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Ethan Hawke spielt ungern Schurken und tut es jetzt doch in "The Black Phone"
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Ethan Hawke spielt ungern Schurken und tut es jetzt doch in "The Black Phone"

Bild von Jochen Becker
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Ein schalldichter Kellerraum. Ein defektes Telefon. Niemand kann den 13-jährigen Finney Shaw (Mason Thames) schreien hören, als er von dem sadistischen Serienmörder „Der Greifer“ entführt wird. Als das Telefon plötzlich klingelt und eine geheimnisvolle Stimme ihm einen wertvollen Tipp gibt, wird klar: Jemand hört ihn, und wer immer es ist, weiß genau, was Finney erwartet, wenn er es nicht schafft, aus dem Keller zu fliehen. Jede Stimme ist ein Opfer. Jede Verbindung ein Hinweis. Jeder Anruf könnte sein Leben retten. Dann klingelt es erneut …

So hat man den vierfach Oscar®-nominierten Ethan Hawke noch nie gesehen – in THE BLACK PHONE spielt er die furchterregendste Rolle seiner Karriere. An seiner Seite gibt Mason Thames sein Spielfilmdebüt. Scott Derrickson, Autor und Regisseur von Sinister, Der Exorzismus von Emily Rose und Marvels Doctor Strange, produziert und inszeniert den Film. Mit dem spannenden Horror-Thriller kehrt Derrickson zu seinen Wurzeln zurück und arbeitet dafür erneut mit Blumhouse, dem führenden Produktionshaus des Genres, zusammen.

Das Drehbuch zum Film stammt ebenfalls von Derrickson in Zusammenarbeit mit C. Robert Cargill (Doctor Strange, das Sinister-Franchise) und basiert auf der preisgekrönten Kurzgeschichte von Joe Hill aus seinem New-York-Times-Bestseller „20th Century Ghosts“. Jason Blum, Scott Derrickson und C. Robert Cargill sind die Produzenten des Films, Ryan Turek und Christopher H. Warner fungieren als Ausführende Produzenten.

Ethan Hawke kenn ihr vor allem als den netten Typen, in seinem neuen Kinofilm macht er aber einen auf Horror. Warum er plötzlich vom Publikum gehasst werden will, das klären wir hier in unserem Podcast.

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Ethan Hawke ist „Der Greifer“

Nur in wenigen Filmen steht der Bösewicht im Mittelpunkt der Geschichte. Die Filmemacher waren sich einig, dass der Greifer, ein Kinderserienmörder und Symbol des Bösen, von einem Schauspieler verkörpert werden musste, der über die nötige Tiefe, Nuance und Stärke verfügt. Der vierfach für den Oscar® nominierte Schauspieler Ethan Hawke, mit dem sie bereits Sinister gedreht hatten, stand ganz oben auf ihrer Liste. „Ich wollte einfangen, wie eine solche Figur für die Kinder fast mythologisch werden kann“, sagt Regisseur Scott Derrickson. „Etwas Unheimliches, aber auch Aufregendes. Faszinierend, aber auch gleichzeitig erschreckend. Die Hürde war jedoch, dass Ethan kein großer Fan von Genre- oder Horrorfilmen ist, weil er sich zu sehr fürchtet“, gesteht Derrickson und lacht.

Tatsächlich zögerte Hawke anfangs. „Es macht mir nichts aus, unsympathische Charaktere zu spielen, aber wenn das Publikum einmal eine offenkundig böse Figur gesehen hat, kann das nicht rückgängig gemacht werden. Das Verhältnis zwischen Publikum und Rolle ist eine ganz andere“, sagt Hawke. Das Drehbuch, und insbesondere die Beziehung zwischen Finney und seiner Schwester Gwen, stimmte ihn jedoch um. „Ich fand es besonders, denn es ist zwar ein Gruselfilm, aber mit einem Herz aus Gold“, sagt Hawke. „Dieser Punkt und die Tatsache, dass ich unbedingt wieder mit Scott zusammenarbeiten wollte, erleichterten mir letztlich die Entscheidung.“

Take a look inside THE BLACK PHONE with Ethan Hawke

Ethan Hawke stellte auch eine Verbindung zu seinen eigenen Ängsten her, zu der Zeit in den 1970er-Jahren, in denen er aufwuchs. „Es gab viele Fälle, in denen Kinder entführt wurden. In diesem Zuge stieg auch die Angst vor Serienmördern explosionsartig an. Wir wurden von der Vorstellung heimgesucht, dass es da draußen einen Verrückten ohne Moral gibt.“

In Joe Hills Kurzgeschichte wurde die Figur des Greifers von John Wayne Gacy inspiriert, einem als Killer-Clown bekannten Serienmörder, der zwischen 1972 und 1978 mindestens 33 junge Männer und Jungen ermordete. „Als ich über diese Art von Jäger nachdachte, stellte ich mir jemanden wie Gacy vor“, sagt Hill. „In den späten 1990er-Jahren gab es außerhalb von Boston einen weiteren Kindermörder, dessen Geschichte mich mein ganzes Leben lang verfolgte. Ich weiß nicht, warum sie mich so beeindruckte, aber sie hinterließ Spuren. Einer der Gründe, warum wir uns der Fiktion zuwenden, ist, dass wir Gerechtigkeit erhalten, die wir im wirklichen Leben nicht erfahren. Im wirklichen Leben passieren diese schrecklichen Dinge, und es gibt keine Möglichkeit, sie ungeschehen zu machen. Also erfinden wir Geschichten, in denen wir sie selbst bestimmen können.“

Der Greifer ist ein gescheiterter Zauberer, der sich in die Dunkelheit zurückgezogen hat. „Ein Teil seiner Seele ist so ausgehöhlt, dass er Dinge rechtfertigen kann, an die normale Menschen nicht einmal denken“, sagt Hawke. „Es ist schwer, dieses Maß an Bösartigkeit zu spielen, weil es unmöglich ist, sie zu rechtfertigen.“

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Sprache: DE

Und obwohl seine Zeiten als Zauberer vorbei sind, trägt der Greifer immer noch furchterregende Masken. Jede von ihnen steht für einen anderen Ausdruck. „Es hat schon etwas für sich, dass er sich so viel Mühe gibt, nicht erkannt zu werden“, sagt Hawke. „Er muss sich wirklich hassen, und dieses Maß an Selbsthass gibt ihm wahrscheinlich die Fähigkeit, andere zu verletzen. Ich war begeistert von der Idee, eine Figur mit einer Maske zu spielen . Als ich das Drehbuch las, stellte ich mir vor, dass es nur eine Maske gibt, aber Scott verfolgte den Plan, dass sich die Maske in diesem seltsamen, symbolischen Universum ständig anpasst – je nachdem, welcher Teil von dem echten Gesicht des Greifers gerade zu sehen ist.“

Die größte Herausforderung beim Tragen der Masken bestand für Hawke darin, herauszufinden, wie er mit den anderen Schauspielern kommunizieren konnte, während er sie trug. „Nach der Pandemie wissen wir alle, wie Masken unsere Beziehung zu anderen Menschen verändern“, sagt Hawke. „Wenn jemand sein Gesicht bedeckt, achtet man automatisch auf seine Gesten. Wir sind daran gewöhnt, die Stimmung von Menschen an ihrem Gesicht abzulesen. Fällt dies weg, verlagert sich der Fokus auf Körpersprache und die Ausstrahlung. Für mich war dieses Spiel eine Herausforderung, die ich für die Figur überwinden musste. Wie steht er? Wie bewegt er sich? Wie ist der Klang seiner Stimme?“

Die daraus resultierende Darstellung ist beeindruckend, aber für Hawke war es die Beziehung zwischen Finney und Gwen, die ihn nachhaltig beeinflusste. „Als ich Ethan den fertigen Film zeigte, hatte er eine sehr starke, persönliche Reaktion darauf“, sagt Derrickson. „Er sagte, der Film sei so spannend und beängstigend und doch gänzlich aus der Sicht der Liebe erzählt. Es ist wahrscheinlich das Schönste, was je eine Person über den Film gesagt hat.“

Mason Thames ist Finney

THE BLACK PHONE wird aus der Perspektive von Finney erzählt, einem 13-jährigen Jungen, der sowohl in der Schule als auch zu Hause von seinem kaputten, alkoholkranken Vater (Jeremy Davies) schikaniert wird. Er ist freundlich, klug und einfallsreich, aber ein wenig schüchtern und unbeholfen, was ihn zum bevorzugten Ziel für fiese und brutale Typen macht. Seine beste Freundin ist seine jüngere Schwester Gwen (Madeleine McGraw).

Finney wird von dem Newcomer Mason Thames in seiner ersten Filmrolle dargestellt. „Finney ist so etwas wie ein Außenseiter“, sagt Thames. „Bevor ich das Drehbuch las, wusste ich nur, dass es ein Horrorfilm ist. Nachdem ich es gelesen hatte, dachte ich, es ist anders, cool und düster. Ich fühlte eine starke Verbindung zu Finney und empfand echte Sympathie für ihn. Ich denke, jeder wird auf Finneys Seite stehen und ihn anfeuern.“

Genau diese Reaktion wollte Regisseur Scott Derrickson für die Figur erreichen: eine starke und emotionale Wirkung zwischen dem Jungen und dem Publikum. „Joe Hills Kurzgeschichte ist sehr kompakt und geradlinig“, sagt Derrickson. „Aber trotz der Einfachheit der Struktur fühlte ich mich in die Hauptfigur hinein. Es war spannend, diese Figur noch weiter auszubauen und dem Publikum die Möglichkeit zu geben, die Angst zu spüren, die Finney empfindet. Wir haben viele Kindern vorsprechen lassen und hatten das Glück, Mason für die Rolle des Finney zu finden. Er ist die tragende Figur in diesem Film, mit einer sehr nuancierten, kraftvollen und anspruchsvollen Darstellung.“

Mehrere Aspekte von Finney und seinem Leben entstammen Derricksons eigenen Kindheitserinnerungen. In einer der ersten Szenen des Films sieht Finney den Horrorklassiker Schrei, wenn der Tingler kommt von William Castle aus dem Jahr 1959. „Als Kind habe ich in meinem Keller Spukhäuser gebaut“, sagt Derrickson. „Nachdem ich Schrei, wenn der Tingler kommt gesehen hatte, bekam ich den Film nicht mehr aus meinem Kopf. Es war der erste Horrorfilm, auf den ich von allein aufmerksam wurde. Er ist komplett in Schwarz-Weiß gedreht und die Szene, in der plötzlich knallrotes Blut auftaucht, hat sich zweifellos in mein Gehirn eingebrannt. Es vergeht keine Woche, in der ich nicht an die Bilder aus diesem Film denke. Kinder haben eine Faszination und ein angeborenes Bedürfnis, diese schrecklichen Dinge in sich aufzunehmen. Ich glaube, es ist eine instinktive Auseinandersetzung damit, wie beängstigend es ist, ein menschliches Wesen zu sein.“

Finney lernt auch einen neuen Freund kennen, Robin (Miguel Cazarez Mora), der Finney gleich zu Beginn des Films gegen eine Gruppe von Rüpeln verteidigt. „Es gibt eine Szene mit Robin und Finney, in der sich beide Jungs auf der Schultoilette unterhalten. Dieses Gespräch fand Wort für Wort so statt, wie es einst zwischen einem guten Freund und mir geführt wurde, als ich in der Grundschule war“, berichtet Derrickson. „Er war der stärkste Junge in der Schule, und aus irgendeinem Grund hatte er Gefallen an mir gefunden. Ich finde es erstaunlich, wie diese Momente, die man erlebt, wenn man so jung ist, einen solchen Eindruck hinterlassen.“

Ethan Hawke spielt nie Schurken und tut es jetzt doch in "The Black Phone"
Sprache: DE

Obwohl Thames natürlich wusste, dass der Film nicht real war, wirkten die Szenen zwischen Thames und Ethan Hawkes Figur Der Greifer so intensiv, dass Hawke die Psyche seines Co-Stars schützen wollte. „Dieser Film konnte nur so weit gehen, wie er für Mason tragbar war“, sagt Hawke. „Mason liebt die Schauspielerei und es war einfach toll, mit ihm zusammen zu spielen. Ich habe darauf geachtet, dass er, wenn die Kameras aus waren, stets die Art von Spaß nachvollziehen konnte, den wir am Set hatten.

Die Lieblingsszenen von Thames waren zweifellos alle, die er mit Hawke drehen durfte. „Als ich mir einige der ersten Szenen ansah, war ich so aufgeregt zu sehen, wie ich von Ethan Hawke entführt und in seinem Keller eingesperrt werde“, sagt Thames und lacht. „Aber in Wirklichkeit sind Ethan und der Greifer zwei völlig unterschiedliche Menschen. Furchteinflößend ist er in seiner Rolle dennoch. Als ich die Maske zum ersten Mal sah, war ich wie erstarrt. Ich schätze ihn als Schauspieler sehr, somit war es eine unglaubliche Erfahrung, ihm bei der Arbeit zuzusehen.“

Masons Erfahrungen in Ballett und Fußball erwiesen sich bei einigen Stunts als hilfreich. „Die Anweisungen der Choreografen zu befolgen, war für mich kein Problem. Diese Art von Bewegungen, die bei Stunts gefordert werden, sind mir bekannt“, sagt Thames. „Ich bin schnell, beweglich, und wie auch beim Ballett muss man oft verbergen, dass man eigentlich ziemlich müde ist.“

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