Hitlerkantate Filmtipp

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Februar:
Es beginnt mit der Konzentration aller Machthebel in Hitlers Hand, als er den Reichskriegsminister und den Oberbefehlshaber des Heeres absetzt und einen neuen Wirtschafts- und einen neuen Außenminister ernennt, beide willfährige Gefolgsleute. Gleichzeitig kommt es zu einer neuen Phase der Judenpolitik.

März:
Den jüdischen Kultstätten wird der Schutz des Staates entzogen. Nach dem Anschluß Österreichs am 13. März kommt es in Wien zu umfangreichen antisemitischen Verfolgungen. Hemmungslos wird jüdische Habe konfisziert.

April:
Alle Juden müssen ihr gesamtes Vermögen den Behörden melden. Laut Gesetz kann der deutsche Staat darüber verfügen. Die Schaufenster aller jüdischen Geschäfte müssen mit weißer Farbe gekennzeichnet werden.

Juni:
In Berlin kommt es zu schweren antisemitischen Ausschreitungen, in deren Verlauf zahlreiche jüdische Männer festgenommen und in Konzentrationslager eingewiesen werden. Diese Ausschreitungen spielen eine Rolle in HITLERKANTATE. Es ist eine Generalprobe für das November-Pogrom. Die Polizeibeamten beginnen, Listen der in ihrem Viertel wohnenden Juden aufzustellen.

Juli :
Die internationale Konferenz von Evian, die die Fragen der jüdischen Flüchtlinge lösen soll, bleibt ohne Ergebnis. Der NS-Staat betrachtet dies als Beweis, daß das Ausland sich um das Schicksal der Juden nicht k ümmert.

September:
Auf Ersuchen der Schweizer Regierung wird den Juden der deutsche Reichspaß entzogen, und sie erhalten einen Behelfsausweis, in den ein J gestempelt wird, so daß sie an der Grenze zurückgewiesen werden können. Nach der Münchner Konferenz glaubt Hitler, daß die europäischen Mächte ihm das Recht zubilligen, seine Staatsangehörigen so zu behandeln, wie es ihm beliebt.

Zwischen Juli und Oktober gibt es eine Fülle von Einzelgesetzen zur Einschränkung der Existenzmöglichkeit von Juden im Dritten Reich, darunter die Bestimmung, daß jüdische Frauen zusätzlich den Namen Sara, jüdische Männer zusätzlich den Namen Israel zu tragen haben. Viele Berufe sind Juden jetzt verboten, Hausbesitzer weigern sich, Juden Wohnungen zu vermieten. Gleichzeitig werden die Gesetze über Umtausch und Ausfuhr von Devisen verschärft und so den Juden das einzige Mittel genommen, das ihnen die Auswanderung erm öglicht hätte.

In dieser Situation bietet das Attentat von Herschel Grynszpan auf den Pariser Botschaftssekretär Ernst vom Rath den willkommenen Anlaß für das November-Pogrom, die „Reichskristallnacht“. Danach wird Göring von Hitler beauftragt, die entscheidenden Schritte für das, was dann „Endlösung der Judenfrage“ hieß, zusammenzufassen.


114 Min

Die junge Musikschülerin Ursula Scheuner hat zwei Leidenschaften in ihrem Leben: die Musik – und die Liebe zum „Führer“. Sie hängt ihm in unbedingter Gläubigkeit an und will ihm zuliebe eine berühmte Komponistin werden.

Nachdem ihre Bewerbung für die Komponistenklasse noch nicht einmal geöffnet worden ist, nutzt sie ihre Beziehung zu ihrem Verlobten, Gottlieb Just, der in der Reichsmusikkammer arbeitet, um dem bekannten Komponisten Hanns Broch als Assistentin zugewiesen zu werden. Broch ist ehemaliger Kommunist, hat sich aber seit Jahren nicht mehr politisch betätigt und bekommt jetzt den Auftrag, eine Kantate zum 50.Geburtstag Hitlers zu schreiben. Er sagt zu. Er hofft, so zu erreichen, daß seine gesperrte Oper endlich aufgeführt werden kann.

Ursula, mit ihrer fanatischen Bewunderung für Hitler, und Broch, der heimliche Anti-Nazi, fahren gemeinsam zum finnischen Landhaus des Komponisten, um an der Kantate zu arbeiten. Zwei leidenschaftliche Menschen geraten in einen Kampf um Ideologien, Gefühle, Moral, Musik. Die Liebesbeziehung, die daraus entsteht, ist tief gefärbt von ambivalenten Gefühlen, Eifersucht und der Angst vor Verrat. Ursula wird getrieben von ihrer Sehnsucht nach einem Ersatz für ihren Vater, den sie nie gekannt hat. Broch gerät in einen Zirkel von Schuldbewußtsein und gleichzeitig Wut auf diese junge Frau, die für ihn die nationalsozialistische Versuchung verkörpert.
Die Kantate bleibt unkomponiert, und alles spitzt sich zu, als zuerst Ursulas Verlobter, der inzwischen bei der SS arbeitet, und dann Brochs jüdische Lebensgefährtin auftauchen.

Ursula wird von Broch, der zwischen den beiden Frauen steht, verraten. Sie flieht zurück nach Berlin, wo Gottlieb inzwischen an Plänen zur „Endlösung“ der Judenfrage arbeitet. Und Ursula, einst linientreue Anti-Semitin, wird nicht nur Zeugin, mit welcher Angst Juden in Deutschland leben, sondern muß auch erfahren, daß sie selbst nicht zu dem Herrenvolk gehört, auf das sie so stolz war. Als sie mit einer jungen Jüdin konfrontiert wird, die ihr zum Verwechseln ähnlich sieht, muß sich erweisen, für welche Seite sie sich entscheidet.

Zum geschichtlichen Hintergrund

„Ein Schicksalsjahr“, so nannte das Auswärtige Amt selbst in einem Rundschreiben das Jahr 1938.