Interview mit Teri Hatcher (engl. Stimme von Coralines Mutter)

Bild von Sebastian Lorenz
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Wie würden Sie den Film Coraline aus Ihrer Sicht beschreiben?

Ich würde sagen: Coraline ist eine visuell verblüffende 3D-Erfahrung mit einer Geschichte, die an eine moderne Version von „Hänsel und Gretel“ erinnert, aber viel tiefgründiger ist. Es geht um eine Familie, die sich nicht genügend umeinander kümmert. Ihr Kind taucht in eine versteckte Welt ein, die auf den ersten Blick viel besser aussieht als ihr altes Zuhause. Doch sie ist in dieser anderen Realität gefangen und versucht dann, wieder zu ihrer Familie zurückzukehren. Es ist also eine Familiengeschichte.

Wie war es für Sie, erstmals an einem Animationsfilm mitzuwirken?

Es hat viel Spaß gemacht, mich voll auf meine Stimme zu konzentrieren. Das war eine völlig neue Erfahrung. Ich hatte keine Vorstellung, wie das Resultat im Film dann aussehen würde. Darum war ich sehr aufgeregt, als ich den Film-Trailer zum ersten Mal sah, während ich mit meiner Tochter im Kino war. Als ich später den fertigen Film ansehen konnte, war das unglaublich. Es ist alles so toll gemacht und es steckt so viel Handwerkskunst dahinter, dass der Film sich wie ein Kunstwerk anfühlt, das man sich am liebsten an die Wand hängen möchte.

Wie würden Sie Coralines „echte Mutter” beschreiben?

Zunächst einmal ist sie total überarbeitet, ausgepowert und frustriert. Ihre Beziehung zu Coraline ist etwas distanziert, sie ist nicht gerade die treusorgendste und liebevollste Mutter der Welt. Persönlich konnte ich das anfangs nur schwer nachvollziehen, weil ich im Prinzip das genaue Gegenteil bin. Die positiven Eigenschaften, die für mich als Mutter selbstverständlich sind, in meiner Filmrolle auszuklammern, war wirklich harte Arbeit.

Denken Sie, dass wir es uns oft zu einfach machen, wenn wir darüber nachdenken, wie viel besser es anderen vermeintlich geht?

Diese Gedanken sind ganz normal, aber damit macht man sich etwas vor. Je älter man wird, desto mehr wird einem aber bewusst, dass eine solche Sichtweise einfach nicht hilfreich ist. Wir sollten uns lieber darauf konzentrieren, was wir selbst haben. Und wenn uns das nicht gefällt, müssen wir es eben ändern! Wie in einer Ehe oder einer Freundschaft, die nicht so läuft, wie sie sollte. Immer nur darüber nachzudenken, was anders sein könnte, hilft einem da nicht. Man muss pro-aktiv an die Sache herangehen, wenn man etwas ändern will. Entweder man geht diesen Weg oder man lässt es bleiben. Dann muss man aber lernen, sich mit der Situation abzufinden.

Ihre Tochter Emerson hat ebenfalls einen Auftritt im Film.

Ja, sie spricht eine Libelle, es sind aber nur ein paar Sätze. Meine Tochter will auch gar keine Schauspielerin werden, es ist einfach nur süß, dass sie mitmachen konnte. Für uns als Familie ist das eine tolle Sache, meine Tochter liebt den Film genauso wie ich. Vor Henrys Arbeit und der künstlerischen Qualität von Coraline hat meine Tochter sehr großen Respekt.

Ist der Film sowohl für Kinder als auch für Erwachsene gedacht?

Ich denke, alle werden Coraline lieben. Der Film hat einfach sehr viel Tiefe, sehr viele Feinheiten und ist wirklich komplex, sodass er jeden anspricht. Ein echter Familienfilm eben.