Yes, God, Yes: Filmkritik
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Yes, God, Yes: Filmkritik

Bild von Nils Zehnder
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Kirche und Sexualität sind zwei Begriffe, die sich seit jeher beißen. Dennoch oder gerade deswegen widmet sich Regisseurin Karen Maine in ihrem neusten Film „Yes, God, Yes“ diesem Thema.

Mikrowelle und Backofen

Alice (Natalia Dyer) ist 16 Jahre alt und ihre Eltern sind streng katholisch. So auch der Unterricht in ihrer christlichen Highschool. Zu Beginn des Films wirft uns Regisseurin Karen Maine mitten in den Sexualkunde-Unterricht. An der Tafel steht nicht etwa ein Lehrer, sondern der ortsansässige Pfarrer. So handelt der Unterricht weniger von Fakten als von biblischen Inhalten. Sex vor der Ehe und Masturbation gelten als strenge Tabus, Männer werden zu Mikrowellen (die schnell heiß werden) und Frauen sind Backöfen, die man vorheizen muss.

Wie auch ihre Mitschüler ist Alice in der Pubertät und auf der Suche nach ihrer eigenen Identität. Anders als ihr Glaube es vorschreibt und ihre Mitschüler es leben, spielt dabei auch das Thema Sexualität eine wichtige Rolle. Vom geheimen Sexting auf dem Rechner des Pfarrers oder dem wiederholten Ansehen der Sexszene aus „Titanic“ begeht sie, zumindest ihrem Glauben nach, allerlei Sünden.

Kirchencamp Kirkos

Karen Maine verarbeitet mit dem Film nicht nur christliche Tabuthemen, sondern begibt sich in ihre eigene Vergangenheit. Sie selbst sei in einer ähnlichen Situation der Unsicherheit gewesen. Um wieder auf den rechten Weg zu finden, begibt sich Alice in ein kirchliches Camp. Während sie dort eigentlich über Enthaltung und Reinheit lernen soll, stärkt das Treffen nur ihre Zweifel und sie deckt nebenbei die Doppelzüngigkeit der anderen auf.

Die Hauptrolle in „Yes, God, Yes“ wird von der aus „Stranger Things“ bekannten Schauspielerin Natalia Dyer verkörpert. Sie schafft es, diese innere Zerrissenheit und Verunsicherung zu transportieren. Gerade für Jugendliche in einer ähnlichen Situation liefert der Film einen guten Ansatz, um sich mit dem Thema des Erwachsenwerdens auseinanderzusetzen.

Nebenbei versucht man mehrfach auch den Umgang mit unwahren Gerüchten zu thematisieren. Das gelingt zwar in Teilen, ist aber beim moralischen Kompass des Films etwas fragwürdig. Die Hauptcharaktere versuchen sich an christliche Werte zu halten, es wird allerdings nicht hinterfragt, wie es wohl anderen ergehen könnte. So lässt man ein Gerücht einfach damit enden, dass Alice einem anderen Camp-Besucher den schwarzen Peter zuschiebt. Am Ende trägt dieser viel schwerwiegendere Gerüchte mit sich, doch für den Film ist das Thema an dieser Stelle beendet.

Fazit:

„Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht“ ist ein durchaus sehenswerter und charmant verrückter Film. Anstatt der verhältnismäßig kurzen 78 Minuten hätte man den Film noch mit weiteren Inhalten füllen sollen. Die Zeit hätte man beispielsweise nutzen können, um manche Themen richtigzustellen. Der Film vermittelt größtenteils die richtigen Werte, deutet allerdings vieles nur an und traut sich nicht, einen klaren Schnitt zu machen. So bleibt am Ende leider nur eine unterhaltsame Coming of Age-Komödie mit wenig Tiefe.

"Yes, God, Yes" ist ab dem 05. Februar 2021 auf DVD & Blu-ray verfügbar. Außerdem ist der Film im Abo von Prime Video enthalten.

Yes, God, Yes - Böse Mädchen beichten nicht - Film 2020
Yes, God, Yes - Böse Mädchen beichten nicht - Film 2020

Yes, God, Yes - Böse Mädchen beichten nicht

Mit Natalia Dyer und Alisha Boe
Film Comedy

Alice ist ein Teenager in den Jahren um die Jahrtausendwende. Durch einen AOL-Chat gerät sie an die Freunden der Masturbation und entdeckt ihren Körper und ihre Sexualität. Natürlich nicht ohne ein schlechtes Gewissen, denn Gott beobachtet sie immer und überall und ihr Verhältnis zu Jesus ist eigentlich ganz okay. Wie also passt ihr sexuelles Erwachen in ihren bisherigen Lebensstil?

Gesprächswert75%

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