Watchmen Serie: Kritik
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Watchmen Serie: Kritik

Bild von Nils Zehnder
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Mit der Tötung von George Floyd durch Beamte wurde vor rund 2 Monaten eine weltweite Debatte über Polizeigewalt und Rassismus losgetreten. Diesem Thema widmete sich vergangenes Jahr bereits die HBO-Serie "Watchmen". Mit der heutigen Verfügbarkeit im Heimkino-Bereich ist die Serie aktueller denn je.

Masken sind ein zweischneidiges Schwert. Gelten sie einerseits als Verschleierung des Bösen, so sind sie gerade im Hinblick auf (Super)Helden ein Symbol des Guten und der Freiheit. Diesen Zwiespalt in der Deutung von Maskierung legt sich "Watchmen" zu Grunde. In dieser uns gezeigten alternativen Welt, tragen nicht nur die bösen Masken. Der gesamte Justizapparat trägt sie – zum Schutze der Identität.

Die amerikanische Gesellschaft, die seit nunmehr 30 Jahren unter der Führung von Robert Redford steht, ist gespalten. Prägend dafür ist ein Ereignis, betitelt als "Die weiße Nacht". Dabei wurden unzählige afroamerikanische Frauen, Männer und Kinder von Rassisten gerichtet. Die dafür gezahlten Reparationen bestärkten jedoch nur die Spaltung und riefen eine verfassungsfeindliche Gruppierung namens „Die siebte Kavallerie“ auf den Plan. Als Galionsfigur des Guten steht jenen die Polizistin Sister Night entgegen. So entbricht ein unvermeidlicher Kampf um Gerechtigkeit, der vor keinen Mitteln zurückschreckt.

Menschlichkeit als Superkraft

Die Geschichte Watchmens weicht in der Weise der Darstellung der Helden stark davon ab, was man von Marvel oder DC gewohnt ist. Während sich Helden sonst meist als kleine Gruppierung von der Gesellschaft abheben, so sind sie in der alternativen Welt von "Watchmen" ein Teil davon. Des Weiteren weicht man vom typischen Fähigkeiten-ABC des Action-Kinos zurück und lässt die waren Helden nicht nur menschlich wirken, sondern zeigt Menschen.

Während wir die Helden durch die Utopie Amerikas begleiten, müssen wir stetig alles Gezeigte hinterfragen. Die geschickten Verstrickungen, die Damon Lindelof in seine Produktion einfließen lässt, machen die Serie so herrlich unvorhersehbar. Wer hier noch gut, noch böse ist, mag erst durch jede weitere Minute der Geschichte klarwerden. In Watchmen geht es also nicht alleinig um die Unterhaltung der Massen in Form von Mainstream-Kino.

In den Möglichkeiten des Genres baut Lindelof ein Szenario, das nicht nur zum Mitdenken, sondern zum Umdenken anregen soll. Zwar wird die Seite der Antagonisten unter der Rorschach-Maske stark unter den typischen Rollenbildern der White Supremecy gezeichnet, doch spiegelt das in großen Teilen noch heute die Gesellschaft wider. Die Serie, wie in der Comicvorlage, in die 80er Jahre zu legen, verschärft damit das gezeigte weiter. Selten wird einem klarer, dass etwas, das 1985 schon bekämpft wurde, auch im liberal anmutenden 2020 noch eine tragende Rolle spielt.

Fazit

"Watchmen" in der Serienadaption ist ein weiteres Beispiel dafür, welch hohen Anspruch man auf die Eigenproduktionen aus dem Hause HBO legt. Während andere Genrevertreter eine Rassismusdebatte nur als Teilhandlung inszenieren, bietet sie in Watchmen den Nährboden der Serie. Damon Lindelof ist es gelungen, andere Zielgruppen an ein kontrovers diskutiertes Thema heranzuführen, ohne dabei jedoch den Sinn und das Gespür des Heldenkinos zu verlieren. Watchmen ist nicht nur Unterhaltung, sondern auch Weckruf und Anstoß für kontroverse Diskussionen.

Die Miniserie "Watchmen" ist ab dem 30. Juli auf DVD und Blu-ray verfügbar. Im Player haben wir für euch den Trailer zur Serie.

Gesprächswert90%

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