Cowboys und Aliens Interview mit Olivia Wilde

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Mit Mike Nichols haben sie gerade einen weiteren Sci-Fi-Film gedreht: "In Time". Wie war das ?
Faszinierend. Mike Nichols ist ein Visionär mit einer sehr interessanten Vorstellungskraft. Und dieser Film ist wirklich cool. Ich spiele Justin Timberlakes Mutter, eine 50 Jahre alte Frau - das habe ich nie erwartet. Und es ist wirklich gut gemacht. Das tolle an Science-Fiction ist, dass es keine Grenzen für die Vorstellungskraft gibt, keine Logik, die einen zurückhält, jeder Mythos kann seine eigenen Regeln haben, darum ist es unvorhersehbar. Und darum lieben die Leute das Genre seit Ewigkeiten.

Apropos Justin Timberlake. Es gibt jede Menge Gerüchte, dass sie alle möglichen Junggesellen in Hollywood daten. Ist da was dran ?
Nein, nein. Die Leute wollen so was einfach wissen aber das passiert schon seit Jahrzehnten mit jedem, der in Hollywood arbeitet. Das gehört einfach dazu.

Wie wichtig ist ihre Rolle in "Dr. House" für ihre Karriere ?
Ich verdanke "Dr. House" alles. Ohne die Serie wäre ich nicht hier. Vor allem weil sie mich dort gehen ließen, um "Cowboys & Aliens" zu drehen. Sie hätten auch nein sagen können.

Hugh Laurie ist zufällig auch Brite, genau wie Daniel Craig.
Das ist schon interessant. Aber sie kriegen beide einen sehr guten amerikanischen Akzent hin. Als ich damit anfing, wollte ich eigentlich kein mehr Fernsehen machen, aber "Dr House" ist eine tolle Show, mit tollen Autoren und großartigen Frauenrollen. Es gibt nicht viele Serien oder Filme, die es Frauen erlauben so komplex zu sein wie bei "Dr.House".

Können sie durch die Serie jetzt auch kleinere Verletzungen behandeln ?
Na klar, ich glaub das könnte ich. Ich weiß viel über den Körper. Aber eher durch meine Zeit in Haiti. Da habe ich im Laufe der Zeit sehr viel über Medizin gelernt. "Dr.House" hat mir aber viel über den nötigen Repekt vor dem Körper und vor Ärzten beigebracht. Und wir haben tolle Autoren, die viel recherchieren. Die denken sich das nicht aus. Jede Krankheit ist echt. Sie brauchen drei Quellen, die jede mögliche Diagnose bestätigen. Ich hänge gerne im Raum der Schreiber rum und gucke mir ihre Notizen und Ideen an.

Stimmt es dass sie demnächst die Pornodarstellerin Linda Lovelace spielen sollen ?
Das ist noch nicht sicher. Die Filmemacher sind interessant, sie haben "Howl" gedreht und viele Dokus, sie sind sehr talentiert und haben eine interessante Sichtweise. Es ist ein anderer Film als der den Lindsay Lohan drehen wollte. Und ich finde die Figur sehr faszinierend. Ich denke, das wäre eine coole Erfahrung. Es wäre eine Filmbiographie, die aber eine etwas objektive Sichtweise hat.

Stimmt es das sie in Zukunft mehr Komödien machen wollen ?
Ja. Ich mag jede Art von Film. Aber ich liebe es Komödien zu drehen. Es ist am Set immer lustig. Man muß es aber ernst nehmen. Die Figuren funktionieren nur, wenn sie das ernst nehmen, was sie wollen. Ich bin mit Slapstick-Komödien aufgewachsen und würde liebend gerne mehr davon machen. Ich bringe Leute gerne zum lachen und das tolle am Schauspielerdasein ist dass man menschliche Erfahrungen darstellt. Man erlaubt den Leuten, etwas zu empfinden. In einer Welt voller Leid ist es toll den Menschen ein bißchen Freude zu bringen. Und Leute lachen zu sehen, wenn man etwas albernes tut, fühlt sich toll an.

Ist es leicht sie zum Lachen zu bringen ?
Ja. Aber es ist wirklich schwer mich zu schocken. Ich finde es toll das Filmemacher da jetzt mehr wagen und den Schmuddelfaktor erhöhen. Ich glaube das liegt am Internet. Auf YouTube kann man umsonst echt schockierende Sachen sehen. Wenn die Leute also für einen Film bezahlen - und das ist für einige viel Geld heutzutage, dann wollen sie geschockt werden, sie wollen etwas das sie umhaut. Das ist die Idee bei Filmen wie "Wie ausgewechselt". Ich fand das toll, weil meine Rolle ganz anders ist als Ella in "Cowboys & Aliens".
Ich spiele eine moderne Frau, wild und seltsam aber auch sehr professionell. Das spiegelt moderne Frauen besser wieder als die meisten Filme.

Olivia Wilde
Olivia Wilde

Hatten sie ein Schlüsselerlebnis, dass sie zur Schauspielerei gebracht hat ?
Es gab da viele Filme . So lange ich mich zurückerinnern kann, war ich ein so merkwürdig exzentrisches Kind, dass es irgend jemand einfach vorschlug und ich dachte nur "Klingt gut, das mach ich". Ich war schon früh bei den Aufnahmen zu "Saturday Night Live" dabei und das hat mich wirklich gefesselt. Da wollte ich mitmachen - als ich zehn Jahre alt war. Ich liebte die Energie der Darsteller, die von einem Set zum nächsten rasten. Aber ich bin auch mit Sci-Fi- und Westernfilmen aufgewachsen. Ich hab mich immer mit den männlichen Darstellern identifiziert. Bei "Die glorreichen Sieben" wollte ich Steve McQueen sein. In "Cowboys & Aliens" wollte ich darum etwas schaffen, womit sich Frauen identifizieren können.

Sie waren also kein typisches Mädchen, mehr Kumpeltyp als Prinzessin ?

Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem. Ich war allerdings kein Mannweib. Ich denke jederJunge und jedes Mädchen möchte Steve McQueen in "Die glorreichen Sieben" sein. Man identifiziert sich einfach mit dem interessantesten Charakter. Bei meinen Recherchen über Frauen im Wilden Westen habe ich aber festgestellt, dass sie enorm hart sein mussten um in der Natur zu überleben, mit Indianern und Gesetzlosen. Sie mussten stark und mutig sein. In Filmen dagegen sind sie zwar auch hart, aber dann sind es harte Prostituierte, harte Puffmütter, harte Rancherfrauen. Ella ist dagegen mehr ein Cowboy. Sie kann mit dem Colt umgehen, benutzt aber lieber ihren Verstand. Sie ist feminin, aber stark.

Aber ihre Figur, Ella ist ja auch ein Alien... haben sie sich zur Vorbereitung mit Aliens unterhalten ?
Spoiler-Alarm ! Ja dafür habe ich viele Außerirdische befragt. Der Aspekt war faszinierend, denn ich mußte ihren Hintergrund als Frau im Wilden Westen ausarbeiten und gleichzeitig ihre Geschichte als jemand der von ganz woanders herkommt. Ich stelle sie mir eher wie eine engelsähnliche Gestalt vor, fast wie ein Geist, der geschickt wurde, damit Daniels Figur sich selbst vergeben kann, ihn aufzubauen, so daß er erkennt dass er ein guter Mensch ist und sich rehabilitieren und seine Mitmenschen retten kann. Sie ist eine mystische Figur, ich habe mir keine Gedanken gemacht, ob sie von einem ganz bestimmten Planeten stammt. Ich habe mir nur vorgestellt, dass ihre Vergangenheit von Verlust und Schmerz geprägt ist. Darum ist sie hier. Sie ist bereit sich zu opfern. Sie ist eine Märtyrerin. Ich habe deswegen über Menschen recherchiert, die einen Völkermord überlebt haben - und über Selbstmordattentäter. Denn das ist Ella.

Wegen der Sci-Fi-Elemente musste bei Cowboys & Aliens viel Bluescreen eingesetzt werden. War das schwierig für sie ?
Bei Bluescreen bleibt viel am Schauspieler hängen. Ich habe Tron:Legacy gedreht und und sah die ganze Zeit nur rosa Markierungen. Eine interessante Herausforderung. Bei "Cowboys & Aliens"haben wir aber meist mit richtigen Gegenständen gearbeitet und wir haben drei Monate vor Ort gedreht in Santa Fé in New Mexico. Das war aufregend. Ich fand es auch sehr faszinierend wie sie es hingekriegt haben, dass man die Aliens auch im Tageslicht sieht. Bei den Kampfszenen müssen die Computereffekte das Sonnenlicht reflektieren. Das ist wirklich schwierig.

Haben sie denn Puppen gehabt oder Schauspieler, die die Aliens spielen ?
Wir hatten stämmige Footballspieler, mit Styropor-Bällen auf dem Kopf. Das war handgemachte Technik. Die rannten dann rum und spielten die Aliens, damit wir wussten, wo wir hingucken sollten. Meist hat sich der Dreh aber gar nicht angefühlt wie ein Science-Fiction-Film, sondern wie ein Western. Wenn die Special-Effects dazu kamen, waren wir immer ein bißchen überrascht. Wir haben zwar alle Erfahrung damit, waren aber daran gewöhnt, mit echtem Dreck echten Revolvern und Pferden zu arbeiten. Es war ein bißchen schrill, bis ich merkte, dass die beiden Elemente verschmolzen wurden, was ein sehr interessante Herausforderung war. Was ich an diesem Mix mag, ist dass er sich sehr eng ans Western-Format hält. Auch wenn es um Aliens geht, ist es historisch genau, so weit es geht. Mary Zophres, die Kostümdesignerin hat auch bei True Grit gearbeitet und alle Filme der Coen-Brüder ausgestattet. Es gibt dem Film seine Würze, dass er sehr bodenständig ist. Zum Beispiel sagt niemand in dem Film jemals das Wort "Alien". Die Einwohner denken, das sind Dämonen. Denn nur so können sie deren Gegenwart verstehen.

Haben sie den Westen anders kennen gelernt, als sie es sich vorgestellt haben ?
Die Eroberung des Westen ist so spezifisch für die Geschichte der USA. Wir sind damit aufgewachsen, dass die Erfüllung dieser Bestimmung nicht mehr wichtig ist. Alles ist entdeckt, der Westen ist besiedelt. Aber ich lerne gerne mehr darüber wie das passiert ist. Meine Vorfahren gehörten zu den ersten, die von Jamestown nach Westen zogen . Sie waren ganz frühe Siedler. Ich habe mich darum sehr gerne selbst in diese Rolle versetzt und mir vorgestellt was man opfern muss um nach Westen zu gehen. Und es hat mich überwältigt wie viel Mühe das kostete. Zum Beispiel haben sie immer ihre Pianos in ihren Planwagen mitgenommen. Erstaunlich. Die hätten wohl lieber ein Kind von Bord geworfen als das Klavier. Es gibt viele Bilder von den Reisen und ich war erstaunt, dass sie ihre Pianos dabei hatten. Aber es zeigt die Bedeutung von Kunst und Musik in ihrem Leben. Man fragt sich, was man selbst mitnehmen würde, wenn man ein neues Leben in einer so gefährlichen Umgebung beginnt.

Sie kannten Daniel Craig schon vorher...
Ja wir haben uns schonmal getroffen. Ich habe in Prag Probeaufnahmen für "Casino Royale" gemacht. Ich bin froh, dass das nicht geklappt hat, denn so konnten wir diesen Film machen, und ich denke das passt besser für uns als Team.

Wie sind sie damals mit der Absage der James-Bond-Macher klargekommen ?
Als Schauspielerin kriegt man ständig Ablehnungen. Da muss man "zen"-mäßig mit umgehen. Ich habe auch für eine Casting-Agentur gearbeitet, so daß ich wohl eine etwas gesündere Einstellung dazu habe. Man versteht das ganze als Puzzle, dass es oft nicht um die eigene Person geht, sondern dass man einfach nicht zu den anderen Darstellern passt, oder einem anderen Darsteller zu ähnlich ist. Es gibt viele Elemente die da mitspielen. Bei meinem Casting-Job haben wir täglich mehrere talentierte Schauspieler abgelehnt, weil sie nicht passten. Es half mir auch höhere Ansprüche an meine eigenen Castings zu stellen. Es ist eine Höllenprozedur, aber es ist auch eine Kunstform. Schauspieler müssen lernen, sehr kurzfristig in einer merkwürdigen Umgebung zu spielen.

Sie waren im Gespräch für eine Rolle im nächsten Bond. Glauben sie, jetzt unwahrscheinlich ist, weil sie hier schon mit Daniel Craig gespielt haben ?
Ich weiß nicht. Interessante Frage. Es ist ja schon vorgekommen, dass Schauspielern zweimal hintereinander zusammengearbeitet haben. Das liegt jetzt am Bond-Team. Ich habe sehr gerne mit ihm zusammengearbeitet. Und er ist ein fantastischer Küsser. Es gab aber viel mehr Kussszenen beim Dreh. Die meisten haben sie aber rausgeschnitten, weil dann dieser Moment ein echter Höhepunkt ist. Ich finde es auch gut, dass sie sich nicht aus romantischen Gründen küssen, sondern damit er den Kopf frei kriegt, also aus praktischen Gründen.

Olivia Wilde
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