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Georges (DANIEL AUTEUIL) ist Moderator einer erfolgreichen Literaturtalkshow im Fernsehen, und deshalb vermutet seine Frau Anne (JULIETTE BINOCHE) zunächst einen verrückten Fan hinter den rätselhaften Filmaufnahmen.

Die Polizei sieht keinen Grund zu handeln, solange nichts wirklich Bedrohliches geschehen ist. Doch das Gefühl der Beklemmung wird immer stärker und bringt Georges’ und Annes bürgerlich-intellektuelles Leben zwischen Literatursendungen, Vernissagen und Abendeinladungen allmählich aus dem Gleichgewicht. Während Anne noch offen über die rätselhafte Post spricht, beginnt sich die Stille der seltsamen Videobänder auf Georges auszubreiten. Die beiliegenden Zeichnungen beunruhigen ihn und bringen etwas in ihm zum Klingen. Meist sind es Strichmännchen mit blutig roter Kehle. Auf der letzten allerdings ist ein Huhn zu sehen, mit durchschlagenem Hals…

AUSZUG AUS DEM DIALOG

ANNE Da war ein Schild.

GEORGES Ich kann´s nicht lesen.

ANNE Irgendwas mit „nine“? ... Kann das sein? Avenue Lenine

GEORGES Ja. - Ja, ja. Avenue Lenine. Aber wo? ... Wo hast du den Stadtplan?

ANNE Warte.

GEORGES Ah Rom, Romain, Romainville. Das könnte in Romainville sein, Sieh mal, ob du da eine Avenue Lenine findest.

ANNE Moment. Ja, hier. ... In der Nähe der Métro Mairie des Lilas. Linie 11. ... Hier. ...

GEORGES Ja? ... Lass sehen. ...

ANNE Und? Was willst du jetzt machen?

GEORGES Ich werde hingehen. ... Das ist ganz in der Nähe von Guillaume. Siehst du?

ANNE Und?

GEORGES Nichts. Ich werd´ hingehen. Ich werde anklopfen, und dann wird man weitersehen.

ANNE So einfach ist das?

GEORGES So einfach. Oder hast du eine bessere Idee?

ANNE Wie wär´s denn mit der Polizei? Du hast das Video, du hast eine Adresse. Ein Polizist soll mitgehen. Das werden sie doch noch zustande bringen.

GEORGES Und wenn das Ganze ein Bluff ist? Wenn uns bloß jemand verscheißert?

ANNE Glaubst du das? ... Ja, im Ernst?

GEORGES Aber was sehen wir denn auf dem Band? Eine Straße und einen Gang in einem Wohnblock. Die werden sagen, gehen Sie erst mal selber hin, klopfen Sie an die Tür und wenn tatsächlich einer rausspringt und Sie umbringen will, dann kommen Sie wieder vorbei. Voila.

ANNE Wer kennt das Haus, in dem du aufgewachsen bist?

GEORGES Ich weiß es nicht.

ANNE Und das Gebäude kennst du nicht?

GEORGES Nein!

ANNE Und wie wär´s, wenn wir eh ... einen Detektiv engagieren?

GEORGES Du siehst zuviel Fernsehkrimis, oder?

ANNE Ah. Mit dir kann man nicht reden. Mach was du willst.

GEORGES Ich hab einen Verdacht.

ANNE Was?

GEORGES Ja. Ich glaube, ich weiß wer´s ist.

ANNE Du weißt, wer es ist?

GEORGES Ich glaube, ich weiß es.

ANNE Ja und?

GEORGES Ja und ? Ich muss mich vergewissern.

ANNE Sag mal, bist du noch zu retten? ... Lässt du mich vielleicht an deinem einsamen Wissen teilhaben? Schließlich geht´s mich ja auch ein ganz kleinwenig an, oder?

GEORGES Ich kann´s dir nicht sagen, weil ich es nicht weiß, ha? ... Es ist nur ein Verdacht.

ANNE Und darüber kannst du mit mir nicht sprechen?

GEORGES Nein.

ANNE Also, ich, ich… ich weiß nicht, was ich ... Ist dir eigentlich klar, was du da sagst?

GEORGES Anne, bitte reg dich ab. Es ist nicht so wie du denkst.

ANNE Oh bitte, was denke ich denn?

GEORGES Oh mein Gott, jetzt mach doch nicht so ein Theater. Es ist ein ganz vager Verdacht. Ich möchte keine Pferde scheu machen, bevor ich nichts Genaues weiß. Und es hat absolut nichts mit dir zu tun.

ANNE Es hat nichts mit mir zu tun? Dann muss ich in den letzten Tagen geträumt haben. Ich hab gedacht, es hätte was mit mir zu tun, wenn ich mit anonymen Anrufen terrorisiert werde, und diesen Scheißvideos. ... Inzwischen traue ich mich nicht auf die Straße. ... Und ich kriege kein Auge mehr zu aus, aus Sorge um Pierrot und dich, … nur wegen diesem ganzen Scheißdreck.

GEORGES Anne, bitte ...

ANNE Aber wenn das nichts mit mir zu tun hat, bitte, gehen wir zur Tagesordnung über: möchtest du was essen? Oder soll ich dir vielleicht einen Aperitif holen?

GEORGES Anne, wenn ich gewusst hätte, dass dich das so ...

ANNE Ja? Was dann? Dann hättest du deinen Mund gehalten, ja?

GEORGES Oh ich bitte dich ...

ANNE Nein, ehrlich. Bist du dir im Klaren darüber, was du mir da zumutest?
Schon mal was von Vertrauen gehört? Nein?

GEORGES Merkst du eigentlich, dass du dich genau so verhältst, wie es der Typ mit den Kassetten erreichen will? Er versucht unser Leben durcheinander zu bringen, und du reagierst genauso wie er es möchte.

GEORGES Kannst du mir nicht mal einfach vertrauen?

ANNE Du forderst von mir Vertrauen ? ... Ja, wie wäre es denn mal umgekehrt? ... Wenn du mir vertrauen würdest, ha? Wer entzieht hier denn wem das Vertrauen? Stell dir mal vor, es wäre umgekehrt. Stell dir vor, ich hätte gesagt, eh, ich habe einen Verdacht, wer uns terrorisiert, aber ich würde es dir nicht sagen. Toll, nicht? Stellst du dir so eine gut funktionierende Beziehung vor? „auf der Basis gegenseitigen Vertrauens“ ... Ha?

GEORGES Du solltest dich mal reden hören.

BIOGRAFIEN BESETZUNG

Juliette Binoche – Anne

Juliette Binoche, geboren 1964 in Paris, ist die vielleicht grösste und eigenwilligste französische Schauspielerin ihrer Generation – und überzeugte Europäerin. Bekannt dafür, immer wieder lukrative Angebote aus Hollywood auszuschlagen, spielte sie schon mit Anfang zwanzig unter der Regie von Jean-Luc Godard (Maria und Joseph – Je vous salue, Marie) und André Téchiné (Rendez-vous).

Rendez-vous brachte Juliette Binoche 1986 die erste in einer langen Reihe von „César“-Nominierungen ein, im selben Jahr, in dem Leos Carax sie in Die Nacht ist jung (Mauvais sang) besetzte - lange vor dem grossen Erfolg ihrer zweiten Zusammenarbeit, Die Liebenden von Pont Neuf (Les Amants du Pont Neuf, 1991), für die Juliette Binoche einen „European Film Award“ als beste Schauspielerin erhielt.

Ihren Durchbruch hatte die teilweise in einem katholischen Internat aufgewachsene Tochter einer Schauspielerin und eines Bildhauers aber bereits 1988 mit der Kundera-Verfilmung Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins (The Unbearable Lightness of Being). Damals schlug sie die internationale Filmkritik endgültig in ihren Bann, ebenso mit ihrer Rolle in Louis Malles Verhängnis (Fatale,1992).

Zur Legende wurde die Binoche mit Krzysztof Kieslowskis Drei Farben: Blau (Trois couleurs: Bleu, 1993), der in Venedig den „Goldenen Löwen“ gewann und für den Juliette Binoche ihren ersten „César“ erhielt. Die Farben-Trilogie des polnischen Regisseurs schrieb Filmgeschichte, und Juliette Binoche spielte auch in den beiden Folgefilmen Drei Farben: Rot und Drei Farben: Weiss die Hauptrolle.

Mit der Verfilmung des Ondaatje-Romans Der englische Patient (The English Patient, 1996) gewann Juliette Binoche einen „Oscar“ für die beste weibliche Nebenrolle.

Im Jahr 2000 bekam sie ihre zweite „Oscar“-Nominierung für die Hauptrolle in Lasse Hallströms Chocolat (Chocolat).

Noch im selben Jahr arbeitete sie zum erstem Mal mit Michael Haneke zusammen: in Code unbekannt (Code inconnu).

Seit Caché sind bislang weitere vier Filme mit Juliette Binoche entstanden oder befinden sich in Post-Produktion; unter anderem Mary von Abel Ferrara, Breaking and Entering unter der Regie von Anthony Minghella (Der englische Patient) und Paris je t’aime – ein Episodenfilm über Juliette Binoches Heimatstadt, um die so viele ihrer Filme kreisen.

Filmographie Juliette Binoche (Auswahl)

1985 Je vous salue, Marie (Maria und Joseph) Regie : Jean-Luc Godard

Rendez-vous (Rendez-vous) Regie: André Téchiné

1986 Mauvais sang (Die Nacht ist jung) Regie: Leos Carax

1988 The Unbearable Lightness of Being (Die Unterträgliche Leichtigkeit des Seins) Regie: Philip Kaufman

1991 Les Amants du Pont Neuf (Die Liebenden von Pont Neuf) Regie: Leos Carax

Fatale (Verhängnis) Regie: Louis Malle

1993 Trois couleurs: Bleu (Drei Farben: Blau) Regie: Krzysztof Kieslowski

1994 Trzy kolori: Bialy (Drei Farben: Weiss) Regie: Krzysztof Kieslowski

1994 Trois couleurs: Rouge (Drei Farben: Rot) Regie: Krzysztof Kieslowski

1995 Le Hussard sur le toit (Der Husar auf dem Dach) Regie: Jean-Paul Rappeneau

1996 Un divan à New York (Eine Couch in New York) Regie: Chantal Akerman

Les Enfants du siècle (Das Liebesdrama von Venedig - George Sand und Alfred de Musset,) Regie: Diane Kurys

The English Patient (Der englische Patient) Regie: Anthony Minghella

1998 Alice et Martin (Alice und Martin) Regie: André Téchiné

2000 La Veuve de Saint-Pierre (Die Witwe von Saint-Pierre) Regie: Patrice Leconte

Code inconnu: Récit incomplet de divers voyages (Code unbekannt) Regie: Michael Haneke

Chocolat (Chocolat... ein kleiner Biss genügt) Regie: Lasse Hallström

2002 Décalage horaire (Jet Lag oder Wo die Liebe hinfliegt) Regie: Danièle Thompson

2004 Country of My Skull (In My Country) Regie: John Boorman

Daniel Auteuil – Georges

1950 in Algier geboren, machte Daniel Auteuil bereits mit 17 Jahren seine ersten Schritte auf der Bühne. Es war der Regisseur Gérard Pirès, der ihn zum ersten Mal vor die Kamera holte – unter anderem für Die Entfesselten (L' Aggression, 1975). Mit Monsieur Papa (Monsieur Papa) schloss sich ein Komödienerfolg an.

Trotz der immer zahlreicher werdenden Film- und Fersehrollen spielte Daniel Auteuil auch weiterhin Theater und gewann 1979 den „Prix Gérard-Phillippe“ als bester junger Schauspieler des Jahres.

Den Grundstein zu seiner Laufbahn als zukünftiger Kinostar Frankreichs legte er mit Claude Zidis inzwischen legendärem Komödienklassiker Die Lümmel (Les Sous-douès)von 1980. Im selben Jahr spielte er an der Seite von Romy Schneider, Marie-France Pisier und Claude Brasseur in Die Bankiersfrau (La Banquière) von Francis Girod.

1986 gewann Daniel Auteuil einen „BAFTA“-Award und einen „César“ für seine Rolle in Claude Berris Verfilmung des Marcel-Pagnol-Romans Jean Florette (Jean de Florette). Von diesem Zeitpunkt an spielte er immer anspruchsvollere Rollen unter grossen Regisseuren wie Claude Sautet (Einige Tage mit mir – Quelques jours avec moi, 1988) – mit kleinen Abstechern ins Komödienfach (Milch und SchokoladeRomuald et Juliette von Coline Serreau 1989, Mein Leben ist die HölleMa vie est un enfer 1991, Ein Mann sieht rosa – Le Placard 2001).

Mit Emmanuelle Béart drehte er Der Filou , Sautets Ein Herz im Winter (Un coeur en hiver, 1992) – der Auteuil einen weiteren „César“ einbrachte –und Eine Französische Frau (Une femme française, 1995) von Régis Wargnier.

Einer seiner international grössten Erfolge ist das opulente Historiendrama Bartholomäusnacht (La Reine Margot, 1994) unter der Regie von Patrice Chéreau, in dem er der Seite von Isabelle Adjani spielte.

Ebenfalls 1994 stand er zusammen mit Isabelle Huppert vor der Kamera – für Trennung (La Séparation) von Christian Vincent. Zwei Jahre später gewann er in Cannes eine Silberne Palme als Bester Schauspieler für Am achten Tag (Le Huitième jour).

Es folgten Diebe in der Nacht (Les Voleurs)von André Téchiné mit Catherine Deneuve (1996), Die Frau auf der Brücke (La Fille sur le pont, 1999), für den Daniel Auteuil mit einem weiteren „César“ ausgezeichnet wurde, und Die Witwe von Saint-Pierre (La Veuve de Saint-Pierre, mit Juliette Binoche), letzterer von Patrice Leconte. Im selben Jahr spielte er den Marquis’ de Sade in Benoit Jacquots Sade – Folge deiner Lust! (Sade).

Nach internationalen Koproduktionen wie Kleine Wunden (Petites coupures, 2003) kam zuletzt eine weitere Komödie mit Auteuil in die französischen Kinos: Malen oder Lieben (Peindre ou faire l’amour) unter der Regie von Arnaud und Jean-Marie Larrieu.

Caché ist Auteuils erste Zusammenarbeit mit Michael Haneke.

Zu seinen nächsten Projekten zählt eine Filmbiographie Napoleons, in der er die Hauptrolle spielt.

Filmographie Daniel Auteuil (Auswahl)

1975 L' Agression (Die Entfesselten) Regie: Gérard Pirès

1976 Attention les yeux Regie: Gérard Pirès

1977 Monsieur Papa (Monsieur Papa) Regie: Philippe Monnier

1979 À nous deux (Allein zu zweit) Regie: Claude Lelouch

1980 Les Sous-doués (Die Lümmel) Regie: Claude Zidi

La Banquière (Die Bankiersfrau) Regie: Francis Girod

1984 Les Fauves (Grossstadthölle) Regie: Jean-Louis Daniel

1985 L’Amour en douce (Der Filou) Regie: Edouard Molinaro

1986 Jean de Florette (Jean Florette) Regie: Claude Berri

1988 Quelques jours avec moi (Einige Tage mit mir) Regie: Claude Sautet

1989 Romuald et Juliette (Milch und Schokolade) Regie: Coline Serreau

1990 Lacenaire Regie: Francis Girod

1991 Ma vie est un enfer (Mein Leben ist die Hölle) Regie: Josiane Balasko

1992 Un coeur en hiver (Ein Herz im Winter) Regie: Claude Sautet

1994 La Reine Margot (Bartholomäusnacht) Regie: Patrice Chéreau

La Séparation (Trennung) Regie: Christian Vincent

1995 Une femme française (Eine französische Frau) Regie: Régis Wargnier

1996 Le Huitième jour (Am achten Tag) Regie: Jaco van Dormael

Les Voleurs (Diebe in der Nacht) Regie: André Téchiné

Sostiene Pereira (Erklärt Pereira) Regie: Roberto Faenza

1997 Le bossu (Der Bucklige) Regie: Philippe de Broca

1999 La Fille sur le pont (Die Frau auf der Brücke) Regie: Patrice Leconte

2000 La Veuve de Saint-Pierre (Die Witwe von Saint-Pierre) Regie: Patrice Leconte

Sade (Sade – Folge deiner Lust!) Regie: Benoit Jacquot

2001 Le Placard (Ein Mann sieht rosa) Regie: Francis Veber

2002 L’Adversaire (Der Gegner) Regie: Nicole Garcia

2003 Petites coupures (Kleine Wunden) Regie: Pascale Bonitzer

2004 Sotto falso nome Regie: Roberto Andò

2005 Un reste, l’autre part Regie: Claude Berri

Peindre ou faire l’amour (Malen oder Lieben) Regie: Arnaud und Jean-Marie Larrieu

Annie Girardot – Georges’ Mutter

Annie Girardot betrat die Bühne zum ersten Mal Mitte der fünfziger Jahre in der berühmten Comédie Française, nachdem sie das Conservatoire d’Art Dramatique de Paris mit Auszeichnung abgeschlossen hatte.

Ihr Filmdebüt im Jahre 1956 Dreizehn an einem Tisch (Treize à table) war der Beginn einer langen Filmkarriere und der Zusammenarbeit mit einigen der grössten Regisseuren der Nachkriegszeit.

In den frühen Sechzigern spielte sie Hauptrollen in zahlreichen französischen und italienischen Produktionen, unter anderem unter der Regie von Luchino Visconti (Hexen von heute – Le streghe) und Marco Ferreri. Beispiele für wichtige französische Filme dieser Zeit sind Liebe das Leben (Vivre pour vivre) von Claude Lelouch und Erotissimo von Gérard Pirès.

Als Reminiszenz an ihre Zeit in der Comédie Française spielte Annie Girardot auch immer wieder in Filmkomödien, zum Beispiel in Die Ohrfeige (La Gifle) von 1974 unter der Regie von Claude Pinoteau – in der Rolle der Mutter von Isabelle Adjani – oder in Ein verrücktes Huhn (Tendre poulet) von Philippe de Broca (1978).

Mit ihrer Hauptrolle in Jean-Louis Bertucellis Dr. med. Francoise Gailland (Docteur Françoise Gailland) von 1975 – einer der beiden Filme, in der Annie Girardot die Mutter von Isabelle Huppert spielt; der nächste ist fast drei Jahrzehnte später Michael Hanekes Klavierspielerin – gewann sie einen „César“ als beste Schauspielerin.

Ihre Zusammenarbeit mit Claude Lelouch setzte sich fort mit Weggehen und Wiederkommen (Partir, revenir, 1985) und zehn Jahre später mit der höchst erfolgreichen Victor-Hugo-Variation Les Miserables (Les Miserables), für die sie einen „César“ als beste Nebendarstellerin erhielt.

In den achtziger und neunziger Jahren spielte Annie Girardot in unzähligen Kino- und Fernsehfilmen, zum Beispiel in Adieu Blaireau (1985, mit Juliette Binoche) und in dem vielbeachteten Coming-of-Age-Drama Dem Leben sei dank (Merci la vie) von Bertrand Blier von 1991. Zweimal, 1992 und 1994, übernahm sie den Juryvorsitz der Filmfestspiele in Berlin.

Schliesslich besetzte Michael Haneke Annie Girardot in seinem vielbeachteten und mehrfach ausgezeichneten Film Die Klavierspielerin (La Pianiste), für die auch sie einen Preis bekam – einen „César“ für die beste Nebenrolle.

Caché ist Annie Girardots zweiter Film mit Michael Haneke.

Filmographie Annie Girardot (Auswahl)

1956 Treize à table (Dreizehn an einem Tisch) Regie: André Hunebelle

1960 Rocco e i suoi fratelli (Rocco und seine Brüder) Regie: Luchino Visconti

1963 La donna scimmia Regie: Marco Ferreri

1967 Le streghe (Hexen von heute) Regie: Luchino Visconti

Vivre pour vivre (Liebe das Leben) Regie: Claude Lelouch

1968 Un homme qui me plait (Der Mann, der mir gefällt) Regie: Claude Lelouch

1969 Dillinger è morto (Dillinger ist tot) Regie: Marco Ferreri

1974 La Gifle (Die Ohrfeige) Regie: Claude Pinoteau

1975 Docteur Françoise Gailland (Dr. med. Françoise Gailland) Regie: Jean-Louis Bertucelli

1978 Tendre poulet (Ein verrücktes Huhn) Regie: Philippe de Broca

1985 Partir, revenir (Weggehen und Wiederkommen) Regie: Claude Lelouch

1991 Merci la vie (Dem Leben sei dank) Regie: Bertrand Blier

1995 Les Miserables (Les Miserables) Regie: Claude Lelouch

2001 La Pianiste (Die Klavierspielerin) Regie: Michael Haneke

Maurice Bénichou – Majid

Der 1943 in Algerien geborenen Maurice Bénichou ist vor allem als Theaterschauspieler bekannt. In erster Linie assoziiert man seinen Namen mit Peter Brook, dem unkonventionellen britischen Shakespeare-Revolutionierer, in dessen Inszenierungen Bénichou seit 1974 spielte, und mit Patrice Chéreau, unter dessen Regie er ebenfalls regelmässig auf der Bühne stand.

Seit den siebziger Jahren ist Maurice Bénichou ein gefragter Bühnenkomödiant und Filmschauspieler, obwohl er eher zufällig zur Schauspielerei stiess.

Nach seiner Rolle in Ein Elefant irrt sich gewaltig (Un éléphant ça trompe énormément, 1976) von Yves Robert – der wohl erfolgreichsten französischen Komödie der siebziger Jahre – und vielen weiteren Kinofilmen, unter anderem an der Seite von Yves Montand (Strassen nach Süden – Les Routes du sud) und Isabelle Huppert (Le Petit Marcel), war Maurice Bénichous erster grosser Erfolg eine Hauptrolle in Peter Brooks vielgelobter Verfilmung des klassisch-indischen Epos’ Mahabharata, die 1989 als TV-Miniserie zunächst ins englische und französische Fernsehen kam.

Danach war er in vielen Komödien zu sehen, wie zum Beispiel in Felix (Drole de Félix) vom Regieduo Ducastel/Martineau (2000), bevor er im selben Jahr seinen ersten Michael-Haneke-Film drehte: Code unbekannt (Code inconnu).

2001 spielte Maurice Bénichou im mehrfach „Oscar“-nominierten Film Die Fabelhafte Welt der Amélie (Le Fabuleux destin d’Amélie Poulain) unter der Regie von Jean-Pierre Jeunet.

Code unbekannt, zusammen mit Juliette Binoche, blieb nicht Bénichous einzige Zusammenarbeit mit Michael Haneke. Es folgte Wolfzeit (Le Temps du loup, 2003) und, 2004, Caché.

Filmographie Maurcice Bénichou (Auswahl)

1976 Le Petit Marcel Regie: Jacques Fansten

Un éléphant ça trompe énormément (Ein Elefant irrt sich gewaltig) Regie: Yves Robert

1977 L’Animal (Ein irrer Typ) Regie : Claude Zidi

1978 Les Routes du sud (Strassen nach Süden) Regie: Regie: Joseph Losey

1989 The Mahabharata (TV Miniserie) Regie: Peter Brook

1993 La petite apocalypse (Kleine Apokalypse) Regie: Costa-Gavras

2000 Drole de Félix (Felix) Regie: Olivier Ducastel, Jacques Martineau

Code inconnu: Récit incomplet de divers voyages (Code unbekannt) Regie: Michael Haneke

Quand on sera grand (Wenn wir gross sind) Regie: Renaud Cohen

2001 Le Fabuleux destin d’Amélie Poulain (Die fabelhafte Welt der Amélie) Regie: Jean-Pierre Jeunet

2003 Le Temps du loup (Wolfzeit) Regie: Michael Haneke

Daniel Duval – Pierre

Nach mehreren Regiearbeiten für Kino und Fernsehen, zum Beispiel in Die Aussteigerin (La Dérobade) von 1979, für den Miou-Miou einen „César“ als beste Hauptdarstellerin bekam, neigte Daniel Duval immer stärker der Schauspielerei zu. Er feierte in den Neunzigern Erfolge mit Gibt es zu Weihnachten Schnee? (Y aura-t-il de la neige à Noël?) von Sandrine Veysset, die damit einen „César“ für das beste Debüt gewann, Love etc. (Love etc., zusammen mit Charlotte Gainsbourg und Yvan Attal)und Le vent de la nuit von Philippe Garrel mit Catherine Deneuve (1999).

Mit Daniel Auteuil spielte Duval bereits zusammen in 26 Quai des Orfèvres (2004).

Wolfzeit (Le Temps du loup) war sein erster Film mit Michael Haneke (2003), 2004 folgte Caché.

Mit Le Temps de Porte-Plum (in Vorbereitung, mit Annie Girardot) steigt Daniel Duval nach längerer Zeit wieder ins Regiefach ein.

Filmographie Daniel Duval (Auswahl)

1974 Que la fete commence (Wenn das Fest beginnt) Regie: Bertrand Tavernier

1975 L' Agression (Die Entfesselten) Regie: Gérard Pirès

1979 La Dérobade (Die Aussteigerin) Regie: Daniel Duval

1985 Loups entre eux (Unter Wölfen) Regie: José Giovanni

1996 Y aura-t-il de la neige à Noël? (Gibt es zu Weihnachten Schnee?) Regie: Sandrine Veysset

Love etc. (Love, etc.) Regie: Marion Vernoux

1997 Je ne vois pas ce qu’on me trouve (Ich versteh nicht, was man an mir findet) Regie: Christian Vincent

1998 Si je t’aime prends garde à toi (Wenn ich dich liebe... sieh dich vor!) Regie: Jeanne Labrune

1999 Le Vent de la nuit Regie: Philippe Garrel

2003 Le Temps du loup (Wolfzeit) Regie: Michael Haneke

2004 26 Quai des Orfèvres Regie: Olivier Marchal

Nathalie Richard – Mathilde

Nachdem Nathalie Richard zunächst Choreographie in New York und dann von 1983 bis 1986 am Conservatoire d’Art Dramatique in Paris Schauspiel studierte, debütierte sie 1986 in Golden Eighties von Chantal Akerman. Nathalie Richards Begegnung mit Jacques Rivette war ein Schlüsselmoment ihrer Karriere: Ihre Zusammenarbeit in Die Viererbande (La Bande des quatre, 1988) führte zu drei weiteren gemeinsamen Filmen, bei denen sie auch am Drehbuch mitwirkte.

Unter der Regie von James Ivory spielte Nathalie Richard unter anderem in Eine Affäre in Paris (Le Divorce), hier zusammen mit Kate Hudson, Glenn Close und Naomi Watts.

Nach Code unbekannt (Code inconnu)ist Caché der zweite Film, in dem Nathalie Richard für Michael Haneke vor der Kamera steht.

Filmographie Nathalie Richard (Auswahl)

1986 Golden Eighties (Golden Eighties) Regie: Chantal Akerman

1988 La Bande des quatre (Die Viererbande) Regie: Jacques Rivette

1989 L' Enfant de l'hiver (Das Winterkind) Regie: Olivier Assayas

1991 Bar des rails (Rendezvous an den Gleisen) Regie: Cédric Kahn

1992 Riens du tout (Kleine Fische, große Fische) Regie Cédric Klapisch

1994 Les Amoureux Regie: Catherine Corsini

Jeanne la Pucelle II - Les prisons (Johanna, die Jungfrau - Der Verrat) Regie: Jacques Rivette

1995 Haut bas fragile (Vorsicht – Zerbrechlich!), auch als Drehbuchautorin. Regie: Jaques Rivette

1996 Lumière et compagnie Regie: Jacques Rivette

Jeunesse sans Dieu (Jugend ohne Gott, TV) Regie: Catherine Corsini

1998 Fin août, début septembre (Das Ende der Unschuld) Regie: Olivier Assayas

A Soldier's Daughter Never Cries (Die Zeit der Jugend) Regie: James Ivory

2000 La Confusion des genres (Man liebt es unentschieden) Regie: Ilan Duran Cohen

Faites comme si je n'étais pas là (Der Voyeur) Regie: Olivier Jahan

Code inconnu: Récit incomplet de divers voyages (Code unbekannt) Regie: Michael Haneke

2002 Merci Docteur Rey Regie: Andrew Litvack

Au plus près du paradis (Dem Paradies ganz nah) Regie: Tonie Marshall

2003 Le Divorce (Eine Affäre in Paris) Regie: James Ivory

2004 Caché (Caché) Regie: Michael Haneke

2005 Les Enfants Regie: Christian Vincent

Denis Podalydès – Yvon

Denis Podalydès, Bruder des Regisseurs und Drehbuchautors Bruno Podalydès, studierte am Conservatoire d’Art Dramatique und ist seit 1997 Ensemblemitglied der Comédie Française. Neben vielen Theaterrollen arbeitete er seit den frühen Neunzigern auch für Film und Fernsehen, zum Beispiel in Les Enfants du siècle (Das Liebesdrama von Venedig 1999), hier zusammen mit Juliette Binoche, und Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr (Il est plus facile pour un chameau..., 2003) von Valeria Bruni-Tedeschi. Unter der Regie seines Bruders spielt Denis Podalydès in dessen neuester Produktion Le Parfum de la dame en noir (2005). Caché ist sein erster Film mit Michael Haneke.

Filmographie Denis Podalydès (Auswahl)

1989 Xenia Regie: Patrice Vivancos

1992 Mayrig (Mayrig - Heimat in der Fremde) Regie: Henri Verneuil

1994 Pas très catholique (Die Detektivin) Regie: Tonie Marshal

1996 Le Journal du séducteur (Tagebuch des Verführers) Regie: Danièle Dubroux

1997 La Divine poursuite (Die Jagd nach dem tanzenden Gott,) Regie: Michel Deville

1998 Jeanne et le garçon formidable Regie: Olivier Ducastel, Jacques Martineau

En plein coeur (Verhängnisvolles Alibi) Regie: Pierre Jolivet

1999 La Voleuse de Saint-Lubin Regie: Claire Devers

Les Enfants du siècle (Das Liebesdrama von Venedig - George Sand und Alfred de Musset) Regie: Diane Kurys

2000 Les Misérables (mini-TV Serie) Regie: Josée Dayan

2002 Embrassez qui vous voudrez (Küss mich, wenn du willst) Regie: Michel Blanc

2003 Il est plus facile pour un chameau... (Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr) Regie: Valeria Bruni-Tedeschi

2004 Le Mystère de la chambre jaune Regie: Bruno Podalydès

2005 Le Parfum de la dame en noir Regie: Bruno Podalydès

Bernard Le Coq – der Chefredakteur

Bernard Le Coq war ebenso wie Denis Podalydès und Nathalie Richard Schüler des „Conservatoire“ in Paris. Seit 1967 spielte er in vielen Kinofilmen zusammen mit grossen französischen Schauspielern wie Simone Signoret und Alain Delon, Yves Montand, Catherine Deneuve, Philippe Noiret, Fanny Ardant und Isabelle Huppert. 1991 war er als Theo van Gogh in dem mehrfach preisgekrönten Drama Van Gogh von Maurice Pialat zu sehen. Für seine Rolle in Claire - se souvenir des belles choses (Se souvenir des belles choses) gewann er 2003 einen „César“ für die beste Nebenrolle.

Filmographie Bernard Le Coq (Auswahl)

1968 La Leçon particulière Regie Michel Boisrond

1972 LesFeux de la chandeleur (Kerzenlicht),Regie Serge Korber

César et Rosalie (Cesar und Rosalie) Regie: Claude Sautet

1973 Le Gang des otages (Flucht im Kreis) Regie: Edouard Molinaro

Les Granges brulées, (Die Löwin und ihr Jäger) Regie: Jean Chapot

1979 À nous deux (Allein zu zweit) Regie: Claude Lelouch

1980 Pile ou face (Kopf oder Zahl) Regie: Robert Enrico

1991 Van Gogh (Van Gogh) Regie: Maurice Pialat

1994 Les Patriotes Regie: Eric Rochant

1996 Mon homme (Mein Mann) Regie: Bertrand Blier

1998 L' École de la chair (Schule des Begehrens) Regie: Benoît Jacquot

La Nube (Der letzte Vorhang) Regie: Fernando E. Solanas

2000 La Taule, Regie: Alain Robak

2002 Se souvenir des belles choses (Claire - se souvenir des belles choses) Regie: Zabou

Au plus près du paradis (Dem Paradies ganz nah) Regie : Tonie Marshall

2003 La fleur du mal (Die Blume des Bösen) Regie: Claude Chabrol

2004 Pourquoi (pas) le Brésil Regie: Laetitia Masson

Walid Afkir – Majids Sohn

Bereits in Michael Hanekes Code unbekannt spielt Walid Afkir eine Schlüsselrolle. Nach mehreren anschliessenden TV- und Kinoprojekten ist Caché sein zweiter Haneke-Film.

Filmographie Walid Afkir

2000 Code inconnu: Récit incomplet de divers voyages (Code unbekannt) Regie: Michael Haneke

2001 Les Rois mages Regie Didier Bourdon, Bernard Campan

2002 La Chair est triste Regie: Jérémie Nassif

2003 Un fils (Ein Sohn) Regie: Amal Bedjaoui

L' Affaire Martial, (TV) Regie: Jean-Pierre Igoux

LeTrain de 16h19 (TV) Regie: Philipe Triboit

Eine anonym geschickte Videokassette vergiftet das erfolgreiche Leben von Georges. Ein Gespinst aus Geheimnissen und Lügen, aus Schuld und Misstrauen breitet sich aus – bis Georges sich erinnert… Ein packendes Verwirrspiel mit der Wahrheit und mit einer Vergangenheit, die keine Ruhe mehr lässt.

Eigentlich ist auf diesen Bildern nichts Kompromittierendes zu sehen: Ein Auto wird geparkt, eine Tür fällt ins Schloss. Stille. Doch gerade diese Stille macht die Filmaufnahmen so bedrohlich: Was will der Fremde, der Georges Laurents Leben und das seiner Familie mit beunruhigender Geduld dokumentiert und ihm in Form von Videobändern zukommen lässt? Noch dazu zusammen mit naiv-grotesken Zeichnungen, die den Horrorphantasien eines Kindes entsprungen zu sein scheinen?