Heute Bin Ich Samba - Trailer - Filmkritik

Originaltitel: Samba
| Mit: Omar Sy, Charlotte GainsbourgZehn Jahre lang hat Samba (Omar Sy ,"X-Men - Zukunft Ist Vergangenheit") sich als illegaler Einwanderer in Paris durchgeschlagen. Als Tellerwäscher kommt er nur notdürftig über die Runden, lebt immer noch bei seinem Onkel und hofft auf bessere Zeiten - schon ein Job als Küchenhelfer wäre ein echter Aufstieg. Stattdessen kommt es aber erstmal schlimmer. Bei einer Kontrolle fliegt er auf und landet in Abschiebehaft. Dort trifft er auf die unerfahrene und leicht verpeilte Alice (Charlotte Gainsbourg, "Nymphomaniac"), die quasi als Ferienjob bei der Ausländerbehörde arbeitet. So will sich die gestresste Managerin kurioserweise von ihrem Burn-Out-Syndrom erholen. Allerdings hat sie von den Problemen der Flüchtlinge keine Ahnung und somit auch für Samba keine Lösung. Nur ganz knapp entgeht der dennoch der Abschiebung.
Stattdessen soll er von selbst das Land verlassen. Das tut er natürlich nicht sondern taucht sofort unter und schlägt sich wieder auf eigene Faust durch. Doch jetzt sind seine Möglichkeiten noch beschränkter. Der alte Job ist weg, und Samba muss nehmen, was sich ihm bietet, ob nun als Nachtwächter, Müllmann oder Bauarbeiter - immer mit gefälschten Papieren, also mit falschem Namen und immer auf der Hut vor Razzien des Zolls und der Ausländerbehörden. Kein Wunder, dass er da bald kaum noch weiß, wann er Er selbst ist, wann er Samba ist. Sein Kumpel hat aus dem Identitäts-Wirrwarr allerdings eine Tugend gemacht und gibt sich konsequent als Brasilianer aus, weil das für die Frauenwelt exotischer und vertrauenswürdiger ist als seine algerischen Wurzeln. Ein kleiner Lichtblick in seinem Leben ist Alice, die ihm trotz überdeutlicher Warnung ihrer Freundin die private Telefonummer gegeben hat.
„Du musst Distanz halten“
Das ist also der Nachfolger
für “Ziemlich beste Freunde”, der neue Film von Eric Toledano und Olivier
Nakache.
Den sensationellen Erfolg
ihres letzten Werks weden sie damit natürlich nicht wiederholen können. Dazu dringt hier doch
zuviel Realität in die Filmwirklichkeit. Es ist allerdings nicht die trostlose
Realität der Dardenne-Brüder sondern eine abgemilderte, mainstreamkompatible
Version, die nicht auf Klischees und so manch unglaubwürdige Schicksalswendung
verzichtet.
Dabei gelingen aber auch einige treffende Zuspitzungen, wie in der
Eröffnungsszene, in der die reiche Oberschicht eine rauschende 20er-Jahre-Party
feiert und die Kamera dann langsam in den hintersten Winkel der Location wandert,
in der Samba und seine Genossen die Maschinerie in Gang halten. Die
verschiedenen Episoden des Films führen in verschiedene Schlüsselbereiche der
Gesellschaft, in denen die "Illegalen" möglichst unsichtbar die
undankbaren Jobs übernehmen, nachts in Shoppingtempeln putzen oder aufpassen,
oder die Luxuswohnungen für die Besserverdienenden herrichten. Selbst als Samba
einen Dieb aufhält, muss er statt sich feieren zu lassen anschließend selbst
vor der Polizei flüchten - bezeichnenderweise in einen Müllcontainer.
Wieder setzen Toledano und Nakache auf Omar Sy und seinen Charme. Aber diesmal ist dessen Darstellung viel nuancierter. Und trotzdem ist er doch mehr eine Werbefigur für das multikulturelle Frankreich als ein glaubwürdiger realer Mensch. Dazu sieht er nicht nur zu gut aus sondern ist auch in allen seinen Aktivitäten und Gesprächen zu perfekt, zu nett - und ein bisschen langweilig. Der Filmtitel scheint zwar anzudeuten, dass auch hier auf Sy's tänzerische Qualitäten gesetzt wird. Aber paradoxerweise will Samba auf keinen Fall tanzen - obwohl es im Film mehrmals die Gelegenheit gibt. So ahmt sein Kollege Wilson (Tahar Rahim, "The Cut") beim Fensterputzen vor einer komplett weiblichen Büromannschaft den "Coke-Light-Spot" nach , während Samba sich ziert. Die Filmemacher und ihr Star scheinen absichtlich damit zu kokettieren, dass sie dem Publikum diesen Spaß vorenthalten. Nicht verzichtet wird jedoch auch diesmal auf eine paar soulige Gassenhauer - und eine ausgedehnte Partyszene, die wie aus dem nichts daherkommt, scheinbar damit die Charaktere sich nicht immer in trostlosen Büros treffen müssen und die Hormone ins Spiel kommen können. Aber auch wenn Samba sonst auch kaum etwas anbrennen lässt - zwischen ihm und Alice knistert es doch sehr leise. So wird nie recht klar, was ihr Verhältnis ausmacht.
„Willst du ein Verlierer sein?“
Ist seine Zurückhaltung
Respekt oder Kalkül ? Ist ihre Reserviertheit nur Angst vor dem eigenen
Verlangen ? Bei anderen Figuren waren die Autoren nicht so zurückhaltend. Selbst
Alice abgebrühte und misstrauische Freundin Manu (Izia Igelin) verfällt dem
Aufreißer wie auf Knopfdruck. Die Frauenrollen sind denn auch die Schwäche des
Films. Denn beide sind auf ihre Art sehr simpel - und Alice als angeblich toughe Erfolgs-Managerin
von Anfang an viel zu naiv.
Die Männer - in diesem
Fall durchweg nur Flüchtlinge - sind allesamt grundgute Kerle, die zwar
besseres verdient haben, die aber dafür auch nichts tun.
Hinzu kommt die insgesamt sehr undynamische Erzählweise. Sambas Geschichte verläuft ohne große Höhepunkte, während alle Figuren darauf warten, dass ihr Leben besser wird. So kommt einem die ohnehin üppige Laufzeit von zwei Stunden noch länger vor. Kurz vor Ende wird dann noch mit einer tödlichen Verfolgungsjagd versucht Spannung zu erzeugen, aber dieses Minidrama verpufft durch seine logischen Konstruktionsfehler.
"To Know You Is To Love" heisst es am Ende des Films in einem Filmtitel, der das Motto des Films zusammenfasst. Wenn man die (illegalen) Einwanderer persönlich kennen würde, wäre vielen deren Lage sicher nicht so egal. Aber meist leben sie dafür in zu strikt getrennten Welten. Da braucht es dann schonmal etwas Filmmagie, um sie zusammenzubringen.
"Heute bin ich Samba" ist ein Versuch, die Schicksale illegal Eingewanderter einem Publikum nahezubringen, dass sonst wohl wenig damit zu tun hat. In Frankreich ist das angesichts des Erstarkens rechtsradikaler Kräfte um so nötiger.
Die Story zu Heute Bin Ich Samba - Trailer - Filmkritik:
Samba ist vor zehn Jahren illegal aus Senegal nach Frankreich eingereist. Seitdem arbeitet er auch illegal in Paris. Er und sein Kumpel Wilson stoßen dabei auf Probleme und müssen immer wieder den Job wechseln. Samba träumt aber davon, eines Tages einen Job als Koch in einem Restaurant zu bekommen. Als er dann endlich die Chance auf unbefristete Stelle bekommt, wird leichtsinnig, weil er davon überzeugt ist, dass er auch bald eine Aufenthaltserlaubnis erhält. Allerdings verweigern ihm die Behörden die Papiere und er landet in Abschiebehaft.
Schauspieler:
Omar Sy, Charlotte Gainsbourg, Tahar Rahim, Izïa Higelin, Issaka Sawadogo, Hélène Vincent, Christiane Millet, Liya Kebede, Clotilde Mollet, Jean-Michel Correia, Adel Bencherif, Olivier Nakache, Eric Toledano
Regie:
Eric Toledano, Olivier Nakache
Produktion:
Nicolas Duval, Yann Zenou, Laurent Zeitoun
Drehbuch:
Olivier Nakache, Eric Toledano
Produktionsland & Jahr:
Frankreich 2014
Unsere Videos zu "Heute Bin Ich Samba"
Trailer
Heute Bin Ich Samba
Omar Sy als illegaler Einwanderer, der sich in Frankreich abrackert und Hoffnung auf ein besseres Leben hat.