten wir nach drei Monaten das fertige Drehbuch und er war bereit, die Produktion zu beginnen! Er hat uns wirklich umgehauen: Ich habe noch nie mit jemandem gearbeitet, der sagt, er macht einen Film, und das dann auch umgehend tut!

Du warst vor allem glücklich darüber, wieder in deiner Heimat Mexiko arbeiten zu können ...

Oh ja, umso mehr, weil ich quasi das ganze Team, mit dem wir gedreht haben, kannte. Einige sind richtige Freunde geworden, nachdem wir zehn Jahre lang zusammen gedreht oder produziert haben. Es war ein echtes Glück, wieder zu Hause zu sein und meine Sprache zu sprechen!

Du hast schon in „Desperado“ und „Wild Wild West“ gespielt – liegt dir das Western-Genre besonders?

Es war nicht meine Idee, einen Western zu drehen, sondern deine! Ich bin Western-Fan, ja, aber es ist bestimmt nicht mein Lieblings-Genre. Dass ich in einigen gespielt habe, ist eher Zufall.

Welches ist deine Lieblings-Szene im Film?

Da gibt es mehrere, vor allem das Training mit Sam Shepard. Aber es waren schwierige Dreharbeiten, ermüdend, man musste wahnsinnig viel Zeit mit An- und Auskleiden verbringen, gedreht wurde in der totalen Einöde. Dabei hätte man sich eigentlich irgendwann zwangsläufig auf die Nerven gehen müssen, aber das Gegenteil war der Fall: Es gab keinen einzigen Moment, der nicht von Freude und Freundlichkeit geprägt war. Meine schönste Erinnerung an die Dreharbeiten? Dieses Einverständnis zwischen uns, das schon vorher bestand und sich, wie ich glaube, auch auf der Leinwand abzeichnet!

Worunter hast du am meisten gelitten: die Proben oder das Korsett?

Beides!

Und woher hast du deine unglaubliche Kuss-Technik?

Das ist ein Talent, das mir in die Wiege gelegt wurde ...

Welche Erinnerung hast du an deine Zeit als Jury-Mitglied in Cannes?

Das war unglaublich! Ich habe immer davon geträumt, einmal Emir Kusturica kennen zu lernen. Alle haben mich gewarnt und gesagt: ‚Vorsicht, der ist ein Griesgram’. Dabei habe ich in ihm ein doppeltes Genie entdeckt: einen kleinen Jungen und einen in jeder Hinsicht bewundernswerten Mann. Ich hatte das große Glück, dass er mich unter seine Fittiche genommen hat. Er hat mir viel erzählt über das Regieführen und mir nach jedem Film, den wir gesehen haben, Fragen gestellt. Er hat mich getestet. Es war ein bisschen wie in der Schule. Nein, wirklich, es war eine große Ehre – und die Erfüllung eines weiteren Traums – Mitglied der Jury zu sein und es war fantastisch, dass Emir der Vorsitzende war. Weil sich die Jury aus sehr unterschiedlichen, beeindruckenden Persönlichkeiten zusammensetzte, war das eine unerschöpfliche Inspirationsquelle.

PENÉLOPE CRUZ – Maria

Jose Juan Bigas brachte sie in „Jamón, Jamón“ (1992) zum ersten Mal vor die Kamera – seitdem hat die schöne Spanierin ihre Spuren auch in Hollywood hinterlassen: „Vanilla Sky“ (2001), das Remake von Alejandro Amenabars „Öffne die Augen“, „Gothika“ (2003), „Head in the Clouds“ (2004) und zuletzt „Sahara – Abenteuer in der Wüste“ (2005) drehte sie in den USA. Aber auch den Autorenfilmen ist sie treu geblieben: Sechs Jahre nach der unvergesslichen Rolle einer Nonne in „Alles über meine Mutter“ (1999), spielt sie wieder in dem neuesten Film von Pedro Almodóvar, „Volver“ (2006), der in diesem Jahr im Wettbewerb von Cannes zu sehen ist. BANDIDAS brachte sie wieder mit Luc Besson als Drehbuchautor und Produzent zusammen – in gleicher Funktion hatte er in „Fanfan der Husar“ (2003) und „Don’t move“ (2004) gewirkt, in dem Cruz neben Sergio Castellito spielte, der auch Regisseur des Films war. Unlängst abgedreht hat sie Jake Paltrows „The Good Night“, in Produktion sind Menno Meyjes „Manolete“ mit Adrien Brody sowie „The Loop“ mit Matthew McConaughey.

Und Salma interviewt Penélope ...

Erinnerst du dich daran, als wir das erste Mal über den Film gesprochen haben?

Ich erinnere mich sehr gut: Wir wollten ja schon so lange einmal zusammen drehen. Ich habe ein Frühstück mit Luc Besson während der Dreharbeiten zu „Fanfan“ genutzt, um ihm den Vorschlag zu machen, einen Film mit uns beiden zu produzieren. Die Idee hat ihm gefallen und er sagte, er würde uns in den nächsten drei Monaten ein Drehbuch schicken – was er dann wirklich tat! Ich weiß noch, dass du ganz begeistert warst von dem Projekt, als ich dich anrief, um dir die Neuigkeit zu erzählen. Und dass wir noch begeisterter waren, als wir das Drehbuch in den Fingern hatten: von der ersten Seite an hatten wir das Gefühl, dass es sehr lustig sein würde, diesen Film zusammen zu machen.

Dazu muss man sagen, dass das ein Moment war, auf den wir gewartet hatten ...

Ja, ich erinnere mich noch an den Tag vor acht Jahren, als du mich vom Flughafen in Los Angeles abgeholt hast. Du hast dich so rührend um mich gekümmert: ich kannte damals kaum jemanden in L.A., und es war einfach toll, dich als Freundin zu haben, wo meine Familie und meine Lieben alle so weit weg waren.

Du hattest bereits mit Luc Besson gearbeitet: Hat er etwas von dir in die Figur der Maria eingebracht?

Ich würde sagen, das Feuer der Figur, ihr starker Charakter – was nicht heißt, dass er mich schon einmal richtig wütend erlebt hat. Ich glaube, Luc kennt mich gut, es gibt sicher Verbindungen zwischen Maria und mir, aber ich stelle mir diese Frage nie, wenn ich anfange, eine Rolle zu spielen. Wichtiger ist, glaube ich, die Motivation der Figur zu verstehen.

Welches waren deine Lieblings-Western, bevor du BANDIDAS gemacht hast?

Alle von Sergio Leone und einige von Clint Eastwood. Als Frau fühle ich mich besonders von „Viva Maria“ angesprochen: das ist einer der wenigen Western für Frauen, und Jeanne Moreau und Brigitte Bardot sind umwerfend!

Deine schlimmste Erinnerung an den Dreh?

Ich würde sagen, bestimmte Szenen mit Pferden, auch wenn ich sehr wohl reiten kann und auch schon einige Epochen-Filme gedreht habe. Aber manchmal mussten wir schnell, um nicht zu sagen in einem halsbrecherischen Tempo galoppieren. Ich erinnere mich an einen großen Schrecken am letzten Drehtag. Wir haben wirklich Risiken auf uns genommen bei diesen Dreharbeiten, haben die meisten Stunts selbst gemacht – das Publikum sieht also wirklich uns auf der Leinwand!

Apropos Risiken: Du hast dich gut verteidigt in der Kirche ...

Es war wirklich komisch, sich im Film mit dir zu prügeln, aber im wirklichen Leben würde das sicher nicht passieren. Es ist nicht meine Art, mich zu schlagen, so regle ich normalerweise nicht meine Probleme.

Welche Szene hat dir am meisten Spaß gemacht?

Alle Action-Szenen mit Sam Shepard: er ist ein echter Held! Wie ich seine Arbeit bewundere, sei es als Schauspieler oder Drehbuchautor! Es war genial, soviel Zeit mit ihm verbringen zu können, mitten in der Wüste, ihn zu bitten, sein Leben zu erzählen! Er ist sehr sanft und von unglaublich anregender Intelligenz.

Du erwähnst nicht unsere große Prügel-Szene im Saloon?

Oh ja, das war ein verrückter Drehtag, wie haben wir gelacht! Wenn man gezwungen ist, das Jahr mit Steve (Zahn) zu verbringen, zuerst mit „Sahara“ und dann mit BANDIDAS, hat man das am Ende gelernt! Er ist einer der lustigsten Menschen, die ich kenne, ein Schauspieler mit einem unglaublich komischen Talent, wie man es kaum findet. Als Freund ist er sehr integer, ein sehr wertvoller Mensch.

Du hast gerade den neuen Film von Pedro Almodóvar beendet: Ist es wichtig für dich, weiterhin in Spanien zu arbeiten?

Ja, es ist mir sehr wichtig, nicht nur in Spanien, sondern überhaupt in Europa zu drehen. Ich möchte meine Arbeit dort mit meinen Terminen in den Vereinigten Staaten verbinden. Auch wenn ich nicht glaube, dass es wirkliche Unterschiede gibt, was das Herangehen an eine Rolle betrifft, sei es in einem Film mit großem Budget oder einem Autorenfilm. Im Gegenteil, mein Ziel ist es, mit talentierten Regisseuren zu arbeiten, und Europa ist voll davon! Ich sehe nicht ein, warum ich bestimmte Filme nur aus Gründen der Nationalität nicht mehr machen sollte. Das ist vielmehr der Grund, warum ich versuche, verschiedene Sprachen zu lernen. Es ist zwar eine große zusätzliche Mühe, aber das liebe ich besonders an unserem Beruf.

DWIGHT YOAKAM: Jackson, der Prototyp des Bösewichts

Country-Star Dwight Yoakam kann eine Karriere in der Musik ebenso wie im Film vorweisen: Der Schauspieler und Regisseur teilte sich 1996 die Credits zu „Sling Blade – Auf Messers Schneide“ mit Billy Bob Thornton. Seitdem war er u. a. in „Panic Room“, „Die Hochzeits-Crasher“ (2005) und zuletzt „The Three Burials of Melquiades Estrada“ zu sehen. Sein Regiedebüt gab Yoakam mit „South of Heaven, West of Hell“. Demnächst wird er mit Action-Star Jason Statham in „Crank“ zu sehen sein.

SAM SHEPARD - Bill Buck

Sam Shepards Karriere ist ebenso eindrucksvoll wie abwechslungsreich: Er ist Autor von Theaterstücken und Drehbüchern, Schauspieler und Regisseur. So schrieb er für Wim Wenders die Drehbücher zu „Paris, Texas“ (1984) und „Don’t Come Knocking“ (2005), in denen er jeweils auch als Schauspieler mitwirkte.

Er war der unvergessliche Partner von Jessica Lange in „Frances“ (1982) und spielte u. a. in „Der Stoff, aus dem die Helden sind“ (1983), „Das Versprechen“ (2001) und „Hamlet“ (2000). Als Cowboy wird er demnächst auch in Andrew Dominiks Western „The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford“ zu sehen sein.

Legendärer Ort: DURANGO

Was mystische Landschaften betrifft, ging das Team von BANDIDAS aufs Ganze: ein großer Teil des Films entstand im Gebiet um Durango, bekannt als Drehort zahlreicher Kult-Western.

Im Schatten der Giganten

Auf den Pisten von Durango wandelten Penélope Cruz und Salma Hayek auf den Spuren von mehr als 150 Filmteams. Der magische Ort mit den vielen felsigen Canyons war das natürliche Umfeld, das bereits viele Western-Regisseure wählten. 1954 gab Robert Wagner als erster seinem Team die Sporen im Herzen von Durango in „Die weiße Feder“, gefolgt von John Wayne („Dreckiges Gold“, 1973; „Das war der Wilde Westen“, 1963), Kirk Douglas („Die Gewaltigen“, 1967), Burt Lancaster („Denen man nicht vergibt“, 1960) und Bob Dylan in „Pat Garrett jagt Billy the Kid“ (1973). Auch der Schatten von Charlton Heston liegt noch über Durango, mehr als vierzig Jahre nach den Dreharbeiten zu „Major Dundee“ („Sierra Charriba“, 1965) unter der Regie von Sam Peckinpah.

Einige Gebäude, darunter eine Bank und ein Saloon, sind nach den Goldenen Zeiten des Western auf dem Gelände geblieben, bereit für eine neue Generation von Regisseuren. Vor Espen Sandberg und Joachim Roenning hat auch Jan Kounen den Ort Durango ausgewählt, um dort einen Teil von „Blueberry und der Fluch der Dämonen“ zu drehen.

Auf den Spuren von John Wayne

Unter den für BANDIDAS neu errichteten Bauten ist auch das Dorf Santa Rita, das sich auf dem viel besuchten Boden einer Western-Legende erhebt: 1969 kaufte John Wayne die Ranch La Joya, ein wunderbares Gebäude aus Backstein, um auf diesem Anwesen eine Stadt aus dem Wilden Westen wieder auferstehen zu lassen. Dort drehte er 1973 auch einen seiner letzten Western, „Geier kennen kein Erbarmen“.

Durch die Entscheidung entlang der nicht mehr benutzten Eisenbahnlinie zu drehen, konnte das BANDIDAS-Team auf eine echte Dampflok zurückgreifen, die in der letzten Szene des Films zum Einsatz kommt. Das Drehbuch handelt auch von der Schlüsselperiode, die das Auftauchen des Zuges (und mit ihm der Modernität) im alten Westen bedeutet. Am Eingang der Ranch La Joya künden zwei verlassene Wagons noch heute von dieser Schienen-Schlacht, die so oft auf die Leinwand gebracht wurde.

Phantom-Städte und Zonen des Schweigens

Weiter im Norden, im Herzen der Sierra Madre, liegen eine größere Anzahl verlassener Minen-Städtchen. Das BANDIDAS-Team wählte die alte Stadt Real De Catorce, die im Herzen der Berge liegt. Um dorthin zu gelangen, gibt es nur eine Möglichkeit: die Passage durch den Tunnel Ogarrio, der in das Bassin der Silberminen mündet, die diese alte Phantom-Stadt umgeben. Hier wurde bereits „Mexican – Eine heiße Liebe“ (2001) mit Brad Pitt und Julia Roberts gedreht.

Real De Catorce ist ein Ort, der, wie es die Legende will, von Geistern heimgesucht wird. Er ist ebenso berühmt wie die „Zone des Schweigens“, durch die die BANDIDAS ebenfalls zogen. Die Zone ist ein wüstenartiges Dreieck, ein Land der Steine und Seen, durch das keine Straße führt und in dem jede Funkverbindung sofort abbricht ...

JOACHIM ROENNING & ESPEN SANDBERG:

Es war zweimal, ein Regisseur

In der Werbewelt haben sich die beiden Norweger Joachim Roenning und Espen Sandberg längst einen Namen gemacht: Über 300 Fernsehspots gehen auf ihr Konto, unter anderem für so bekannte Namen wie Budweiser, Fanta oder Renault. Die beiden, die seit ihrer Kindheit Freunde sind, legen mit BANDIDAS ihren ersten abendfüllenden Spielfilm vor.

Interview mit Roenning & Sandberg

Wie ist Ihr Filmdebüt zustande gekommen?

Seit über zehn Jahren drehen wir Werbespots in Europa und den USA. In Frankreich werden wir von Dog Productions vertreten, einem Zweig von EuropaCorp, der Gesellschaft von Luc Besson. Vor vier Jahren haben wir zusammen mit Andreas Roenning ein Drehbuch mit dem Titel „The Lake“ geschrieben, das im Büro von EuropaCorp gelandet ist. Wir waren soweit, die Produktion an dem Projekt zu starten, als Luc Besson uns anrief, um uns eine gute und eine schlechte Nachricht zu überbringen. Die schlechte war, dass „The Lake“ nicht realisiert werden sollte, die gute, dass er ein anderes Projekt für uns hatte: BANDIDAS mit Salma Hayek und Penélope Cruz. Einziges Problem: Wir mussten ein Präsentations-Video drehen und damit die beiden von uns überzeugen. Das war sicher das Schlimmste, was Luc von uns verlangen konnte! Wir hatten, seit wir 14 waren, nicht mehr vor einer Kamera gestanden. Glücklicherweise drehten wir zu der Zeit einen Werbefilm in der Nähe von San Francisco und konnten dieses Video mit einem kleinen Team in der Mittagspause drehen. Wir wählten dafür eine Szene aus dem BANDIDAS-Script – den Moment, an dem „Maria“ und „Sara“ sich entschließen, Gangster zu werden – und spielten sie, so gut wir konnten.

Zum Glück fanden Salma und Penélope das witzig, und wir hatten den Job!

War es besonders aufregend, mit einem Genre-Film Ihr Debüt zu geben?

Dreimal ja! Was uns nervös machte, war die Mischung des Genres mit einer Komödie. Wir konnten uns an keinen guten Western erinnern, der das Problem gelöst hat, außer einigen alten mit Bud Spencer & Terrence Hill, die wir als Kinder gesehen hatten. Aber das Drehbuch war sensationell, und als wir dann Salma und Penélope kennen lernten, stellten wir fest, dass sie echten Sinn für Humor haben. Wir hoffen, dass es uns gelungen ist, das auf die Leinwand zu bringen.

Was war für Sie besonders überraschend bei der Realisierung eines Spielfilms?

Die Komplexität des Schnitt-Prozesses. In der Werbung sind 45 Sekunden bereits lang. Einen Film von 90 Minuten aus 120 Stunden gefilmten Material zu generieren, ist wirklich etwas anderes! Glücklicherweise war Luc Besson da, um uns zu helfen.

Haben Sie sehr von Ihrer Arbeit im Werbefilm profitiert?

Ganz enorm. Das ist die beste Schule für einen Regisseur, die man sich vorstellen kann. Man lernt, eine Geschichte effizient zu erzählen, weil man wenig Zeit und wenige Einstellungen zur Verfügung hat. Man lernt, große Dekors und komplexe Action-Szenen zu generieren. Man hat immer das beste und neueste Material zur Verfügung, dem neuesten Stand des technischen Fortschritts entsprechend. Und man arbeitet mit den besten Teams der Welt.

Haben Sie immer zusammengearbeitet? Wie teilen Sie die Aufgaben untereinander auf?

Wir sind in einer kleinen Stadt im Süden von Oslo aufgewachsen, in Sandefjord. Seit wir 12 sind haben wir mit dem Camcorder von Joachims Vater kurze Filme gedreht. Als Duo zu inszenieren, ist also etwas ganz Natürliches für uns. Espen kümmert sich um die Führung der Schauspieler und Joachim um alles Visuelle, aber wir besprechen jede Einstellung, bevor wir sie filmen.

Sie haben sicher viel Neid auf sich gezogen, weil sie zwei so sexy Schauspielerinnen in Szene setzen durften.

Ja, war haben viel Glück gehabt: Salma und Penélope sind exzellente Schauspielerinnen und zwei besonders witzige und liebenswerte Frauen – von ihrer sexy Ausstrahlung ganz zu schweigen! Wir werden ihnen immer sehr dankbar sein, dass sie uns erlaubt haben, dieses Projekt zu realisieren.

Der Stab setzt sich aus langjährigen Mitarbeitern Luc Bessons zusammen, die gewohnt sind, miteinander zu arbeiten: Hat sich das als hilfreich erwiesen?

Ja sehr. Es war eine große Hilfe für uns, dass Luc ein solches Team zusammengestellt und uns in die Familie aufgenommen hat. Jeden Tag hat Olivier Beriot uns mit seinen Kostümen überrascht, täglich versetzte uns Hugues Tissandier mit seinen Dekors ins Mexiko von 1888 ins Staunen. Und dann der geniale Thierry Arbogast. Ihn mit soviel Instinkt am Licht arbeiten zu sehen... Er ist wirklich der beste Kameramann, mit dem wir hätten arbeiten können. Das ist keine Beleidigung für alle anderen – Thierry ist einfach nicht von dieser Welt!

Warum haben Sie beschlossen, den finalen Showdown in Zeitlupe zu drehen?

Obwohl der Film 1888 spielt, wollten wir, dass wenigstens eine Szene eine moderne Technik widerspiegelt, um zu zeigen, dass wir fähig sind, Spezialeffekte zu beherrschen und etwas Neues zu schaffen. Wir haben also versucht, der finalen Schusswechsel-Szene ein einheitliches Aussehen zu geben.

Die Idee dahinter war, eine kreisförmige Bewegung festzuhalten, mit der Kamera auf der Schulter, in einer extrem verlangsamten Umgebung, die erlaubt, die Messer und die Kugeln fliegen zu sehen. Das ist der kleine moderne Touch, den wir dem Showdown, wie er normalerweise in klassischen Western gefilmt wird, hinzufügten. Diesen Effekt haben wir erzielt, indem wir zuerst die Schauspieler mit 300 Bildern pro Sekunde gefilmt haben. Das hatte eine unmittelbare Auswirkung: es war unmöglich, Stuntmen einzusetzen, wie es sich bei den vielen Schüssen und Explosionen angeboten hätte, weil man bei dieser Geschwindigkeit sehr genau die Gesichter unterscheiden kann. Danach haben wir leer gedreht, mit Handkamera, und einkalkuliert, wo und wann die Handlung stattfindet, ehe wir alles bei MacGuff in Paris zusammengefügt haben, der eine unglaublichen Job geleistet hat.

Was sind Ihre nächsten Projekte?

Wir erleben unseren Spielfilm-Honeymoon: Alles ist möglich!

ARIEL ZEITOUN: Der Mann aus Mexiko

Seit 1979 arbeitet Ariel Zeitoun als Produzent immer wieder gerne mit den gleichen Regisseuren zusammen, vor allem mit Alexandre Arcady für „Le Grand Pardon“ (1982) und „Le Grand Carnaval“ (1983). Sein Name ist mit so unterschiedlichen Filmen verbunden wie mit Patrice Chéreaus „Der verführte Mann“ (1983), Philippe de Brocas „Chouans – Revolution und Leidenschaft“ (1988) oder „Gangsters“ (2002) von Olivier Marchal. 1984 gab er mit „Souvenirs, souvernirs“ sein Regiedebüt und arbeitete erstmals mit Luc Besson zusammen. Die beiden zeichnen als Koproduzenten für BANDIDAS verantwortlich.

Finden Sie es besonders spannend, mit Neulingen zu arbeiten?

Aber sicher, zumal es auch für mich ein Novum war, mit zwei Regisseuren auf einmal zu tun zu haben. Das ist nicht immer einfach, aber dank ihres guten Willens war es möglich, die Probleme zu teilen und die Lösungen zu verdoppeln. Man muss auch sehen, dass Espen und Joachim zwar Neulinge sind, aber keine Anfänger: in technischer Hinsicht sind sie durch die vielen Spots, die sie gedreht haben, sehr versiert. In menschlicher Hinsicht ist der Enthusiasmus, den man in einen ersten Film steckt, etwas ganz Besonderes. Wann immer man daran teilhaben kann, schöpft man selbst wieder neue Kraft daraus. Das ist das A und O!

Was hat Sie an den Werbefilmen der Norweger so beeindruckt, dass Sie darauf bestanden haben, sie als Regisseure auszuwählen?

Es war vor allem ihr Humor, und dann ihre Mobilität. Sie haben eine Art, sehr unerwartet zu drehen, mit sehr vorzeigbarem Resultat.

Wie Luc Besson sind Sie selbst auch Regisseur. Sind Sie bei einem Film, den Sie produzieren, manchmal versucht, in die ästhetischen Entscheidungen der Regie einzugreifen?

Nein, denn dann würde ich selbst Regie führen! Produzieren ist für mich wie das Eindringen in ein anderes als mein eigenes Universum. Es bedeutet, die Entscheidungen der Regisseure zu begleiten und zu unterstützen. Wenn ich produziere, habe ich weder Zeit noch Lust, mich selbst an eine andere Stelle zu versetzen.

Sie haben bereits für Jan Kounens „Blueberry und der Fluch der Dämonen“ in Durango gedreht. Erzählen Sie etwas über diesen mystischen Ort.

Durango hat wirklich etwas Mystisches, vor allem aber ist es spektakulär schön – wenn man sich vorstellt, dass es fürs Kino erschaffen wurde! In 50 Jahren sind dort über 130 Filme entstanden. Man findet eine unglaubliche Fülle natürlicher Dekors, von der Wüste bis zur grünenden Prärie, vorbei an kesselförmigen Canyons. Vor allem wandelt man auf den Spuren von John Huston, Sam Peckinpah, Henri Hathaway, John Sturges oder Sydney Pollack, um nur einige zu nennen. Wo man auch hintritt, sind die Orte bewohnt, nicht von der Erinnerung an Schlachten, sondern an große Filme. Man ist glücklich, dort zu sein, fühlt aber gleichzeitig auch die Pflicht, sein Bestes zu geben. Und weil es keine Zufälle gibt, entsprechen die Bewohner des Ortes genau dem Bild: Sie sind unvergesslich.

Den Spaß, den Penélope und Salma bei den Dreharbeiten hatten, sieht man auf der Leinwand. Wie war die Stimmung am Set?

Diese Freude resultierte aus dem, was man sich zu sagen hatte, aber ich glaube darüber hinaus, dass Salma sehr glücklich war, in ihrem Land arbeiten zu können. Und dieses Glück hat sie mit uns geteilt. Sie hat mit Penélope ein echtes Komplizinnen-Duo gebildet, dessen Ziel es war, vollen Einsatz für den Film zu bringen. Also, keine Launen, keine Müdigkeit – trotz der oft anstrengenden Drehbedingungen. Statt dessen Talent und viel Großzügigkeit von ihrer Seite, jedem gegenüber.

Sam Shepard beweist, in einem guten Sinn, dass er über sich selbst lachen kann – war es leicht, ihn für die Rolle zu gewinnen?

Er hat viel Humor und Neugier. Als ich ihn am Flughafen in Durango abgeholt habe, bin ich zu spät gekommen. Er wartete vor dem Gebäude, saß auf seinem Koffer wie auf einem Sattel, in Stiefeln, einen Cowboyhut ins Gesicht gezogen. Er stieg in den Wagen, ohne ein Wort zu sagen, und wir legten die Strecke schweigend zurück, im Licht der untergehenden Sonne. Die Schatten verflüchtigten sich, ein Hauch von Melancholie lag in der Luft, und Sam, die Augen geschlossen, schien zu schlafen. Als wir in Durango ankamen, murmelte er, ohne die Augen zu öffnen: „Ich frage mich, was ich hier tue: einen Western zu drehen, der von Franzosen produziert wird, mit zwei Norwegern als Regisseure.“ Er fragte mich dann nach einem Ort, wo er sich in Ruhe besaufen konnte. Am Ende ist er dann nach Abschluss seiner Dreharbeiten noch ein paar Tage länger geblieben, weniger aus Lust am Mescal, sondern um noch bei uns zu bleiben, aus Spaß!

Sind Sie erklärter Fan des Western-Genres?

Alle meine Lieblings–Filme sind berührt von „Amores Perros“ (2000), dem ersten Film von Alejandro Iñárritu – ein teuflisch guter Stadt-Western. Und ein mexikanischer Film: ganz bestimmt, es gibt keine Zufälle!

THIERRY ARBOGAST: Das Licht der Wüste

Der treue Weggefährte von Luc Besson ist einer der renommiertesten Kameramänner Frankreichs. Für seine Arbeit gewann er drei Césars, und er stand für einige der bedeutendsten Regisseure hinter der Kamera: André Téchiné („Meine liebste Jahreszeit“; 1993), Patrice Leconte („Ridicule – Von der Lächerlichkeit des Scheins“; 1996), Jean-Paul Rappeneau („Der Husar auf dem Dach“; 1995), Brian de Palma („Femme Fatale“; 2002) – die Liste ist lang und unerschöpflich. Mit BANDIDAS legt Thierry Arbogast seinen ersten Western vor.

War es für Sie ein besonderes Vergnügen, einen Western zu filmen?

Das ist meine ganze Jugend! Der Western ist für mich ein besonders unversehrtes, einheitliches Genre, ebenso wie Science-Fiction oder der Historienfilm. Für einen Kameramann bietet der Western die einzigartige Gelegenheit, visuell sehr starke Dinge umzusetzen, die einem bestimmten Code gehorchen: Der Einsatz des Huts in der Großaufnahme, um das Gesicht halb im Schatten, halb im Sonnenlicht zu lassen, die Kadrierung – und natürlich die Weite der Landschaft, ihre Schönheit, vor allem in den Filmen von John Ford.

Was hat Sie besonders gereizt an dem Projekt?

Vor allem der Vorschlag von Luc Besson, einen Western hauptsächlich in Mexiko zu drehen, mit Salma Hayek und Pénélope Cruz. Dieser Film war für mich ein Geschenk. Außerdem hat mir gefallen, dass das Drehbuch die wichtigsten Elemente des Genres enthält, wie Überfall auf eine Bank, die Eisenbahn – beste Voraussetzungen für einen gelungenen Western.

Gibt es visuelle Referenzen ans Western-Genre?

Für mich ist es definitiv „Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968) von Sergio Leone, den ich im Alter von 12 bis 15 sechs oder sieben Mal gesehen habe. Das war einer der wenigen Filme, die man immer mal wieder im Kino sehen konnte (damals gab es ja noch keine DVD), und es ist einer der Filme, die mich zum Kino gebracht haben, statt zur Fotografie. Leones Regie ist meisterhaft, er geht weit über das Genre des Spaghetti-Western hinaus. Der Film ist ein Klassiker geworden. Man kann sagen, dass zu einer Zeit, wo der amerikanische Western einen Tiefpunkt erlebte, der Spaghetti-Western die Codes des Genres schärfer herausgearbeitet hat, indem er sie etwas zu weit trieb. Ich denke vor allem an die Wechselfolge von Groß- und Weitaufnahmen oder die blauen Augen und die gemeißelten Gesichter in „Mein Name ist Nobody“ (1973), den Sergio Leone produziert hat. Ich wollte auch Clint Eastwood Referenz erweisen, der andere Codes erschaffen hat mit „Pale Rider – Der einsame Reiter“ (1985) und ein eher verschwommen-klares Licht. Für mich ist das eine der schönsten Western-Fotografien, geschaffen von meinem Lieblings-Kameramann Bruce Surtees. Man spricht viel von „Erbarmungslos“ (1992), aber ich finde die Fotografie von „Pale Rider“ besser.

Was ist die größte technische Herausforderung, wenn man in der Wüste dreht?

Das senkrecht stehende Licht, mit dem man nur sehr schwer arbeiten kann. Nur mit Riesen-Budgets wie dem von Michael Ciminos „Heavens Gate“ kann man sich erlauben, das beste Licht für den Dreh abzuwarten, das heißt das tief stehende Sonnenlicht. In Mexiko hatten wir es mit Landschaften zu tun, die in der Sonne glühten, selbst wenn ich den Drehplan dem Sonnenstand angepasst habe. Ein entscheidender Ausgangspunkt, wenn man einen Western voller grandioser Landschaftsaufnahmen drehen will. Auch aus diesem Grund habe ich eine grobkörnige Optik verwendet, die die Details und den Bereich des Horizonts entzerrt. Mir ging es darum, dass man die Großartigkeit dieser Landschaft erfasst, soweit das Auge reicht.

Wie gestaltete sich, für einen Mann mit Ihrer Erfahrung, die Zusammenarbeit mit den Regie-Debütanten?

Um ehrlich zu sein, dient die Erfahrung vor allem dazu, sich wieder in Frage zu stellen, und genau das geschieht, wenn man auf einen jungen Regisseur trifft: man regeneriert sich! Er kommt mit neuen Ideen daher, einer ungeheuren Lust, das Kino zu revolutionieren und hat meistens dabei schon seinen eigenen Stil entwickelt. Wenn Sie den ersten Film von Sergio Leone anschauen, entdecken Sie bereits seine Handschrift! Man muss auf der Lauer liegen, versuchen, zu verstehen, was er will. Man ist so etwas wie das Arbeits-Werkzeug, man erlaubt ihm, seinen Traum zu verwirklichen mit mehr Fertigkeiten als ein Anfänger hinter der Kamera.

Sie hatten sicher auch viel Freude daran, zwei Schönheits-Ikonen wie Penélopé und Salma ins rechte Licht zu setzen...

Sie sind zwei sehr schöne Frauen, die sich tatsächlich sehr gut fotografieren lassen. Wir haben versucht, einige Klippen zu umschiffen, wie das volle Sonnenlicht. Wenn sie keine Hüte tragen, sind sie immer im Gegenlicht aufgenommen. Sie sehen aber auch so wunderschön aus, weil sie ihre Persönlichkeit leuchten lassen: Das ist der große Unterschied zwischen einer Schauspielerin und einem Mannequin auf Hochglanz-Papier.

ERIC SERRA: Der Mann des Orchesters

Der Autodidakt und ehemalige Bassist von Jacques Higelin gab sein Debüt als Filmmusik-Komponist an der Seite von Luc Besson, mit dem er auch in Zukunft immer wieder zusammenarbeiten will. Berühmt vor allem für seine Original-Kompositionen, u.a. für „Subway“ (1985) und „Im Rausch der Tiefe“ (1988), schrieb er auch die Musik für den James Bond-Film „James Bond 007 - Goldeneye“ (1995). Serra komponierte darüber hinaus mehrere Solo-Alben, die besonders von ethnischer Musik beeinflusst sind.

An welchem Punkt wird es schwierig, die Musik für einen Western zu komponieren und dabei nicht auf Ennio Morricone zurückzugreifen?

Man darf es nicht vergessen, seine Musik ist wirklich eingeschlagen! Für meine Generation verkörpert er die Musik des Western par excellence. Ich habe mir im Original einiges angehört von Morricone – vor allem bei komischen Sequenzen ist er unglaublich gut. Man kann ihn generell nicht vermeiden, ebenso wenig wie das James Bond-Thema. Als ich die Musik zu „Goldeneye“ komponiert habe, war ich verpflichtet, sie an mehreren Stellen des Films einzusetzen, sonst wäre es kein James Bond. Und ein Western ist nicht wirklich einer ohne eine Referenz an Ennio Morricone. Das heißt, es ist mir gelungen, einen Original-Score zu komponieren, der seine eigene Identität hat. Mein Interesse für die mexikanische Musik hat mir gezeigt, dass viele Themen, die mit Morricone in Verbindung gebracht werden, ihren Ursprung in der traditionellen mexikanischen Musik haben, vor allem dem „deguello“. Das ist eine Art Totengeläut auf der Basis von Trompeten und Gitarren, deren erste drei Noten einen Morricone ausmachen, auch wenn sie typisch mexikanisch sind.

Haben Sie viel aus spanischen und mexikanischen Einflüssen geschöpft?

Ja, es hat mir viel Spaß gemacht, pseudo-traditionelle Weisen zu kreieren, besonders im Geist der Mariachi-Gruppen. Das bedeutet, dass man freiwillig auf Perfektion verzichtet und Instrumente mäßiger Qualität benutzt, um die „Farbe“ zu erzielen, die typisch für die Mariachi ist.

Welche Instrumente haben Sie gewählt?

Wir haben viele Gitarren eingesetzt, aber auch sehr verschiedene Instrumente, die nichts mit dem Genre zu tun haben, aber sehr gut klingen, wie die „Tambouriza“, eine Art kleine jugoslawische Mandoline, oder die Chora, eine große afrikanische Harfe. Für die Bässe der Mariachi habe ich ein afrikanisches Instrument benutzt, dessen Namen ich nicht kenne. Es besteht aus einer Trommel aus Holzfurnier und Sägeblättern aus Metall. Das ist eine Art Floh-Klavier in groß, welches perfekt die Bässe ohne die Resonanz der Mariachi-Gitarren reproduziert. Außerdem habe ich viel Perkussion und Melodika (Akkordeon und Mundstück) eingesetzt. Kurz gesagt, es hat mir viel Spaß gemacht.

Haben Sie für jede der beiden BANDIDAS ein eigenes Thema komponiert?

Ja, aber die Idee war, dieses Schema nicht zu rigoros einzusetzen. Es passiert, dass das Thema der einen auch für die andere gespielt wird, und umgekehrt.

In welchem Stadium der Produktion haben Sie mit dem Komponieren begonnen?

Als die Regisseure mich gebeten haben, die Musik zu BANDIDAS zu komponieren, las ich zunächst das Drehbuch und fange an, mir Gedanken zu möglichen Themen zu machen. Da ich aber im Wesentlichen mit dem Bild arbeite, habe ich den Endschnitt abgewartet, ehe ich definitiv angefangen habe.

Arbeiten Sie immer nach dieser Methode?

Ja, weil es das ist, was mich an der Filmmusik interessiert: ich schreibe praktisch keine Note, ohne die Bilder anzuschauen, das ist eine ständige Anpassung. Ich versuche, so präzise wie möglich zu sein, damit die Bilder auf die Musik tanzen, die Verschmelzung perfekt ist. Luc Besson hat mich schon mal gebeten, bereits vor Beginn der Dreharbeiten zu komponieren, aber zu seiner großen Enttäuschung mache ich das nur ganz selten!


93 Min

1880: Das Gesetz des Wilden Westens verschont auch Mexiko nicht. Um diese zu rächen und das Land der Bauern zu schützen, beschließen die jungen Frauen, als schlagkräftige Revolverheldinnen die Filialen der „Bank and Trust“ um ihre Geldreserven zu erleichtern.

Doch auch hier gilt: Der Job will gelernt sein, gutes Aussehen allein reicht eben doch nicht aus. Sara und Maria müssen bei dem berüchtigten Bankräuber Bill Buck (Sam Shepard) in die Lehre gehen. Zunächst scheint die Lage hoffnungslos. Während sich die eine hauptsächlich um ihre Haarpflege kümmert und Schluckauf bekommt, sobald sie einen Revolver in den Händen hält, hat die andere Probleme, sich auch nur die Anzahl der Kugeln in ihrem Colt zu merken. Doch nach und nach werden die beiden so perfekt, dass die New Yorker Polizei den jungen Inspektor Quentin (Steve Zahn) auf die Ladies ansetzt. ... der jedoch rasch dem Charme der attraktiven Pistoleras verfällt. Jackson und seine Männer hingegen lernen bald die Revolver der Rächerinnen fürchten, die das ganze Land bereits die BANDIDAS nennt.

NOTIZ

Der französische Action-Spezialist Luc Besson („Taxi“, „The Transporter“) produzierte mit BANDIDAS einen furiosen Western mit zwei wunderbaren und unglaublich abenteuerlustigen Hauptdarstellerinnen, die die Leinwand zum Sprühen bringen und die Colts rauchen lassen. Tatkräftig unterstützt von Steve Zahn und Sam Shepard heizt dieser rasante und mit treffsicherem Humor garnierte Kampf für Gerechtigkeit in den Kinos so richtig ein und hinterlässt den Geschmack einer feurigen Chilischote auf der Zunge. Der Sommer ist gerettet – jetzt kommt der Spaß für die ganze Familie!

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