Studie: So verändert Corona die Partnersuche
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Studie: So verändert Corona die Partnersuche

Bild von Florian Ulrich
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Wie wirkt sich Corona während des zweiten Lockdowns auf die Online-Partnersuche aus? Die psychologische Dating-Plattform Gleichklang.de befragte hierzu 425 partnersuchende Mitglieder im Alter von 19 bis 79 (Durchschnittsalter: 51,81 Jahre), unter ihnen 240 Frauen, 179 Männer und 6 Personen mit nicht-binärem Geschlecht.

Die Befragung erfolgt durch den Diplom-Psychologen Dr. Guido F. Gebauer. Es zeigten sich folgende Ergebnisse:

- 61 % der Befragten berichteten über eine Verlagerung der Dating-Aktivität auf die Online-Ebene oder auf Telefon und Messenger-Dienste ohne körperliche Begegnung. Mitglieder, die diese Strategie befolgten, setzten Treffen eher aus oder verschoben sie, tauschten sich Online intensiver aus, kommunizierten verstärkt am Telefon oder mithilfe von Messenger-Diensten oder Video-Chats. 37 % der Befragten gaben dabei an, während der Corona-Zeit ganz auf eine Online-Beziehung setzen zu wollen.

- 85 % derjenigen Befragten, die sich weiter treffen wollten oder dies erwägen würden, gaben an, wegen Corona besonders auf den Gesundheitsschutz bei Begegnungen achten zu wollen. 64 % gaben an, bei der Begegnung Abstand halten zu wollen. 59 % gaben an, bei jedem Treffen wechselseitig die Gesundheit vor der Begegnung prüfen zu wollen. 48 % wollten auf Anreisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln verzichten. 42 % gaben an, bei Begegnungen eine Gesichtsmaske tragen zu wollen.

- 70 % erlebten das Online-Dating in der Corona-Zeit als eine psychische Unterstützung. 31 % gaben an, dass sie mithilfe des Online-Dating ihre durch Corona bedingte Einsamkeit reduzieren können. Ebenfalls 31 % gaben an, dass sie wegen Corona mehr Interesse am Online-Dating hätten.

- 30 % der Befragten berichteten umgekehrt von einer Reduzierung ihrer Dating-Aktivität wegen Corona. 15 % gaben dabei sogar an, dass Online-Dating ganz aussetzen zu wollen bis die Corona-Zeit vorbei sei.

Dating-Typen in Corona-Zeiten

Die Datenanalyse zeigte zudem, dass Partnersuchende oft Mischstrategien anwandten. Es ließen sich drei prägnante Typen der Partnersuche in Corona-Zeiten identifizieren, denen sich 55,5 % der Befragten eindeutig zuordnen ließen:

- Vorsichtiger Typus - Online-Dating coronabedingt umgestalten: 38,4 % gaben an, ihre Online-Dating im Sinne einer Verlagerung auf sichere Ebenen (Nutzung von Kommunikationskanälen ohne Begegnung, Treffen nur unter besonderen Sicherheitsaspekten) umzugestalten. Das Interesse am Online-Dating mag bei diesem Typus wachsen, gleich bleiben oder auch abnehmen.

- Vermeidender Typus - Online-Dating deaktivieren: 9,3 % der Befragten gaben an, ihr Online-Dating infolge der Corona-Krise dezidiert zu reduzieren oder ganz auszusetzen, wobei dieser Typus Online-Dating in Corona-Zeiten als dezidiert nicht hilfreich erlebte. Entsprechend greift dieser Typus eher nicht auf eine Strategie der Verlagerung oder größeren Sicherheit bei Treffen zurück, sondern zieht sich eher ganz vom Online-Dating zurück.

- Enthemmter Typus - Corona beim Dating ausblenden: 7,8 % gaben an, Corona beim Dating überhaupt nicht zu berücksichtigen. Dieser Typus nutzt das Online-Dating, um sich von Einschränkungen abzulenken. Entsprechend berichteten die Betreffenden ein gesteigertes Interesse am Online-Dating, ohne aber die geringsten Schutzvorkehrungen bei möglichen Treffen ergreifen zu wollen. Wenn eine Verlagerung auf die Online-Ebene bei diesem Typus stattfindet, dann nur deshalb, weil andere weniger treffbereit sind oder Anreisen aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen schwieriger sind.

Ebenfalls ließ sich bei weiteren 7,8 % der befragten ein ambivalenter Typus identifizieren, der zwischen dem vorsichtigen Typus (Umgestaltung) und dem vermeidenden Typus (Deaktivierung) schwankte.

Wie wirken sich Geschlecht, Bildungsstand und Alter aus?

Die dargestellten Dating-Strategien und Typen in Corona-Zeiten traten nach der Gleichklang-Befragung bei allen Geschlechtern gleich häufig auf. Es zeigten sich zudem keine Zusammenhänge zum Bildungsstand. Schwache, aber statistisch signifikante Zusammenhänge zeigten sich demgegenüber zum Alter:

Ältere Partnersuchende verlagerten ihr Dating-Verhalten etwas häufiger auf die Online-Ebene sowie Telefon und Messenger und gaben häufiger an, bei Treffen auf Sicherheitsmaßnahmen achten zu wollen. Zudem gaben ältere Partnersuchende öfter an, dass das Online-Dating ihnen helfe, die Corona-Zeit zu bewältigen.

Einstellungen zu Corona-Schutzmaßnahmen

14.1 % der Befragten gaben an, die Corona-Schutzmaßnahmen von Bund und Ländern abzulehnen.

Diese Partnersuchenden, die die Schutzmaßnahmen ablehnten, waren weniger bereit, ihr Dating-Verhalten auf die Online-Ebene zu verlagern (47,5 %), achteten seltener auf Sicherheit bei Treffen (52,5 %) und gaben gleichzeitig deutlich seltener an, ihre Dating-Aktivität reduzieren zu wollen (14,3 %).

Resümee

Gebauer fasst die Ergebnisse dahingehend zusammen, dass sich Corona im zweiten Lockdown auf die große Mehrheit der Teilnehmenden beim Online-Dating stark auswirke. Mehrheit verhält sich verantwortungsbewusst. Mehrheitlich werde nach Möglichkeiten der Verlagerung des Dating-Verhaltens auf Kommunikationskanäle ohne körperliche Begegnung gesucht. Fänden Treffen statt, wolle eine große Mehrheit auf die gesundheitliche Sicherheit besonders achten. Für eine große Mehrheit werde das Online-Dating gerade in der Corona-Zeit als hilfreich erlebt, wobei aber umgekehrt fast jeder dritte Teilnehmende seine Dating-Aktivität reduziere oder ganz aussetzen wolle. Besonders hilfreich sei das Online-Dating offenbar für ältere Menschen, die sich gleichzeitig vorsichtiger verhielten als jüngere Personen.

Risikogruppen erzeugen Gesundheitsgefahren

Ein anderes Muster zeige sich allerdings bei Personen, die die Schutzmaßnahmen von Bund und Ländern gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie ablehnten. Von diesen wolle fast niemand die eigenen Dating-Aktivitäten reduzieren, während nur ungefähr die Hälfte bei Begegnungen auf einen Schutz vor Ansteckung achten wolle. Auch wenn diese Gruppe in der Minderheit sei, könnten sich hieraus in Anbetracht der großen Anzahl an Menschen, die am Online-Dating teilnähmen, gesamtgesellschaftlich erhebliche Gesundheitsgefahren ergeben.

Gesprächswert80%
Mit Material vonOTS